Politik

Oettinger wird Haushalts-Kommissar für die EU

Lesezeit: 2 min
29.10.2016 00:09
Günther Oettinger wird neuer Kommissar für den Haushalt in der EU. Hier erwartet ihn ein harter Kampf mit dem EU-Parlament, das eben erst den Haushaltsentwurf abgelehnt hat.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der bisherige Kommissar für digitale Wirtschaft, Günther Oettinger, soll zum Jahreswechsel das Haushaltsressort übernehmen. Da EU-Vizepräsidentin und Haushaltskommissarin Kristalina Georgiewa das Amt wegen ihres Wechsels zur Weltbank niederlege, habe er Oettinger gebeten, Georgiewas Posten zu übernehmen, erklärte EU-Präsident Jean-Claude Juncker am Freitag in Brüssel.

Oettinger hatte sich in das Ressort Internet hervorragend eingearbeitet. So unterstützte er zuletzt die Forderungen der deutschen Zeitungsverleger nach einem Leistungsschutzrecht. Die Verleger sicherten ihm dafür ihre volle Unterstützung zu.

Wer Oettinger als Kommissar für digitale Wirtschaft beerben soll, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Der bulgarische Ministerpräsident Boiko Borissow sagte dem Fernsehsender BNT, sein Land werde "einen würdigen Kandidaten" für Brüssel präsentieren. Bulgarische Medien spekulierten, dabei könne es sich um Staatschef Rossen Plewneliew handeln, dessen Amtszeit am 20. Januar endet.

Nun wird sich der Kommissar mit dem EU-Haushalt herumschlagen müssen. Und hier droht handfester Ärger: Das EU-Parlament hat am Dienstag das von den EU-Finanzministern vorgeschlagene Volumen für den Gemeinschaftshaushalt 2017 als unzureichend abgelehnt. Die Abgeordneten forderten am Mittwoch mit großer Mehrheit zusätzliche Mittel vor allem für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Mehr Geld verlangen sie aber auch zur Bewältigung der Flüchtlingskrise - nicht zuletzt durch Hilfen für die Herkunftsländer.

Insgesamt fordert das Parlament für das kommende Jahr Mittel in Höhe von knapp 137 Milliarden Euro - etwa drei Milliarden mehr, als die Finanzminister zur Verfügung stellen wollen. Außerdem verlangen sie eine Korrektur des Finanzrahmens, der für die Jahre von 2014 bis 2020 nach zähen Verhandlungen vereinbart wurde.

Bei der Verabschiedung des mehrjährigen Finanzrahmens im Jahre 2013 habe es in der EU viel weniger Flüchtlinge gegeben, betonte der Berichterstatter des Haushaltsausschusses, Jens Geier (SPD). "Die Bedingungen haben sich geändert", sagte Geier vor Journalisten. Dem müssten die EU-Staaten Rechnung tragen.

Sparen will das Parlament bei den Zuwendungen für ehemalige Kommissare. Sie sollen zunächst um 20 Prozent gekürzt werden - so lange, bis die Kommission zur Vermeidung von Interessenkonflikten einen strengeren Verhaltenskodex für ihre früheren Mitglieder erarbeitet hat.

Hintergrund ist der Wechsel des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso zur US-Bank Goldman Sachs und die kürzlich bekannt gewordene Beteiligung der ehemaligen Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes an einer Briefkastenfirma. "Wir treffen die Kommissare da, wo es wehtut - an ihrer Brieftasche", sagte der Ko-Berichterstatter, der estnische Grüne Indrek Tarand.

Nach der ersten Lesung beginnen nun die Verhandlungen zwischen Unterhändlern des Parlaments und der EU-Finanzminister. Dafür sind drei Wochen veranschlagt. Das Europaparlament und die Mitgliedsstaaten entscheiden über den EU-Haushaltgemeinsam. Sie müssen sich daher auf einen Kompromiss einigen. Gelingt dies nicht, muss die EU mit der sogenannten Zwölftel-Regelung auskommen - das heißt, sie erhält jeden Monat ein Zwölftel des Vorjahreshaushalts.

Derzeit werden fast 80 Prozent des EU-Haushalts von den Beitragszahlungen der Mitgliedsländer gedeckt, der Rest stammt aus sogenannten Eigenmitteln der EU - dies sind vor allem Zolleinnahmen. Deutschland als größter Nettozahler steuert knapp 20 Prozent zum EU-Haushalt bei.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Diesel-Spritkosten schnellen nach oben - und könnten wegen Ölpreis weiter steigen
15.01.2025

In Deutschland steigen die Spritkosten. Vor allem der Liter Diesel hat sich in den letzten fünf Wochen stark verteuert. Als Ursachen macht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Kaufkraft in Deutschland 2025: Studie sieht große regionale Unterschiede
15.01.2025

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage soll die Kaufkraft der Deutsche laut einer Studie 2025 leicht steigen. Vor allem höhere Löhne...

DWN
Politik
Politik Kalifornien untersagt Immobilienspekulation in Brandgebieten
15.01.2025

Kalifornien verbietet Immobilienspekulation in Brandgebieten. Gouverneur Newsom will Angebote unter Marktwert für drei Monate untersagen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unmotivierte Arbeitnehmer: Nur 48 Prozent der Deutschen geben am Arbeitsplatz ihr Bestes
15.01.2025

Nicht nur die Wirtschaft schwächelt in Deutschland, auch die Arbeitsmoral der Arbeitnehmer. Ein weltweiter Vergleich zeigt: Nicht einmal...

DWN
Politik
Politik EPA: Elektronische Patientenakte kommt - Lauterbach betont Sicherheit der E-Patientenakte
15.01.2025

Die EPA (Elektronische Patientenakte) wird in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit....

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...