Finanzen

Fed muss weiter Milliarden drucken

Die US-Notenbank muss monatlich noch immer 35 Milliarden Dollar in den Finanzmarkt pumpen, um die US-Wirtschaft zu stützen. Die Fed drosselt ihre monatlichen Anleihekäufe nur leicht um zehn Milliarden Dollar. Zudem belässt sie den Leitzins auf einem Rekordtief von 0,25 Prozent.
19.06.2014 11:43
Lesezeit: 2 min

Die US-Notenbank drosselt ihre Geldspritzen weiter und peilt für 2015 Zinserhöhungen an. Die monatlichen Konjunkturhilfen werden nun zunächst um zehn Milliarden Dollar gekürzt, wie der für die Zinspolitik zuständige Offenmarktausschuss der Federal Reserve (Fed) am Mittwoch entschied. Das Volumen der Ankäufe von Staatsanleihen und Hypotheken-Papieren beträgt damit immer noch 35 Milliarden Dollar pro Monat.

Die Notenbanker um Fed-Chefin Janet Yellen beließen den Leitzins bei null bis 0,25 Prozent. Nur ein Zentralbanker will ihn noch dieses Jahr erhöhen, zwölf Kollegen 2015 und drei weitere wollen damit bis 2016 warten. Zugleich könnten die Zinserhöhungen 2015 etwas kräftiger ausfallen als bislang gedacht, wie aus den Prognosen hervorgeht. Yellen betonte, es müsse weiterhin Unklarheit über den „weiteren Zinspfad“ herrschen. Die Fed könne sich nicht vorab festlegen und werde den Kurs flexibel an Konjunktur und Inflation anpassen.

Die Fed-Führungsmitglieder veranschlagen im Schnitt für Ende 2015 ein Zinsniveau von 1,125 Prozent. Im März hatten sie lediglich 1,00 Prozent angepeilt. „Gut zwei Drittel der Notenbanker erwarten mindestens drei Leitzinsschritte für 2015. Dies dürfte die Zinserhöhungsspekulationen befeuern“, meint Ökonomin Ulrike Rondorf vom Bankhaus Lampe. Zugleich veranschlagt die Fed nun für Ende 2016 ein Leitzins-Niveau von 2,5 Prozent. Im März waren noch 2,25 Prozent angepeilt worden.

Für 2014 beurteilt die Fed nach dem kältebedingt schwachen Start ins Jahr die Wachstumsaussichten nicht mehr ganz so rosig. Sie veranschlagt jetzt ein Plus von maximal 2,3 Prozent, im März hatte sie mit bis zu drei Prozent gerechnet. An den Prognosen für die kommenden Jahre machte die Fed jedoch keine Abstriche.

Erstmals nahm an der Zinssitzung auch der neue Fed-Vizechef Stanley Fischer teil. Der frühere israelische Notenbankchef hatte erst vorige Woche vom Senat grünes Licht bekommen für den Posten erhalten. Der Ökonomie-Professor mit israelischem und amerikanischem Pass gilt als Pragmatiker. Er wird mit Yellen zusammen die schier unlösbare Aufgabe gestalten müssen, die in den Krisenjahren durch diverse Konjunkturprogramme auf 4,3 Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz der Fed wieder auf Normalmaß zu stutzten.

Die Kardinalfrage ist, ob sie vor oder erst nach einer Zinserhöhung damit beginnen wird. Um die Bilanzsumme zu verringern, kann die Fed mit der Praxis brechen, die Einnahmen aus auslaufenden Wertpapieren wieder in neue Titel zu investieren. Sollte sie Papiere abstoßen, könnte die Bilanz noch schneller schrumpfen. Yellen sagte, es bleibe bei dem 2011 beschlossenen Prinzip, die aufgeblähte Bilanz mit der Zeit zu normalisieren. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Fed Hypothekenpapiere abstoßen werde. Sie hoffe, noch 2014 einen überarbeiteten Plan vorzulegen, wie die Fed die Normalisierung ihrer Geldpolitik gestalten wolle.

Die Fed, die stabile Preise sichern und Vollbeschäftigung fördern soll, blickt zugleich mittlerweile mit etwas weniger Sorge auf den Arbeitsmarkt. Bis Ende des Jahres soll die Arbeitslosenquote nach den Projektionen der Notenbank auf 6,0 bis 6,1 Prozent sinken. Im März hatte sie noch 6,1 bis 6,3 Prozent veranschlagt. Die während der schweren Rezession verloren gegangenen Jobs sind inzwischen wieder aufgebaut. Die Arbeitslosenquote stagnierte im Mai bei 6,3 Prozent. Niedriger war sie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren.

Die noch immer relativ hohe Zahl von Teilzeitkräften und Langzeitarbeitslosen bereitet der Fed aber Sorge. Die jüngste Abkühlung der Baukonjunktur gibt zudem Befürwortern einer lockeren Geldpolitik Argumente für ein Beibehalten der Niedrigzinspolitik an die Hand: Grund für die Entwicklung dürften steigende Zinsen für Immobilienkredite sein. Außerdem zogen die Preise für Eigenheime und Eigentumswohnungen zuletzt an. Yellen warnte bereits, ein anhaltend schwaches Baugeschehen dürfte den Aufschwung bremsen.

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