Massiv steigende Werbeerlöse haben Facebook im zweiten Quartal einen weiteren Milliarden-Gewinn in die Kassen gespült. Vor allem mit Anzeigen auf Smartphones verdient das größte Online-Netzwerk der Welt massiv. Die am Mittwoch nach US-Börsenschluss vorgelegten Quartalszahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten deutlich.
Facebook setzt damit den traditionellen Medien massiv zu. Sie alle haben gegen Rückgänge im Werbegeschäft zu kämpfen. Zuletzt meldete der auch im Internet journalistisch sehr erfolgreiche Guardian Millionen-Verluste und muss die Redaktion signifikant verkleinern. Gegen die globale Strategie von Facebook sind die Verlage strukturell chancenlos, weil Facebook Reichweite und Zielgruppengenauigkeit kombinieren kann. Facebook erhebt Daten von allen Nutzern und verwendet diese im Werbegeschäft.
Auch für politische Akteure ist Facebook ein attraktiver Partner: So arbeitet Bundesjustizminister Maas mit dem US-Netzwerk bei der Sperrung als Hass-Postings eingestuften Meinungsäußerungen zusammen.
In den USA ist das Netzwerk im Zuge der Parteitags der Demokraten in die Kritik geraten: Facebook hatte die Internet-Adresse von Wikileaks stundenlang blockiert, so dass der Link auf die Enthüllungen der Machenschaften der Clinton-Gruppe nicht geteilt werden könnte. Facebook sprach nach einigen Stunden von einem technischen Versehen und gab den Link nach massiven Protesten aus der Tech-Szene frei.
Facebook admits blocking WikiLeaks' DNC email links, but won't say why t.co/RQBmvQkhkk pic.twitter.com/HcqSvBjpjk
— The Next Web (@TheNextWeb) July 25, 2016
Hillary Clinton kämpft massiv gegen Wikileaks:
Video: US demands to assassinate, kidnap and arrest Julian Assange #DNCLeak t.co/dzAVwLHHXF more: t.co/Mb6gXlz7QS
— WikiLeaks (@wikileaks) July 27, 2016
Mit seiner einzigartigen Informationspolitik kommt Facebook bei den Anlegern gut an: Die Facebook-Aktie schoss nachbörslich um über sechs Prozent nach oben und markierte außerhalb des regulären Handels ein Rekordhoch bei über 130 Dollar. Seit Jahresbeginn hat der Kurs um knapp 18 Prozent zugelegt. Facebook ist damit das viertwertvollste Unternehmen der US-Börsen. An der Spitze liegt Apple vor Alphabet (Google) und Microsoft.
Bereits im Vorquartal hatte Facebook überraschend gute Geschäfte gemacht, entsprechend hoch lag die Latte diesmal. Von April bis Juni verdreifachte Facebook den Gewinn im Jahresvergleich beinahe von 719 Millionen auf 2,1 Milliarden Dollar (derzeit etwa 1,9 Mrd Euro). Der Umsatz kletterte um 59 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar. Die Werbeeinnahmen, mit Abstand wichtigste Geldquelle, legten um 63 Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar zu. Der Anteil der Werbung auf mobilen Geräten an den Anzeigenerlösen wuchs im Jahresvergleich von 76 auf 84 Prozent.
«Unsere Community und unser Geschäft hatten ein weiteres gutes Quartal», kommentierte Facebook-Chef Mark Zuckerberg die jetzigen Zahlen. «Besonders zufrieden sind wir mit den Fortschritten im Video-Bereich.» Sein Unternehmen, zu dem auch die beliebte Foto-Plattform Instagram und der Messenger-Dienst WhatsApp gehören, setzt massiv auf bewegte Bilder und machte zuletzt insbesondere mit dem Streaming-Service Facebook Live von sich reden.
Facebook hatte Ende Juni 1,71 Milliarden aktive Nutzer pro Monat, das waren 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: Twitter, einst als ernstzunehmender Rivale gehandelt, brachte es zuletzt auf 313 Millionen. Die Zahl der User, die täglich bei Facebook angemeldet sind, nahm um 17 Prozent auf 1,13 Milliarden zu. Aus dieser Masse schlug der Internetkonzern dank neuer Werbekunden noch mehr Kapital. Die durchschnittlichen Erlöse pro Nutzer erhöhten sich zum Vorquartal um kräftige 15 Prozent auf 3,82 Dollar.
Die Erlöse fallen je nach Region sehr unterschiedlich aus. In Nordamerika (USA, Kanada) erzielt Facebook 14,3 Dollar im Quartal pro User. In Europa liegt der Wert bei 4,7 Dollar, in Asien spült ein Facebooker dagegen nur durchschnittlich 1,7 Dollar pro Quartal in die Kasse.
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