Bei dem Flüchtlingsdrama auf einer Autobahn in Österreich sind noch weit mehr Menschen umgekommen als zunächst befürchtet: Die Polizei barg in der Nacht zum Freitag mehr als 70 Leichen aus dem von Schleppern zurückgelassenen Lastwagen. Das sagte Innenministeriumssprecher Alexander Marakovits der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Die Schlepper sind einem Zeitungsbericht zufolge gefasst. Eine groß angelegte Fahndung habe zu drei Festnahmen in Ungarn geführt, berichtete die Zeitung "Krone" am Freitag auf ihrer Webseite. Die Hintermänner der Schleppermafia würden aber in Rumänien vermutet, hieß es weiter. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, er könne diese Information nicht bestätigen und verwies auf eine für 11 Uhr angesetzte Pressekonferenz der Polizei.
Ermittler waren zunächst von bis 50 Toten ausgegangen. Der auf einem Pannenstreifen der Autobahn A4 knapp 50 Kilometer südöstlich von Wien abgestellte Lkw war Donnerstagabend in eine ehemalige Veterinärmedizinische Anstalt gebracht worden, wo eine entsprechende Kühlung vorhanden ist. Die Leichen aus dem Laderaum sollen laut Polizeiangaben in der Gerichtsmedizin in Wien untersucht werden.
Dabei soll unter anderem die Todesursache ermittelt werden. Bislang gehen Experten davon aus, dass die Menschen erstickten. Zudem bemühen sich die Gerichtsmediziner um die Feststellung der Identität der Opfer. Unklar ist bisher auch noch, woher die Flüchtlinge stammten und wann sie gestorben sind.
Mitarbeiter des Autobahn-Streckendienstes Asfinag hatten den 7,5 Tonnen schweren Lkw am Donnerstag im Autobahnabschnitt bei Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) entdeckt. Der Lastwagen war aus Ungarn gekommen.