Politik

Falsche Strategie: Sanktionen treffen EU härter als Russland

Lesezeit: 1 min
22.03.2015 02:34
Die gegenseitigen Sanktionen treffen die EU offenbar stärker als Russland. Die Russen kaufen wegen des Import-Stopps vermehrt heimische Produkte. Die EU-Staaten dagegen spüren die Folgen eines signifikanten Einbruchs bei den Exporten, können die Verluste aber wegen der Euro-Krise nicht wettmachen.
Falsche Strategie: Sanktionen treffen EU härter als Russland

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Sanktionen und Gegensanktionen haben der EU offenbar stärker geschadet als Russland. Der polnische EU-Ratspräsident Donald Tusk räumte im Gespräch mit polnischen Medienvertretern nach dem EU-Gipfel ein, dass es schwierig sei, die EU-Staaten geschlossen gegen Russland zu positionieren: Mehr als die Hälfte der EU-Mitglieder verlangten eine Lockerung der Sanktionen, sagte Tusk, der selbst zu den Hardlinern gehört, laut Moscow Times. Doch Spanien, Italien, Griechenland, Zypern, Ungarn, Österreich und die Slowakei haben bereits öffentlich mitgeteilt, dass sie von den Sanktionen nicht mehr allzu viel halten, weil die wirtschaftlichen Probleme erheblich seien.

Frankreich hat sich bisher bedeckt gehalten. Doch wenn, wie erwartet, der Front National am Sonntag als Wahlsieger aus der Kommunalwahl hervorgeht und die regierenden Sozialisten eine deutliche Niederlage zur Kenntnis nehmen werden müssen, könnte Präsident Francois Hollande in das Lager der Sanktionsgegner umschwenken.

Für Russland findet der amerikanische Nachrichtendienst Bloomberg dagegen wesentlich freundlichere Worte. In einer Analyse beschreibt der ehemalige Bloomberg-Chefredakteur Matthew Winkler, dass die internationalen Investoren weiter in russische Unternehmen investieren. Zahlreiche Unternehmen geben an, dass sie im Jahr 2014 höhere Umsätze als im Vorjahr verbucht hätten. Halter von russischen Staatsanleihen hätten laut dem Bloomberg Russia Local Sovereign Bond Index in diesem Jahr 7 Prozent gewonnen, während es für Staatsanleihen aus anderen Schwellenländern Verluste von 1,1 Prozent setzte. Der MSCI Emerging Market Index habe ergeben, dass die russischen Unternehmen profitabler seien als Unternehmen aus vergleichbaren Volkswirtschaften.

Winkler kommt zu dem Schluss, dass die Sanktionen die Ursache für den Aufschwung seien: Die Russen seien gezwungen, heimische Produkte zu kaufen, wovon die Unternehmen profitierten. Die russische Wirtschaft habe sich - trotz des Rubel-Absturzes - als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen.

Probleme hat jedoch der russische Banken-Sektor: German Gref, CEO der Sberbank, sagte laut Moscow Times, dass die Banken das Schlimmste noch nicht hinter sich hätten. Er erwartet ein Schrumpfen der Wirtschaft Russlands auch im kommenden Jahr. Die russischen Banken haben Probleme mit der Finanzierung, weil sie wegen der Sanktionen von den internationalen Finanzierungsmöglichkeiten ausgeschlossen sind.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...