Der ägyptische Präsident Abdel Fateh el-Sisi hat dem Königreich Saudi-Arabien die Inseln Tiran und Sanafir im Roten Meer geschenkt. Zuvor hatte das ägyptische Einkammerparlament für die Schenkung gestimmt. Nach Informationen der New York Times wird das Parlament von den Anhängern el-Sisis dominiert. Im Vorfeld des Entschlusses hatte es öffentlichen Protest gegeben, welcher seine Wirkung jedoch offenbar verfehlte. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Baseera sind nur elf Prozent der Ägypter der Meinung, dass die Inseln Saudi-Arabien gehören sollten.
Hintergrund der Schenkung ist der Plan Kairos und Riads, eine Brücke über die Straße von Tiran im Roten Meer zu bauen. Die Baukosten sollen sich auf drei bis vier Milliarden Dollar belaufen. Saudi-Arabien hatte auf die Schenkung als Voraussetzung für den Bau der Brücke, die beide Länder wirtschaftlich beleben soll, bestanden. Die Brücke soll nach einer Analyse von Stratfor den Handel beleben und zu mehr Beschäftigung in der Region führen.
Die beiden unbewohnten Inseln, die einst die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und dem britisch kontrollierten Ägypten bildete, sind aufgrund ihrer Lage auf dem Seeweg zu den Häfen von Aqaba in Jordanien und Eilat in Israel strategisch wichtig. Ägyptens Blockade der Straße von Tiran im Jahre 1967 war einer der Hauptauslöser für den arabisch-israelischen Krieg, auch bekannt als der Sechs-Tage-Krieg, berichtet der Guardian. Die Straße von Tiran ist zudem gemeinsam mit der Meerenge Bab el-Mandab und dem Suezkanal von strategischer Bedeutung für den internationalen Containerhandel und den Öl- und LNG-Transfer zur See.
Maritimesecurity.eu führt aus: „Eine Sperrung bzw. Blockade dieser Engpässe hat enorme Auswirkungen auf den Seehandel, denn die Passage durch den Suezkanal ist im Schnitt 12 bis 15 Tage schneller, als die Route über das Kap der Guten Hoffnung. Jeder zusätzliche Tag entspricht zusätzlichen Betriebskosten von 20.000 bis 30.000 US-Dollar, also einem Gesamtkostenanstieg von 25 bis 40 Prozent.“
Die Straße von Tiran darf nach internationalen Klauseln weder blockiert noch militarisiert werden. Allerdings bleibt unklar, ob sich Saudi-Arabien langfristig an diese Klauseln halten wird. „Die Frage ist nicht nur, ob Saudi-Arabien die freie Durchfahrt garantieren wird, sondern ob das Königreich auch die Klausel, wonach die Stationierung von Truppen in der Straße von Tiran verboten ist, einhalten wird – besonders weil Saudi-Arabien dann die Kontrolle über den östlichen Arm des Roten Meers, der zum Hafen von Aqaba führt, haben wird“, zitiert The Times of Israel den Haaretz-Analysten Zvi Barel.
Doch der israelische Verteidigungsminister Moshe Yaalon begrüßte den Deal zwischen Ägypten und Saudi-Arabien und ist zuversichtlich, dass Saudi-Arabien seinen neuen Einfluss in den Meerengen nicht ausnutzen wird. „Wir haben eine Vereinbarung zwischen den vier Parteien – den Saudis, den Ägyptern, Israel und den Vereinigten Staaten – getroffen, um die Verantwortung für die Inseln zu übertragen – unter der Bedingung, dass die Saudis sich die Schuhe der Ägypter aus dem militärischen Anhang des Friedensabkommens zwischen Israel und Ägypten aus dem Jahr 1979 anziehen“, zitiert die Zeitung Haaretz Yaalon.