Politik

Brasilianische Militärpolizei stürmt WM-Partys in den Armenvierteln

Lesezeit: 2 min
20.06.2014 00:28
Während viele die Fußball-WM in Brasilien bereits jetzt als „die beste WM aller Zeiten“ bezeichnen, übermitteln alternative Medien ein düsteres Bild: In den Favelas von São Paulo geht die Militärpolizei gegen Fan-Partys vor. In Fortaleza wurden vor einem WM-Spiel rund 40 Demonstranten verhaftet.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

São Paulo: Die Anordnung der Militärpolizei von São Paulo lautet folgendermaßen: „Nach 22 Uhr darf nicht mehr gefeiert werden. Die Stereoanlagen müssen ausgeschaltet werden. Die Leute müssen die Straßen verlassen!“ Diese Anordnung gilt für Armenviertel wie Cambuci. Und diese Anordnung wird auch durchgesetzt, zum Beispiel am Abend nach dem Spiel Brasilien – Mexiko. Viele Familien feierten auf der Straße „Rua São João Batista”. Plötzlich wurde die Straße von 40 Militärpolizisten gestürmt, die die Bewohner aufforderten, in ihre Wohnungen zu gehen. Als die Bewohner sich weigerten setzte die Militärpolizei ihre Anweisungen mit Tränengas und Gummigeschossen durch. Alternative Medien fotografierten das Szenario von Cambuci.

Fortaleza: Das letzte Spiel in der „Arena Castelão“, in Fortaleza, lief scheinbar ohne Zwischenfälle. Was die meisten nicht mitbekommen haben: Die Polizei schlug bereits im Vorfeld Protestzüge mit Wasserwerfern und Tränengas nieder. Circa tausend Demonstranten waren am Tag des Spiels Brasilien – Mexiko auf die Straße gegangen, um für bessere Wohnungen, Schulen und Krankenhäuser und gegen die Verschwendung von öffentlichen Geldern für die WM zu demonstrieren. Weit kamen sie nicht, schon gar nicht gelangten sie in die Nähe des Stadions. Die Polizei nahm 40 Demonstranten fest.

São Paulo: Mehr als viertausend obdachlose Familien hausen in Zelten und Bruchbuden, in der Peripherie von São Paulo. Die Frauen der Bewegung „mulheres da ocupação Copa do Povo” („WM für das Volk“) richten ihre ganz eigene WM aus: ein Turnier gegen die brasilianische Regierung und die Fifa und für würdige Wohnverhältnisse.

 Das andere Tagebuch:

Teil 1: Die Revolution hat in Brasilien Feuer gefangen

Teil 2: Brasilien: Künstler protestieren gegen die Fußball-WM

Teil 3: Brasilien: Von der Fußball-WM profitieren Konzerne, Politiker und Banken

Teil 4: Weltmeister: Deutsche Waffen-Industrie verdient prächtig mit der Fußball-WM

Teil 5: Brasilien: Staudamm-Bau mit Methoden einer Militär-Diktatur

Teil 6: Wer ist die rätselhafte Dilma Rouseff?

Teil 7: Brasilien: Straßenkinder passen nicht ins Bild der WM – und verschwinden

Teil 8: Der ganz andere WM-Song:  „Öffnet eure Augen, Brüder / die FIFA greift in unsere Taschen“

Teil 9: Brasilien: Fifa unterstützt Projekte gegen Kinderprostitution nicht

Teil 10: Lage in São Paulo eskaliert: Polzei knüppelt streikende U-Bahn-Fahrer nieder

Teil 11: Der Schwarze Block will marschieren: „20 Prozent der Brasilianer sind gegen die WM“

Teil 12: Korruption bei der Fifa: „Wer einmal die Hand aufhält, versucht es auch ein zweites Mal“

Teil 13: Brasilianischer Fußball: Der lange Weg zur Vielfalt der Kulturen

Teil 14: Fußball: „Für die Brasilianer ist die Fifa so böse wie der IWF“

Teil 15: Schriftsteller Zé do Rock: „Sepp Blatter wäre der ideale Präsident für Brasilien“

Teil 16: „Die Demonstranten haben das Image von Brasilien verändert“

Teil 17: Das Foto, das den Zorn der Brasilianer auf die Fußball-WM entfacht hat

Teil 18: Kein gutes Geschäft: Fußball-WM schadet Brasiliens Mittelstand

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Neue EU-Verpackungsverordnung bedroht Lieferketten: Fehlende Mehrweglösungen und rechtliche Unsicherheiten
13.09.2024

Die Transformation zu einer scheinbar grüneren Welt ist in vollem Gange. Eifrig werden Gesetze kreiert, die uns von Umweltsünden der...

DWN
Politik
Politik EU-Ministertreffen in Ungarn: Nur ein Drittel nimmt teil
13.09.2024

Wie sollte man auf die Provokationen von Ungarns Premierminister Viktor Orban reagieren? Die EU-Mitgliedsstaaten sind sich uneins. Nach...

DWN
Politik
Politik Etatberatung im Bundestag: Wohlfeile Ratschläge aus der Schweiz zur Sicherheitslage
13.09.2024

Die Schweizer "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) schreibt auf Deutsch - und zumeist Klartext. Manche Leser könnten glauben, es handelt es sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nach Kritik: Bahn kassiert Pläne für höhere Schienenmaut
13.09.2024

Ab 2026 wollte die Deutsche Bahn die Trassenpreise deutlich erhöhen, im Nahverkehr um 23,5 Prozent, im Fern- und Güterverkehr ebenfalls...

DWN
Technologie
Technologie Neues KI-Modell von OpenAI für komplexe Aufgaben
13.09.2024

OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, hat ein neues KI-Modell vorgestellt, das in der Lage ist, komplexere Aufgaben als frühere Chatbots zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handelsregistergebühren sollen kräftig steigen – eine weitere teure Belastung für Unternehmen!
13.09.2024

Das Bundesjustizministerium will die Gebühren für den Handelsregistereintrag um 50 Prozent erhöhen. Ein besserer Kostendeckungsgrad soll...

DWN
Panorama
Panorama Bundesverfassungsgericht: Zustimmung zur geplanten Reform
13.09.2024

Ein breites Parteienbündnis setzt sich dafür ein, die Widerstandskraft des Bundesverfassungsgerichts zu stärken. Dies geschieht vor dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Störung bei Kartenzahlungen: Leider kein Einzelfall - was wirklich passiert ist
13.09.2024

Über mehrere Stunden hinweg war das System für Kartenzahlungen in Deutschland betroffen, bevor am Donnerstag-Nachmittag Entwarnung...