Finanzen

Gewinn der Bundesbank bricht drastisch ein

Die Bundesbank überweist an Finanzminister Wolfgang Schäuble den geringsten Gewinn seit mehr als einem Jahrzehnt und reißt damit ein Milliarden-Loch in den Bundeshaushalt. Unerfreulich für die Sparer: Bundesbank-Chef Weidmann rechnet mit höheren Zinsen erst ab 2019.
23.02.2017 16:41
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Zentralbank erzielte 2016 wegen einer höheren Risikovorsorge nur einen Überschuss von 1,0 Milliarden Euro. 2015 waren es noch 3,2 Milliarden Euro, wie die Bundesbank am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Wegen neuer Regeln für Pensionsrückstellungen fließen lediglich 400 Millionen Euro an Schäuble. Sein Ministerium versicherte, die "schwarze Null" im Haushalt sei deshalb nicht in Gefahr. Mit ihrer höheren Wagnisrückstellung will die Notenbank für mögliche Verluste vorsorgen, die sich aus einer künftigen Straffung der EZB-Zinspolitik ergeben könnten.

Allerdings erwartet Weidmann diese "Straffung" laut Bloomberg erst im Jahr 2019. Bis dahin werden die Sparguthaben konsequent entwertet, weil die Inflation deutlich anzieht. Bloomberg analysiert, dass die Bundesbank bei einer solch langen Dauer "unter den 19 Euro-Zentralbanken am stärksten betroffen sein" werde, "da sie den größten Anteil an Staatsanleihen kauft, von denen ein Großteil negative Zinsen erwirtschaftet."

Die Bundesregierung hatte in ihrem Etat für 2017 einen Bundesbankgewinn von 2,5 Milliarden Euro eingeplant, weshalb sich nun eine Lücke von 2,1 Milliarden Euro auftut. "Das ist die niedrigste Überweisung seit dem Jahr 2004", räumte Weidmann ein. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) habe ihre Spuren in der Bundesbank-Bilanz hinterlassen. Die Reaktion des Finanzministers sei "nicht gerade besonders emotional ausgefallen". Das Finanzministerium zeigte sich gelassen. Aus heutiger Sicht sei nicht erkennbar, dass der Etat zum Ende des Jahres ins Defizit rutschen könnte, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Der Haushalt hat ein Volumen von 329,1 Milliarden Euro, die Lücke beträgt also lediglich 0,6 Prozent.

Die Bundesbank stockte 2016 ihre Wagnisrückstellung zur Risikovorsorge um kräftige 1,8 Milliarden Euro auf 15,4 Milliarden Euro auf. Der Hauptgrund sind Zinsänderungsrisiken. So könnten aus einer Erhöhung des Einlagensatzes der EZB rasch Aufwendungen resultieren. Denn dieser Satz liegt aktuell bei minus 0,4 Prozent. Die Zinserträge stiegen 2016 hingegen auf 3,7 Milliarden Euro von 3,3 Milliarden Euro vor Jahresfrist.

"Das ist für uns eine neue Situation", sagte Weidmann. Denn bislang sei die Bilanz nicht mit solchen Risiken belastet gewesen. "Es können bei Zinserhöhungen, die nicht unwahrscheinlich sind, Verluste drohen." Aktuell liege die offene Zinsposition der Bundesbank bei 300 Milliarden Euro. Würden die Leitzinsen um einen Prozentpunkt steigen, führe dies zu jährlichen Belastungen von rund drei Milliarden Euro. Die Minderung der Erträge werde sich über mehrere Jahre erstrecken. Die EZB und die Euro-Notenbanken hatten bis Ende Januar im Rahmen ihres großen Anleihen-Kaufprogramms Wertpapiere für rund 1,62 Billionen Euro erworben. Rund ein Viertel der Käufe davon entfällt auf die Bundesbank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle
14.05.2025

Die Daimler Truck-Aktie trotzt schlechten Nachrichten, überrascht Anleger – doch bleibt der Aufwärtstrend stabil? Zwischen US-Zöllen,...

DWN
Politik
Politik Trumps Arznei-Schock: USA wollen Europas Medikamentenpreise diktieren
14.05.2025

US-Präsident Donald Trump kündigt einen Preissturz bei Arzneimitteln um bis zu 90 Prozent an – doch der Widerstand wächst, auch aus...

DWN
Politik
Politik Regierungserklärung: Merz ruft zum gemeinsamen Aufbruch auf – "Der Staat, das sind wir alle"
14.05.2025

Die erste Merz-Regierungserklärung verspricht klare Antworten auf große Herausforderungen. Doch wie viel Wandel steckt wirklich hinter...

DWN
Politik
Politik Zollschock für Ukraine – EU will Agrarimporte drastisch begrenzen
14.05.2025

Ausgerechnet mitten im Krieg plant Brüssel drastische Zollgrenzen für ukrainische Agrarprodukte – ein Signal der Schwäche, das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Preisdruck lässt nach: Inflation schwächt sich im April auf 2,1 Prozent ab
14.05.2025

Die Inflation in Deutschland hat im zweiten Monat nacheinander an Dynamik verloren. Dahinter steckt vor allem ein Faktor. Im Alltag fällt...

DWN
Finanzen
Finanzen Schenkung statt Erbe: Steuern sparen durch die Nutzung der Freibeträge
14.05.2025

Nicht erst beim Erbe kann man Vermögen innerhalb der Familie übertragen. Oft ist es sinnvoll, bereits Vermögenswerte zu Lebzeiten an...

DWN
Finanzen
Finanzen Tui-Aktie verliert deutlich nach Quartalszahlen - wie geht's weiter beim Reisekonzern?
14.05.2025

Die Tui-Aktie ist nach Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal deutlich unter Druck geraten. Am Mittwochmorgen...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Unklare Details vor Friedensgesprächen in Istanbul
14.05.2025

Kurz vor dem geplanten Dialog zur Lösung des Ukraine-Kriegs bleibt unklar, in welchem Rahmen die Friedensgespräche in Istanbul...