Finanzen

Monte Paschi in Not: Italien will Skandal-Bank nicht retten

Die Regierung in Rom will im Fall der in bedrohliche Schieflage geratenen Monte dei Paschi Härte zeigen: Die Bank soll nicht verstaatlicht werden. Nun fragen sich die Märkte, woher die 3 Milliarden Euro kommen werden. Die sozialistische Stiftung, die größter Anteilseigner der Bank ist, will keine ausländischen Eigentümer. Doch die Haie kreisen bereits um um die älteste Bank der Welt.
30.12.2013 15:37
Lesezeit: 1 min

Die schwer angeschlagene Bank Monte dei Paschi di Siena soll nach dem Willen der italienischen Regierung auch nach der vorerst geplatzten, dringend notwendigen Kapitalerhöhung ihre Eigenständigkeit behalten. Der Regierung sei daran gelegen, dass die finanzielle Aufstockung von drei Milliarden Euro für die älteste Bank der Welt umgesetzt und die Bank nicht verstaatlicht werde. Zudem solle das Institut seine unter dem früheren Premierminister Mario Monti erhaltenen Bonds zurückzahlen, sagte ein Regierungssprecher am Montag.

Die Anleger zeigten sich verunsichert wegen der unklaren Perspektiven für die Bank. Zunächst gab das Papier nach der Verschiebung der Kapitalerhöhung um bis zu knapp acht Prozent nach, der Kurs wurde vorübergehend ausgesetzt. Am Mittag lag es dann wieder leicht im Plus.

Nach einer beispiellosen Revolte ihres Großaktionärs, der ebenfalls Monte Paschi heißenden Stiftung aus Siena, steht die Führung der Bank vor einem Scherbenhaufen. Eine Aufstockung des Kapitals schon im Januar wurde am Samstag auf der Aktionärsversammlung des Geldhauses abgelehnt. Der Sanierungsplan steht damit infrage. Die Stiftung steckt selbst in Schwierigkeiten und hatte eine Verschiebung des Kapitalschritts auf Mai gefordert. "Dadurch, dass der Hauptaktionär um einen Aufschub gebeten hat, arbeiten wir nun daran, sicherzustellen, dass es mit der Kapitalerhöhung vorangeht", sagte der Regierungssprecher.

In dieser Situation kreisen die Finanz-Haie um die MPS: Für ausländische Banken und Spekulanten könnte die Bank ein interessantes Objekt sein. Sie könnten die Schulden übernehmen und in Anteile umwandeln.

Das größte Problem ist die sozialistische Stiftung, die als Mehrheitseigentümer der Bank fungiert. Sie will nicht nachschießen, weil sie selbst pleite ist. Zugleich will sie ausländische Investoren verhindern. Doch offenbar ist bei der Stiftung ein Umdenken zu beobachten. In einem Interview mit dem Corriere sagte die Präsidentin der Stiftung, Antonella Mansi, dass die Stiftung bereit sei, ihre Anteile zu verkaufen. Sie hoffe jedoch, dass die Sozialisten wenigstens einen kleinen Anteil behalten können, denn dies sei die einzige Rechtfertigung, warum es diese Bank in Siena überhaupt gibt. Die Ablehnung der Kapitalerhöhung begründete Mansi mit einem möglichen Verlust von 700 Millionen Euro, der der Stiftung gedroht habe. 

Die 1472 gegründete Traditionsbank ist wegen riskanter Derivategeschäfte und der Schuldenkrise in der Schieflage. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren fast acht Milliarden Euro Verlust geschrieben, auch 2013 werden rote Zahlen erwartet. Die Regierung stützt das Institut mit 4,1 Milliarden Euro. Für eine Genehmigung dieser Staatshilfe verlangt die EU-Kommission eine Kapitalerhöhung, anderenfalls droht eine Verstaatlichung.

Mehr zum Krimi um die MPS und den vielen prominenten Beteiligten an der Geschichte hier. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...