Politik

Stockholm: Polizei verdächtigt Mann aus Usbekistan

Die schwedische Polizei verdächtigt einen Mann aus Usbekistan, mit einem LKW in eine Menschenmenge gefahren zu sein.
08.04.2017 15:52
Lesezeit: 2 min

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Die schwedische Polizei glaubt, dass ein 39-jähriger Mann aus Usbekistan am Freitag in Stockholm einen Lastwagen in eine Menschenmenge gefahren hat. Der Mann wurde am Freitagabend festgenommen. Es ist nicht bekannt, aus welche Motiven der Mann gehandelt haben könnte. Der schwedische Premier Stefan Löfven sprach unmittelbar nach der Tat von einem Terror-Angriff.

Die Polizei teilte zudem mit, in dem Tat-Laster sei etwas gefunden worden, „das dort nicht hingehörte“. Um was es sich genau handelte, solle nun eine Untersuchung klären, so Eliasson. Schwedischen Medien zufolge wurde der Mann in einem Geschäft in Märsta nördlich von Stockholm festgenommen worden.

„Nichts besagt, dass wir die falsche Person festgenommen haben“, betonte Reichspolizeichef Dan Eliasson am Samstag auf einer Pressekonferenz in Stockholm. Man könne aber noch nicht ausschließen, dass mehrere Menschen an der Tat beteiligt gewesen seien.

Staatsanwalt Hans Ihrman sagte auf die Frage nach einem terroristischen Motiv: „Viel spricht zum jetzigen Zeitpunkt dafür, dass das der Fall ist.“ Das Telefon des Verdächtigen und seine Aktivitäten in sozialen Netzwerken würden untersucht, teilten die Ermittler weiter mit.

Am Vortag war ein Lastwagen im Zentrum der schwedischen Hauptstadt in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus gefahren. Dabei wurden vier Menschen getötet. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden gab es außerdem 15 Verletzte. Davon waren am Samstagnachmittag acht noch im Krankenhaus.

Der Verdächtige war der Polizei seit dem Vorjahr namentlich bekannt. „Wir konnten keine Verbindungen zu extremistischen Milieus bestätigen“, sagte Anders Thornberg von der schwedischen Sicherheitspolizei mit Blick auf die damaligen Untersuchungen.

Nach dem Anschlag in Stockholm gebe es genügend Verdachtsmomente, um den Mann festzuhalten. Das Tatmotiv sei derzeit aber noch unklar. „Wir kennen seine Absichten nicht“, sagte Eliasson über den 39-Jährigen.

Der Täter war am Freitagnachmittag mit einem gekaperten Lastwagen zuerst in eine Menschenmenge in einer großen Stockholmer Einkaufstraße gefahren, dann in die Front eines Kaufhauses. Dort fing der LKW Feuer, der Täter floh.

Der Lastwagen wurde in der Nacht zum Samstag abgeschleppt und soll nun kriminaltechnisch untersucht werden. Der Tatort und die Umgebung blieben zunächst abgesperrt. Nachdem der U-Bahn- und Zugverkehr in Stockholm stundenlang stillgestanden hatte, rollten am frühen Morgen wieder Züge aus den Bahnhöfen. Die schwedischen Behörden bleiben in Alarmbereitschaft. Zehn Tage lang sollen alle Ausreisenden an den Grenzen kontrolliert werden, sagte Ministerpräsident Stefan Löfven.

In der Einkaufsstraße Drottninggatan hatte es bereits im Dezember 2010 einen Anschlag gegeben. Damals explodierte dort ein Auto, während sich fast zur gleichen Zeit an einer anderen Straße im Zentrum Stockholms ein 28-jähriger Schwede irakischer Abstammung in die Luft sprengte. Zwei Passanten wurden leicht verletzt. Auch der Mord an dem damaligen schwedischen Regierungschef Olof Palme 1986 hatte sich ganz in der Nähe abgespielt.

Erst wenige Tage zuvor war es im russischen St. Petersburg zu einem Selbsmordanschlag gekommen. Ein Mann hatte sich in der Metro in die Luft gesprengt. 

Für die Opfer des LKW-Anschlags soll es am Montagmittag eine Gedenkfeier und eine landesweite Schweigeminute geben, kündigte Löfven an, nachdem er einen Strauß roter Rosen in der Nähe des Tatorts niedergelegt hatte. Nun müssten er und seine Landsleute versuchen, ihre Wut in etwas Konstruktives zu verwandeln. „Wir sind eine offene, demokratische Gesellschaft, und das werden wir auch bleiben.“

Schwedens Kronprinzessin Victoria (39) und ihr Mann Prinz Daniel (43) legten am Tag nach dem LKW-Anschlag in der Nähe des Tatorts rote Rosen nieder. „Ich fühle große Trauer und Leere“, sagte die Thronfolgerin laut Boulevardzeitung „Aftonbladet“. „Aber ich fühle trotzdem eine Stärke, denn die Gesellschaft hat mit enormer Kraft gezeigt, dass wir uns dem hier entgegensetzen.“

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