Politik

EU schlägt gemeinsame Schulden-Papiere für die Euro-Zone vor

Lesezeit: 2 min
31.05.2017 02:06
Ein neuer Vorschlag der EU-Kommission zeigt: Die Bestrebungen zur Vergemeinschaftung der Schulden in der Euro-Zone nehmen Fahrt auf.
EU schlägt gemeinsame Schulden-Papiere für die Euro-Zone vor

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU-Kommission will Wertpapiere auflegen, in der die gesamten Schulden der Euro-Zone gebündelt werden. Wie die Financial Times berichtet, sollen die Papiere als „European Safe Asset“ auf den Markt gebracht werden, um die Euro-Staatsanleihen für Investoren attraktiv zu machen.

In einem Papier der EU-Kommission wird die Idee aufgebracht, die Staatsanleihen in Asset Backes Securities (ABS) zusammenzufassen. Damit sollen die nationalen Staatsanleihen in Wertpapiere verpackt werden, um die Finanzierung der Staaten auch nach dem Ende des Aufkaufprogramms der EZB sicherzustellen.

Die FT schreibt: „Die Beamten hoffen, dass die Pläne die Nachfrage nach den Schulden der Regierungen mit relativ schwächeren Volkswirtschaften steigern und die Banken dazu ermutigen würden, ihre Risiken besser zu diversifizieren, indem sie ihre Portfolios diversifizieren und gleichzeitig alte politische Kämpfe vermeiden, ob der Währungsblock gemeinsame Anleihen ausgeben sollte.“

Das Papier ist der jüngste Vorschlag in einer Reihe von Bemühungen, die Integration in die Eurozone zu vertiefen. Erst vor einigen Tagen hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gesagt, dass er einer Transferunion nicht mehr prinzipiell ablehnend gegenübersteht.

Der ABS-Markt ist in der Euro-Zone in den vergangenen Jahren zurückgegangen, weil im Zuge der US-Subprime-Krise klargeworden ist, dass diese Papiere wegen mangelnder Transparenz hohe Risiken mit sich bringen.

Die Initiative der EU dient der Vorbereitung für die Zeit, wenn die EZB ihr Anleihenkaufprogramm zurückfährt. Bisher war die Euro-Krise dadurch entschärft worden, dass die EZB alle Staatsanleihen aufgekauft hat. Die Zinssätze waren dementsprechend niedrig, weshalb sich die Staaten weiter verschulden konnten. Strukturelle Veränderungen zum Schuldenabbau haben nicht stattgefunden.

Die Präsentation der Verbriefung der Euro-Staatsschulden könnte den Italienern entgegenkommen: Italien steht vor Neuwahlen im Herbst. Mit den neuen Papieren könnte dem aktuell in den Umfragen führenden euroskeptischen Movimento Cinque Stelli der Wind aus den Segeln genommen werden. Die Bundestagswahl in Deutschland ist dagegen kein Problem für die weitere EU-Integration: Alle relevanten Parteien haben sich dahingehend positioniert, dass sie eine Vertiefung wollen.

Die EU-Kommission sieht in dem Vorschlag der ABS die Möglichkeit, dem deutschen Widerstand gegen Eurobonds Rechnung zu tragen. Es wird allgemein erwartet, dass viele Staaten erheblich höhere Zinskosten zu tragen haben würden, wenn das Programm der EZB ausläuft. Es ist allerdings auch denkbar, dass die EZB selbst die neuen Papiere aufkauft. Es wird nämlich erwartet, dass die EZB schon bald Schwierigkeiten haben dürfe, neue Papiere zu finden, um weiter zuzukaufen. Die Schaffung von entsprechenden Wertpapieren könnte dieses Problem lösen, weil damit die Kreditkosten für die Euro-Staaten weiter niedrig gehalten werden können, ohne die Regierungen zu Reformen zwingen zu müssen.

Die gemeinsame Haftung für die von der EZB gekauften Papiere ist heute schon gegeben, wie aus einer Antwort der EZB an das Bundesverfassungsgericht hervorgeht.

Die EU-Kommission will Reuters zufolge am Mittwoch außerdem einen Vorschlag zu einem möglichen gemeinsamen Haushalt für die Euro-Zone samt Finanzminister vorlegen. Entsprechende Pläne würden seit Monaten erwogen, sagten Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei es, die Währungsunion zu stärken. Die Erwägungen hätten mit dem Sieg des früheren Investmentbankers Emmanuel Macron bei der französischen Präsidentenwahl mehr Gewicht bekommen. Macron macht sich stark für eine Reform der Euro-Zone und hat zuletzt ähnliche Ideen ins Gespräch gebracht.

Bereits im Sommer 2015 hatten die Chefs der EU-Institutionen im sogenannten Fünf-Präsidenten-Bericht Vorschläge zu einem Schatzkanzler und zu einem gemeinsamen Haushalt vorgelegt. Damit sollte nach dem Chaos der Griechenland-Schuldenkrise der Weg in die Zukunft der Euro-Zone geebnet werden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie man Bankgebühren minimiert: praktische Tipps und Tricks
28.04.2024

Bankgebühren können das monatliche Budget erheblich belasten. In diesem Artikel erforschen wir effektive Strategien, um diese Kosten zu...

DWN
Technologie
Technologie KI gegen Mensch: Büroangestellte sind kaum besorgt um ihre Arbeitsplätze
28.04.2024

Künstliche Intelligenz (KI) wird mal als Weltverbesserer und mal als Jobkiller angesehen. Doch die Angst vor Letzterem ist unter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elektroauto-Krise schwächt deutsche Autokonzerne kaum - bisher
28.04.2024

Trotz der Marktflaute bei E-Autos und der schwachen Nachfrage in Deutschland erwirtschaften Volkswagen und BMW tolle Gewinne. Bei anderen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...