Das Brexit-Votum hat die Wirtschaft der Euro-Zone nach Einschätzung von EZB-Präsident Mario Draghi nicht aus der Bahn geworfen. "Nach dem britischen Referendum über die EU-Mitgliedschaft ist unsere Einschätzung, dass die Finanzmärkte der Euro-Zone der erhöhten Unsicherheit und Volatilität mit Mut und Belastbarkeit begegnet sind", sagte Draghi am Donnerstag nach der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Allerdings erhöhe der geplante EU-Austritt die Konjunkturrisiken. Dies könnte der EZB die Gelegenheit geben, ihre Konjunkturprognosen demnächst mit dem Verweis auf ein überraschendes, externes Ereignis nach unten zu korrigieren.
Vor dem Referendum hatten die Befürworter eine apokalyptische Kampagne gefahren, um die Briten von der Notwendigkeit des "Remain" zu überzeugen. Die Briten sind den Argumenten der EU-Befürworter mehrheitlich nicht gefolgt.
Die vorliegenden Daten würden ein anhaltendes Wachstum im zweiten Quartal signalisieren. Allerdings dürfte es geringer ausfallen als zu Jahresbeginn. Die Lage könne in den kommenden Monaten besser bewertet werden, wenn weitere Konjunkturdaten vorlägen, ergänzte Draghi. Er machte klar, dass die EZB notfalls zum Handeln bereit sei und alle ihre zur Verfügung stehende Instrumente nutzen werde.
Experten rechnen damit, dass eine Wirtschaftsabkühlung in Großbritannien auch die Konjunktur im Euro-Raum bremsen wird. Damit dürften auch die Inflationsaussichten gedämpft werden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen erwartungsgemäß nicht angetastet. Der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Notenbankgeld bleibe bei 0,0 Prozent, teilten die Währungshüter am Donnerstag mit. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit März.