Der Hafen im belgischen Antwerpen hat ein Blockchain-Projekt zur Automatisierung der Container-Logistik gestartet. Mithilfe der neuen Technologie will man das Zusammenspiel der Hafenkunden beschleunigen und eine Manipulation von Daten verhindern.
Antwerpen hat gemessen an der Container-Kapazität den zweitgrößten Hafen in Europa, so der World Shipping Council. Größter europäischer Container-Hafen ist Rotterdam in den Niederlanden, wo derzeit ebenfalls ein Blockchain-Projekt zur Anwendung in der Logistik läuft.
Laut einer Mitteilung der Antwerpener Hafenbehörden umfasst der Transport eines Containers von einem Punkt zum anderen oftmals mehr als 30 verschiedene Akteure, darunter Transportunternehmen, Verlader, Spediteure und Fahrer.
Der Prozess erfordert hunderte von Interaktionen zwischen den verschiedenen Akteuren, die heute durch Emails, Telefonanrufe und Fax erledigt werden. „Der Papierkram verursacht beim Container-Transport bis zu 50 Prozent der Kosten“, so die Antwerpener Hafenbehörden.
Die Containerverschiffung steht derzeit vor enormen Finanzierungsproblemen. Wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft sind die Wachstumsraten in den letzten Jahren eingebrochen. Überkapazitäten haben die Umsätze und die Gewinne schrumpfen lassen. Und es könnte noch schlimmer werden.
„Ich fürchte, dass in den nächsten paar Jahren einige der Verladeanlagen katastrophale wirtschaftliche Pleiten erleiden werden“, zitierte Ende Juni Hellenic Shipping News den Chef des Beratungsunternehmens SeaIntelligence Consulting, Lars Jensen. Jede Region der Welt werde die Zahl der Häfen auf nur ein paar größere Umladezentren reduzieren.
Große Reedereien sind bereits Kooperationen eingegangen, um den Platz auf ihren Containerschiffen miteinander zu teilen. Eine Blockchain-Plattform, auf die alle Marktteilnehmer Zugriff haben und Dokumente prüfen können, würde Abschriften unnötig machen und Fehler vermeiden.
Die durch die Blockchain-Technologie erzielte Kostenreduzierung würde deutlich mehr Handel möglich machen und könnte einen Boom im gesamten Schiffssektor auslösen, schreibt der Analyst Noelle Acheson.
Zwar sind die Häfen nur ein Schritt im Prozess der Verschiffung. Doch sie sind der komplexeste Schritt, da hier unzählige Rechnungen und Verträge die Hände wechseln, während die Bearbeiter die Container entladen und sie auf den nächsten Abschnitt ihrer Reise senden. Fehlerhafte Daten und nicht stimmige Formulare halten den Prozess auf, sodass die Waren länger im Hafen verbleiben als nötig.
In den Häfen treten auch die meisten Sicherheitsprobleme auf. Die Blockchain-Plattform im Antwerpener Hafen wurde vor allem dazu entwickelt, ein ganz konkretes Problem zu lösen. Container, die in einem Hafen abgeholt werden sollen, erhalten eine einzigartige Identifikationsnummer. Sie durchlaufen mehrere Stationen, bevor sie den für sie vorgesehenen Transporter erreicht haben.
Die Blockchain-Lösung stellt sicher, dass nur der vorgesehene Transporter grünes Licht erhält, um den Container abzuholen. Da alle Informationen dezentral gespeichert werden, ist eine Manipulation praktisch ausgeschlossen. Nach Ansicht von Analyst Noelle Acheson sind sich die Häfen der Welt dessen bewusst, dass die Blockchain-Technologie nicht nur eine erhebliche Kostenreduzierung verspricht, sondern vor allem auch die Sicherheit und Integrität ihrer entscheidenden Geschäftsbereiche verbessern könnte.