Politik

Staatsanwalt: Co-Pilot brachte Germanwings bewusst zum Absturz

Der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat das Flugzeug bewusst abstürzen lassen. Er unterbrach seine Ausbildung nach Angaben von Lufthansa-Chef Spohr für mehrere Monate. Vor der Wiederaufnahme habe er aber alle medizinischen Tests bestanden.
26.03.2015 12:56
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Ursache für den Germanwings-Absturz scheint den Ermittlern zufolge klar zu sein: Die Staatsanwaltschaft in Marseille gab bekannt, dass der 27-jährige Co-Pilot das Flugzeug abstürzen ließ. Man müsse davon ausgehen, „dass der Co-Pilot die Zerstörung des Flugzeuges bewusst eingeleitet hat“, so der Staatsanwalt Brice Robin. Deutsche Experten bestätigten die Aussagen der französischen Ermittler.

Während der ersten 20 Minuten gab es eine normale Kommunikation zwischen den beiden Piloten. Robin: „Unsere wohl plausibelste Deutung geht dahin, dass der Co-Pilot durch vorsätzliche Enthaltung verhindert hat, die Tür zu öffnen.“ So habe der Pilot nicht mehr ins Cockpit gelangen können.

Der Co-Pilot hat demnach den Sinkflug mit Vorsatz eingeleitet hat. Er habe dem Piloten den Zutritt zum Cockpit bewusst verwehrt und absichtlich die Kommunikation mit der Flugsicherungen unterlassen.

Der Pilot sei auf die Toilette gegangen, sagte Robin. Der Co-Pilot habe das Kommando und bewusst den Sinkflug eingeleitet. Er habe die entsprechende Steuerung mehrfach betätigt, weshalb klar ist, dass er bei Bewusstsein gewesen ist und die Steuerung nicht irrtümlich ausgelöst wurde. Während des Sinkfluges habe er kein Wort gesprochen, sein Atmen sei auf dem Voicerecorder deutlich zu hören. „Die Schreie der Passagiere hören wir erst in den letzten Sekunden auf dem Band“, erklärten die Ermittler.

Lufthansa-Chef Spohr sagte: „In Amerika ist es so, dass, wenn ein Pilot das Cockpit verlässt, ein anderes Crewmitglied ins Cockpit muss. Bei uns ist das nicht so.“ Er sehe nicht die Notwendigkeit, das zu ändern. Es handle sich hier um einen Einzelfall.

Der Bundesverband der Deutschen Luftfahrt hat am Abend jedoch bekanntgegeben, dass für die Fluglinien Lufthansa, Germanwings, Air Berlin, Condor und TUIFly die Regeln geändert werden uns dass sich ab sofort immer zwei Piloten im Cockpit befinden müssen, wie die Luftfahrtseite Austrian Wings berichtet.

Die Fluggesellschaft Norwegian will nach dem Vorfall keine Piloten mehr allein im Cockpit erlauben. „Ab sofort müssen immer zwei Leute im Cockpit sein“, sagte eine Sprecherin der Fluglinie am Donnerstag. „Das bedeutet, dass, wenn einer der Piloten das Cockpit verlässt, etwa um auf Toilette zu gehen, eines der Crewmitglieder ins Cockpit gehen muss.“

Nach den derzeitigen Ermittlungen gebe es keinen Hinweis auf einen terroristischen Anschlag. Bei den routinemäßigen Sicherheitsüberprüfungen des Germanwings-Kopiloten hat die Luftaufsicht keine Auffälligkeiten festgestellt. Zuletzt sei dem Mann Ende Januar bescheinigt worden, dass keine strafrechtlichen oder extremistischen Sachverhalte gegen ihn vorliegen. Auch Überprüfungen in den Jahren 2008 und 2010 hatten keine belastende Erkenntnis zur Folge gehabt.

Der Pilot hatte seine Ausbildung nach Angaben von Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr für mehrere Monate unterbrochen. Das sei aber nicht unüblich, sagte Spohr. Zu den Gründen für die Unterbrechung dürfe er keine Auskunft geben. Auf die Frage, was denn der Grund für die Pause gewesen sei und auf nochmalige Nachfrage, ob das mit dem Unglück in Zusammenhang stehen könnte, wies Spohr darauf hin, dass es die ärztliche Schweigepflicht gebe, auch vom Arzt gegenüber ihm und diese gehe über den Tod hinaus.

Die Familien des Piloten und des Co-Piloten sind in Frankreich angekommen. Sie wurden getrennt untergebracht.

+++

Es ist unbekannt, ob sich der Pilot einer Therapie unterzogen hat. Solche Therapien sind vor allem im Fall von Depressionen mittlerweile sehr erfolgreich und können das Risiko eines Selbstmords deutlich senken (siehe dazu Informationen der Deutschen Depressionshilfe).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell im freien Fall: Sorgen um Handelskrieg belastet Aktienmarkt
04.03.2025

Die deutlichen Kursgewinne vom Vortag an den deutschen Börsen haben sich schnell in Luft aufgelöst. Der DAX geriet weiter unter Druck und...

DWN
Finanzen
Finanzen Dow Jones-Kurs unter Druck: Der US-Aktienmarkt könnte eine Intervention von Trump benötigen
04.03.2025

Der US-Aktienindex S&P 500 hat die bislang schlechteste Woche des Jahres 2025 verzeichnet, da Investoren einen Handelskonflikt fürchten...

DWN
Politik
Politik Last-Minute-Beförderungen in Ampel-Ministerien: Unternehmer kritisieren Missbräuche bei Verbeamtung im Staatsdienst
04.03.2025

Kurz vor Ende einer Legislaturperiode setzt in deutschen Ministerien häufig eine Praxis ein, die im politischen Berlin als „Operation...

DWN
Politik
Politik Selenskyj stimmt sich mit Merz über weitere Ukraine-Hilfe ab
04.03.2025

Der ukrainische Präsident Selenskyj und CDU-Chef Merz haben sich über die weitere Unterstützung der Ukraine abgestimmt. Selenskyj lobte...

DWN
Politik
Politik Schuldenbremse-Reform: Bundesbank macht konkreten Vorschlag zur Reform der Schuldenbremse
04.03.2025

Die Bundesbank hat einen Reformvorschlag zur Schuldenbremse vorgelegt, um dem Bund größere finanzielle Spielräume für milliardenschwere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Auswandern deutscher Fachkräfte: Mehrzahl glaubt nicht mehr an Wohlstand durch harte Arbeit
04.03.2025

Karriere lieber im Ausland: Die Auswanderung junger Fachkräfte droht sich seit der Corona-Pandemie weiter zu beschleunigen, wie eine...

DWN
Technologie
Technologie Ariane 6: Europäische Rakete kurz vor Erstflug gestoppt
04.03.2025

Enttäuschung für die Europäische Luft- und Raumfahrtbranche: Der geplante Start der Ariane 6 am Montagabend (MEZ) fiel aus...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes Sparprogramm: Mehr Zeitarbeit und weniger Lohn für Beschäftigte - dafür "Zusi"-Garantie bis 2034
04.03.2025

Bis 2027 will Mercedes die Produktionskosten um zehn Prozent sinken. Der Automobilkonzern hat sich nun mit dem Gesamtbetriebsrat auf ein...