Politik

Steuerfahnder: Uli Hoeneß hat 27,2 Millionen Euro Steuern hinterzogen

Wer bietet mehr: Die Steuerfahnder präsentierten am Dienstag dem Gericht die sensationelle Zahl von 27,2 Millionen Euro, die Uli Hoeneß an Steuern hinterzogen haben soll. Hoeneß hatte demnach bei seiner Bank Vontobel zwischenzeitlich ein Vermögen von 150 Millionen Euro angesammelt.
11.03.2014 18:14
Lesezeit: 2 min

Der Druck auf Uli Hoeneß nimmt zu. Im Prozess gegen den Präsidenten des FC Bayern bezifferte die Steuerfahndung die Steuerschuld des 62-Jährigen am Dienstag vor dem Landgericht München auf insgesamt 27,2 Millionen Euro. Der Großteil davon ergebe sich aus neuesten Daten über die millionenschweren Devisengeschäfte. Die Staatsanwaltschaft hatte Hoeneß lediglich wegen 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern angeklagt. Da die Hauptverhandlung läuft, schützt es ihn nicht, dass die Strafverfolger zunächst nicht die gesamte Summe aufdeckten. Der Ex-Fußballprofi selbst hatte am Montag überraschend eingeräumt, insgesamt 18,5 Millionen Euro nicht gezahlt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft wollte Hoeneß zunächst "nur" wegen 3,5 Millionen anklagen.

Am Montag hatte Hoeneß gesagt, dass er 18,5 Millionen Steuern hinterzogen habe und nun alles auf dem Tisch liege.

Einen Tat später sind offenkundig weitere knapp 10 Millionen dazugekommen.

Hoeneß türmte einer Rosenheimer Steuerfahnderin zufolge in den Jahren bis 2005 mit seinen Devisenspekulationen ein gewaltiges Vermögen auf. Der Saldo seiner Konten bei der Schweizer Bank Vontobel habe zeitweise mehr als 150 Millionen Euro betragen, erklärte die Beamtin. In manchen Jahren habe der Gewinn mehr als 30 Millionen Euro betragen. Allerdings verließ ihn das Glück wieder: Bis 2010 verlor er seine Gewinne wieder. Richter Rupert Heindl ließ durchblicken, dass er auch diesen Trend beachten will. "Da sind Verlustvorträge zu berücksichtigen, die in diesem Leben nicht mehr zur Anwendung kommen", sagte er.

Für Aufregung sorgte die Steuerfahnderin mit einem Detail: Eine Datei auf einem USB-Stick, den sie erst im Februar von Hoeneß' Anwälten erhalten habe, sei bereits vor gut einem Jahr kurz nach dessen Selbstanzeige erstellt worden. Dies sei von EDV-Experten ihres Hauses ermittelt worden, erklärte sie im Zeugenstand. Die Kammer lud für Mittwoch den Spezialisten der Steuerfahndung vor.

Während die Beamtin akribisch seine Jahreseinkommen und hinterzogenen Kapitalertragssteuern aufzählte, schaute Hoeneß die 45-Jährige noch mit gerötetem Kopf und zusammengepressten Lippen an. Als sie nach detailreichen Auskünften über den Datenstick schließlich am Richtertisch vorrechnete, auf welche Steuerschuld sie durch die Devisengeschäfte kommt, war Hoeneß das Entsetzen anzusehen.

Der Fußballmanager und Unternehmer hatte sich am Montag reumütig gezeigt und beteuert, er wolle zur vollen Steuerehrlichkeit zurückkehren. Am zweiten Verhandlungstag schwieg er. Der Prozess war ursprünglich auf vier Verhandlungstage angesetzt. Angesichts der immer komplexeren Sachlage wird aber damit gerechnet, dass Richter Heindl weitere Termine plant. Für Mittwoch ließ er auch den für Hoeneß zuständigen Betriebsprüfer als Zeugen laden.

Offen ist, ob Hoeneß seine Vergehen rechtzeitig und umfassend beim Finanzamt anzeigte, so dass er eine Haftstrafe abwenden kann. Auf Steuerhinterziehung stehen bis zu fünf Jahre Haft, in besonders schweren Fällen zehn Jahre. Der Bayern-Präsident beruft sich darauf, dass das Gesetz Steuerhinterziehern bei einer Selbstanzeige Straffreiheit gewährt.

Aus der Politik wurden unterdessen Rufe nach einem Rücktritt des Sportfunktionärs Hoeneß laut. "Spätestens jetzt ist es Zeit, sein öffentliches Amt beim FC Bayern München niederzulegen", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter der "Neuen Osnabrücker Zeitung". SPD-Finanzpolitiker Joachim Poß forderte: "Wenn Hoeneß den Anstand hätte, den er für sich reklamiert, müsste er jetzt gehen."

Fans des FC Bayern stärkten ihrem Idol auch am zweiten Verhandlungstag den Rücken. Sie verweisen auf die jahrzehntelangen Verdienste des Ex-Fußballers und Weltmeisters von 1974. Im Gerichtssaal trugen Hoeneß-Unterstützer Fanschals des FC Bayern und T-Shirts mit der Aufschrift "Mia san Uli".

Sie befanden sich allerdings deutlich in der Minderheit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: Polen interveniert - ein verdächtiges Manöver?
22.05.2025

Ein russisches Schiff der „Schattenflotte“ hat verdächtige Manöver in der Nähe des Verbindungskabels zwischen Polen und Schweden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI statt Ruhestand: Google-Mitgründer Brin kehrt zurück – jetzt wird’s ernst
22.05.2025

Sergey Brin ist zurück – getrieben von der KI-Revolution. Google greift mit neuer Macht an, doch die Fehler der Vergangenheit sitzen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardär Arnault warnt: EU treibt Industrie in den Abgrund
22.05.2025

Bernard Arnault, der reichste Mann Europas, schlägt Alarm: Die EU spiele mit dem Feuer, während Zölle explodieren und ganze Branchen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüssel bremst Billig-Boom: EU erklärt Temu und Shein den Zoll-Krieg
22.05.2025

Die EU greift zur Zollkeule: Mit einer neuen Pauschalabgabe sollen Temu und Shein ausgebremst werden – doch am Ende zahlen Europas...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien: Banken vergeben deutlich mehr Kredite für Wohnimmobilien
22.05.2025

Die Immobilienpreise waren zeitweise spürbar gefallen, nun kommt der Markt wieder in Fahrt. Verbraucher und Investoren schließen deutlich...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
22.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Einwanderungsland Deutschland: Jeder vierte Mensch hat einen Migrationshintergrund
22.05.2025

Rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben im vergangenen Jahr in Deutschland gelebt. Das sind vier Prozent mehr als im...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - Alle sechs AfD-Kandidatin scheitern
22.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...