Gemischtes

Kaum Materialkosten: Lehm-Häuser aus dem Drucker

Ein italienische Unternehmen will dem Wohnraum-Problem in den Städten mit einem riesigen 3D-Drucker entgegentreten. Der zwölf Meter hohe Prototyp kann Lehmhäuser mit sechs Metern Durchmesser bauen, die als günstiger Wohnraum oder als Notunterkunft dienen sollen.
12.10.2015 11:12
Lesezeit: 2 min
Kaum Materialkosten: Lehm-Häuser aus dem Drucker
Der Drucker selbst ist rund zwölf Meter hoch aber dank Leichtmetall-Bauweise leicht zu transportieren und überall aufzubauen. (Screenshot)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Zukunft nachhaltigen und kostengünstigen Wohnraums könnte in der Verbindung traditioneller Baumethoden und moderner Technik liegen. Das World´s Advanced Saving Project (WASP) hat kürzlich den größten 3D-Drucker der Welt vorgestellt. Das Ungetüm misst zwölf Meter Höhe und etwas über sechs Meter Durchmesser. Der Drucker soll Häuser aus Lehm und Ton drucken können und die Materialkosten damit bei nahezu Null halten.

WASP und der Gründer des Projekts, Massimo Moretti wollen mit dem Drucker vor allem die Wohnqualität in der dritten Welt steigern. Im Magazin Techtimes legt Moretti Zahlen vor, nach denen es bis zum Jahr 2030 weltweit über vier Milliarden Menschen geben wird, die von einem Jahreseinkommen von weniger als 3.000 US-Dollar leben und wohnen müssen. Um diesen Bedarf decken zu können, müssen neue Wege gegangen werden, wie mit seinem Riesendrucker.

Big Delta besteht aus einem sechseckigen Grundgerüst, das von drei senkrechten Schienen getragen wird. An diesen Schienen ist auch der Druckerkopf befestigt, der so wie ein Pendel durch das gesamte Gerüst bewegt werden kann. Für den Druck wird ein Gemisch aus Wasser, Lehm und Pflanzenfasern verwendet.

2012 begannen Moretti und sein Team an den Arbeiten für Prototypen. Dabei handelte es sich noch um Modelle mit deutlich geringeren Ausmaßen. Nach den ersten viel versprechenden Tests baute das Team den ersten Drucker in der geplanten Größe. Im September druckten die Entwickler das erste Lehmhaus auf einer Wiese nahe Ravenna, einem Ort an der Mittelmeerküste, etwa 70 Kilometer östlich von Bologna.

Vom Prinzip her unterscheidet sich Big Delta also nicht von anderen 3D-Druckern, die mit Kunststoffen arbeiten. Der Druckkopf schwingt an den Schienen durch das Gerüst und trägt so Schicht für Schicht aufeinander. Nur die verwendeten Materialien und die Größe unterscheidet sich deutlich. Das Gerüst von Big Delta ist aus Leichtmetall gefertigt. Es ist relativ günstig und trotz seiner Größe leicht auf- und abbaubar. Aufgrund des relativ geringen Gewichts lässt es sich auch leicht von einem Ort zum anderen transportieren.

Ist der Lehm erst einmal getrocknet, ist er sehr lange haltbar und sorgt außerdem für ein angenehmes Klima im Inneren. Vorbilder für die Arbeit der italienischen Forscher sind Urvölker in Amerika und Afrika, die ganze Städte aus Lehm bauten, die noch heute erhalten sind. Bei ihren Vorbereitungen besuchten die Italiener auch das marokkanische Aït-Ben-Haddou. Der Ort und seine Lehmbauten wurden zwischen dem 11. und dem 16. Jahrhundert erbaut. Seit 1987 gehört der komplette Ortskern zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Über die Zeit trocknet der Lehm immer mehr aus und wird von Wind und Wetter abgetragen. Deshalb müssten Bewohner der Lehmiglus alle fünf Jahre etwa zwei Zentimeter Lehm auftragen. Angesichts der guten Verfügbarkeit von Lehm und der einfachen Anwendung ist dies ein Garant wie dessen Nachhaltigkeit. Ganz nebenbei ist Lehm völlig umweltverträglich und verfügt über sehr gute Dämmungseigenschaften.

Noch heute bauen viele Stämme Afrikas ihre Hütten aus Lehm und Ton. Und auch in den modernen westlichen Staaten war diese Methode bis in das letzte Jahrhundert noch sehr verbreitet. Allerdings haben das Aufkommen günstiger und moderner Baustoffe wie Beton, Stahl und Glas dafür gesorgt, dass der billige und robuste Baustoff Lehm mehr und mehr aus dem Alltag verschwindet.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Kiew überschattet G7-Gipfel – mindestens 14 Tote
17.06.2025

Russische Raketen treffen Kiew während des G7-Gipfels. Mindestens 14 Menschen sterben – Selenskyj warnt vor Moskaus Strategie, zivile...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teilzeit boomt: Deutschland zählt zu den EU-Spitzenreitern
17.06.2025

Beschäftigte in Deutschland liegen in Sachen Teilzeit mit an der Spitze in der EU. 2024 arbeiteten hierzulande 29 Prozent der...

DWN
Panorama
Panorama Großes Bangen in Regensburg: CSD unter Bedrohungslage neu geplant
17.06.2025

Die Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland steigt. Nun ist auch der Christopher Street Day (CSD) in Regensburg von einer...

DWN
Politik
Politik Trump verlässt G7 vorzeitig: Drohende Nahost-Eskalation im Fokus
17.06.2025

Mit einem überraschenden Abgang beim G7-Gipfel wirbelt Trump das hochrangige Treffen durcheinander. Kurz nach der Abreise hinterlässt er...

DWN
Politik
Politik US-Anspruch auf Grönland: Der stille Bruch im westlichen Bündnis
17.06.2025

Die USA werfen Dänemark vor, ein schlechter Verbündeter zu sein – weil es Grönland nicht energisch genug verteidigt. Doch hinter der...

DWN
Politik
Politik Putins Ökonom mit Wall-Street-Vergangenheit: Die stille Macht des Kirill Dmitriev
17.06.2025

Vom Harvard-Absolventen zum Architekten von Putins Kriegsökonomie: Kirill Dmitriev spielt eine zentrale Rolle in Moskaus Konfrontation mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rüstungsboom und Inflation: Gefahr für die Wirtschaft oder unterschätzte Chance?
17.06.2025

Zentralbanken fürchten neue Inflationsrisiken durch Verteidigungsausgaben. Doch Produktivitätsschübe könnten den Preisdruck dämpfen...

DWN
Politik
Politik IfW-Analyse: Europa verstärkt Ukraine-Hilfe deutlich
16.06.2025

Die europäische Ukraine-Hilfe hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen – doch nicht überall im gleichen Maß. Während die USA...