Politik

Italien: Monte Paschi ohne Investor, Gefahr für Steuerzahler

In Italien dürfte es in Kürze zu einer umfassenden Banken-Rettung kommen, für die am Ende den europäischen Steuerzahlern das Risiko aufgebürdet wird.
22.12.2016 02:48
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi steuert immer stärker auf eine erneute Rettung durch den Staat zu. Das Geldhaus aus der Toskana teilte am Mittwochabend mit, keinen Ankerinvestor gefunden zu haben. Die drittgrößte Bank des Landes, die unter einem Berg fauler Kredite ächzt, hatte gehofft, den Staatsfonds von Katar überzeugen zu können, neue Aktien zu zeichnen. Dieser sollte allein eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Die Option sei nun nicht mehr auf dem Tisch, sagte eine mit der Situation vertraute Person zu Reuters. "Ohne einen Ankerinvestor gibt es keine Nachfrage von anderer Seite."

Die Regierung in Rom ließ sich am Mittwoch vom Parlament Pläne absegnen, wonach sie 20 Milliarden Euro zur Stützung in Schieflage geratener Kreditinstitute leihen kann. Es wird nun damit gerechnet, dass Ministerpräsident Paolo Gentiloni in den nächsten Tagen den Eingriff des Staates per Notfalldekret anordnet. Monte dei Paschi braucht bis Ende des Monats fünf Milliarden Euro frisches Kapital.

Die Rettung soll über Staatsanleihen finanziert werden, die wiederum von der EZB gekauft werden. Damit sind die europäischen Steuerzahler unmittelbar im Risiko. Sie erfahren davon allerdings nicht - denn die EZB ist völlig frei in allen Handlungen. Wäre die Rettung über den ESM gekommen, hätten die Parlamente zustimmen müssen - ein Procedere, auf das die meisten EU-Staaten in Not keinen gesteigerten Wert legen.

Der Sanierungsplan sieht auch ein Anleihen-Tauschprogramm vor, bei dem Anleger ihre Schuldscheine in Aktien umwandeln sollen. Laut Bank sind hier bis Mittwoch gut zwei Milliarden Euro zusammengekommen, mehr als eigentlich gedacht. Je besser dieser Tausch angenommen wird, desto geringer kann das Volumen der Kapitalerhöhung ausfallen. Monte dei Paschi betonte jedoch, ohne den Verkauf neuer Aktien wird der Rettungsplan scheitern.

Der italienische Banken-Rettungsfonds Atlante verabreicht zwei Regionalinstituten eine Geldspritze von insgesamt knapp einer Milliarde Euro. Die Krisenbank Veneto Banca teilte am Mittwochabend mit, von Atlante 628 Millionen Euro im Rahmen einer Kapitalerhöhung bis zum 5. Januar zu erhalten. In einer getrennten Erklärung gab Banca Popolare di Vicenza bekannt, dass der Fonds 310 Millionen Euro in das Geldhaus einschießen wolle. Dies geschehe ebenfalls im Zuge einer Kapitalerhöhung. Atlante hatte die beiden Institute in diesem Jahr übernommen, nachdem deren Versuche zur Kapitalaufstockung gescheitert waren. Atlante strebt an, dass die zwei Banken fusionieren.

Der Rettungsfonds war Mitte April ins Leben gerufen worden, um den Krisenbanken des Landes unter die Arme zu greifen. Sie sitzen auf einem riesigen Berg fauler Kredite.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...