Politik

Geheimdienste prüfen, ob Pegida-Demos von Anschlägen bedroht sind

Lesezeit: 2 min
16.01.2015 17:34
Die deutschen Geheimdienste überprüfen die Sicherheit der Pegida-Demonstrationen. Nach etwas kryptischen Meldungen vom Freitag beschäftigen sich die BND-Mitarbeiter offenbar damit, Terror-Warnungen ihrer Kollegen aus dem Ausland zu analysieren. Demnach sollen Dschihadisten Anschläge auf die Pegida-Demos und die Bahnhöfe von Berlin und Dresden „diskutiert“ haben. Welche Folgen dies für die Durchführung der Pegida-Demos haben wird, ist zur Stunde noch unklar.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Reuters meldet:

Die Sicherheitsbehörden befürchten islamistische Anschläge auf die Hauptbahnhöfe in Berlin und Dresden. Dazu lägen entsprechende Hinweise vor, bestätigten Sicherheitskreise der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Aus einer Quelle hieß es zudem, auch die wöchentlichen Pegida-Demonstrationen gälten als gefährdet.

Der "Spiegel" berichtete, mehrere ausländische Nachrichtendienste hätten übereinstimmende Meldungen an die deutschen Behörden weitergeleitet, in denen die Bahnhöfe in Berlin und Dresden als mutmaßliche Anschlagsziele genannt würden. Die Dienste hätten auch Kommunikationsinhalte internationaler Dschihadisten abgefangen. Diese hätten Anschläge auf die Aufmärsche der islamkritischen Pegida-Bewegung diskutiert. "Wir nehmen diese Hinweise sehr ernst", zitiert das Magazin einen hochrangigen Sicherheitsbeamten.

Das Bundesinnenministerium wollte die Hinweise aus Sicherheitskreisen weder bestätigen noch dementieren. Die Behörden erhielten nach den Anschlägen von Paris eine Vielzahl von Hinweisen aus unterschiedlichen Richtungen. Alle Hinweise würden sorgfältig bewertet. Ernstzunehmenden Hinweisen werde mit Hochdruck nachgegangen. "Die deutschen Sicherheitsbehörden unternehmen alles, um die Bevölkerung wirksam zu schützen", sagte Innenminister Thomas de Maiziere. "Die Lage ist ernst, es besteht Grund zur Sorge und Vorsorge, jedoch nicht zu Panik und Alarmismus", sagte der Minister.

Die Regierung betont seit langem, Deutschland stehe im Fadenkreuz des islamistischen Extremismus.

Welche Geheimdienste diese Informationen geliefert haben und auf welche konkreten Erkenntnisse sich diese Warnungen stützen, ist nicht bekannt. Es ist weiters zur Stunde nicht bekannt, ob diese Informationen von Nachahmungstätern, Aufschneidern oder tatsächlich real operierenden Söldner-Netzwerken oder islamistischen Zellen stammen.

In Berlin und Paris hat die Polizei am Freitag Razzien durchgeführt, bei denen zahlreiche Wohnungen durchsucht und etliche Personen festgenommen wurden.

Nach den Anschlägen von Paris fehlt bisher jede konkrete Spur auf die Hintermänner und Drahtzieher der Killer.

Am Samstag kam über die dpa eine Meldung, die man als Relativierung der Warnung lesen kann. Zumindest geht daraus hervor, dass im Grunde nichts bekannt ist, und dass die Bundesregierung zur Sorge mahnt und vor Panik warnt. Man kann berechtigte Zweifel anmelden, ob diese feinsinnigen Nuancen wirklich der Beruhigung der Bevölkerung dienen.

Die Meldung der dpa:

Die deutschen Sicherheitsbehörden gehen den Hinweisen auf mögliche Anschlagziele islamistischer Terroristen in Deutschland mit Hochdruck nach. Die von ausländischen Nachrichtendiensten an deutsche Behörden weitergeleiteten Meldungen, in denen die Hauptbahnhöfe in Berlin und Dresden als mögliche Ziele genannt werden, sind noch nicht verifiziert, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus Sicherheitskreisen. Die Informationen würden auf Glaubwürdigkeit und Gehalt geprüft.

Die Kreise bestätigten im Grundsatz die Hinweise von Partnerdiensten, über die zuerst das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtet hatte. Demnach haben ausländische Geheimdienste auch Kommunikationsinhalte namentlich bekannter internationaler Dschihadisten abgefangen. Darin seien mögliche Anschläge auf die wöchentlichen Aufmärsche der anti-islamischen Pegida-Bewegung diskutiert worden.

Islamistische Terroristen hatten in der Vorwoche in Paris bei Anschlägen 17 Menschen getötet, die drei Attentäter starben bei Polizeieinsätzen. Nach den Anschlägen gab es eine ganze Reihe von Warnmeldungen, die die deutschen Sicherheitsbehörden erreicht haben. Ein solch erhöhtes Aufkommen sei typische Folge von Ereignissen wie zuletzt in Paris, teilte das Bundesinnenministerium am Freitag mit. «Darunter sind belastbare und weniger belastbare Hinweise.»

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: «Die Lage ist ernst, es besteht Grund zur Sorge und Vorsorge, jedoch nicht zu Panik und Alarmismus.»

Bei der Verifizierung von Warnmeldungen ausländischer Partnerdienste geht es im Kern um die Frage, wie glaubwürdig und konkret diese Hinweise und mögliche Anschlagplanungen sind. Dazu versuchen die deutschen Geheimdienste auch, den Informationen mit eigenen Quellen oder direkten Kontakten zu den Partnerdiensten nachzugehen.

So waren beispielsweise im November 2010 Warnungen vor islamistischen Terroranschlägen als derart konkret eingeschätzt worden, dass die Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin gesperrt wurde. Damals sah eines der Szenarien, das den Sicherheitsbehörden bekannt geworden war, einen Sturmangriff auf den Sitz des Bundestags vor.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Memoiren „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Erinnerungen schönschreibt
22.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...