Politik

Brasilien: Gewerkschaften rufen zu Streiks an Flughäfen auf

Lesezeit: 2 min
12.06.2014 13:12
Die lokalen Arbeitnehmer-Vertreter wollen zur Eröffnung der Fußball-WM die großen Flughäfen Brasiliens bestreiken. Die nationalen Gewerkschaften lehnen einen Streik ab. Ein erneuter U-Bahn-Streik in Sao Paulo wurde zunächst verhindert.

Am Eröffnungstag der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien müssen sich Fans aus aller Welt auf Verzögerungen bei ihrer Anreise einstellen. In Rio de Janeiro rief eine Gewerkschaft das Bodenpersonal an drei großen Flughäfen auf, die Arbeit am Donnerstag für 24 Stunden niederzulegen. Es blieb zunächst unklar, wie viele Mitarbeiter sich dem Streik anschließen. Die nationale Gewerkschaft der Flughafenmitarbeiter SNA distanzierte sich von dem Aufruf der kommunalen Arbeitnehmervertretung SIMARJ. Diese fordert mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und Bonuszahlungen wegen der Fußball-WM.

In Sao Paulo konnte dagegen wenige Stunden vor dem heiß ersehnten Anpfiff des WM-Eröffnungsspiels von Brasilien gegen Kroatien (22.00 Uhr MESZ) ein weiterer Streik der U-Bahnfahrer abgewendet werden. Die dortige Gewerkschaft entschied sich am Mittwochabend, ihren Ausstand vorerst nicht fortzusetzen und das Angebot für ein Gehaltsplus von knapp neun Prozent wohlwollend zu prüfen. Gleichwohl stellen sich die Behörden in Sao Paulo auf Proteste und Straßenblockaden rund um das erst kürzlich fertiggestellte WM-Stadion ein, das mit Baukosten von 525 Millionen Dollar ein Symbol für die Ausgabenexplosion rund um das sportliche Großereignis geworden ist.

Die WM in Brasilien ist die teuerste in der Geschichte des Fußballweltverbands Fifa. Das Schwellenland lässt sich das Ereignis umgerechnet mehr als acht Milliarden Euro kosten. Viele Bürger sind der Ansicht, dass die Regierung das Geld lieber für Gesundheit und Bildung hätte ausgeben sollen. Der Unmut war bereits im vergangenen Jahr in Massenprotesten und teilweise heftigen Straßenschlachten eskaliert.

Die brasilianische Regierung setzt darauf, dass mit dem WM-Anpfiff und möglichst vielen Erfolgen der Mannschaft rund um den 22-jährigen Torjäger Neymar die Fußballbegeisterung Kritiker verstummen lässt. "Was ich mehr und mehr sehe, ist das Willkommenheißen der Teams und die Freude der brasilianischen Bevölkerung über unsere Mannschaft", sagte Präsidentin Dilma Rousseff am Mittwoch. Die Präsidentin stellt sich im Oktober zur Wiederwahl und hofft auf einen WM-Bonus. Sollte die brasilianische Mannschaft dagegen schlechter abschneiden als erwartet, könnte dies auch Rousseffs Pläne für eine zweite Amtszeit zunichtemachen.

Fifa-Präsident Sepp Blatter will trotz zunehmender Korruptionsvorwürfe für eine weitere Amtszeit kandidieren. "Meine Mission ist noch nicht beendet", sagte der 78-Jährige am Mittwoch auf dem Fifa-Jahreskongress in Sao Paulo. Der Schweizer hatte eigentlich erklärt, nach 16 Jahren an der Spitze des Weltfußballverbandes nicht noch einmal antreten zu wollen. Einen Amtsverzicht forderten in dieser Woche auch europäische Verbände. Blatter hat jedoch so viel Rückhalt unter den Delegierten, dass er seinen Wunsch durchsetzen kann. Eine weitere Amtszeit würde bis 2019 dauern.

Der Fifa sieht sich massiven Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. Besondere Kritik gibt es an der Entscheidung, die WM 2022 in Katar auszutragen. Fifa-Anwalt Michael Garcia, der seit fast zwei Jahren Korruptionsvorwürfe untersucht, erklärte, er werde bei seinen Ermittlungen nichts unversucht lassen. Garcia wird seinen Abschlussbericht in etwa sechs Wochen an den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert übermitteln, der die rechtsprechende Kammer der Fifa-Ethikkommission leitet. Sollte sich der Korruptionsverdacht gegen Katar bestätigen, könnte das Emirat die WM verlieren. Denkbar wäre auch eine neue Abstimmung

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...