Technologie

Blockchain-Technologie verändert Logistik im Welthandel

Die Blockchain-Technologie verspricht eine Lösung für die beiden derzeit größten Probleme der globalen Containerverschiffung.
10.07.2017 09:53
Lesezeit: 2 min

Der Hafen im belgischen Antwerpen hat ein Blockchain-Projekt zur Automatisierung der Container-Logistik gestartet. Mithilfe der neuen Technologie will man das Zusammenspiel der Hafenkunden beschleunigen und eine Manipulation von Daten verhindern.

Antwerpen hat gemessen an der Container-Kapazität den zweitgrößten Hafen in Europa, so der World Shipping Council. Größter europäischer Container-Hafen ist Rotterdam in den Niederlanden, wo derzeit ebenfalls ein Blockchain-Projekt zur Anwendung in der Logistik läuft.

Laut einer Mitteilung der Antwerpener Hafenbehörden umfasst der Transport eines Containers von einem Punkt zum anderen oftmals mehr als 30 verschiedene Akteure, darunter Transportunternehmen, Verlader, Spediteure und Fahrer.

Der Prozess erfordert hunderte von Interaktionen zwischen den verschiedenen Akteuren, die heute durch Emails, Telefonanrufe und Fax erledigt werden. „Der Papierkram verursacht beim Container-Transport bis zu 50 Prozent der Kosten“, so die Antwerpener Hafenbehörden.

Die Containerverschiffung steht derzeit vor enormen Finanzierungsproblemen. Wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft sind die Wachstumsraten in den letzten Jahren eingebrochen. Überkapazitäten haben die Umsätze und die Gewinne schrumpfen lassen. Und es könnte noch schlimmer werden.

„Ich fürchte, dass in den nächsten paar Jahren einige der Verladeanlagen katastrophale wirtschaftliche Pleiten erleiden werden“, zitierte Ende Juni Hellenic Shipping News den Chef des Beratungsunternehmens SeaIntelligence Consulting, Lars Jensen. Jede Region der Welt werde die Zahl der Häfen auf nur ein paar größere Umladezentren reduzieren.

Große Reedereien sind bereits Kooperationen eingegangen, um den Platz auf ihren Containerschiffen miteinander zu teilen. Eine Blockchain-Plattform, auf die alle Marktteilnehmer Zugriff haben und Dokumente prüfen können, würde Abschriften unnötig machen und Fehler vermeiden.

Die durch die Blockchain-Technologie erzielte Kostenreduzierung würde deutlich mehr Handel möglich machen und könnte einen Boom im gesamten Schiffssektor auslösen, schreibt der Analyst Noelle Acheson.

Zwar sind die Häfen nur ein Schritt im Prozess der Verschiffung. Doch sie sind der komplexeste Schritt, da hier unzählige Rechnungen und Verträge die Hände wechseln, während die Bearbeiter die Container entladen und sie auf den nächsten Abschnitt ihrer Reise senden. Fehlerhafte Daten und nicht stimmige Formulare halten den Prozess auf, sodass die Waren länger im Hafen verbleiben als nötig.

In den Häfen treten auch die meisten Sicherheitsprobleme auf. Die Blockchain-Plattform im Antwerpener Hafen wurde vor allem dazu entwickelt, ein ganz konkretes Problem zu lösen. Container, die in einem Hafen abgeholt werden sollen, erhalten eine einzigartige Identifikationsnummer. Sie durchlaufen mehrere Stationen, bevor sie den für sie vorgesehenen Transporter erreicht haben.

Die Blockchain-Lösung stellt sicher, dass nur der vorgesehene Transporter grünes Licht erhält, um den Container abzuholen. Da alle Informationen dezentral gespeichert werden, ist eine Manipulation praktisch ausgeschlossen. Nach Ansicht von Analyst Noelle Acheson sind sich die Häfen der Welt dessen bewusst, dass die Blockchain-Technologie nicht nur eine erhebliche Kostenreduzierung verspricht, sondern vor allem auch die Sicherheit und Integrität ihrer entscheidenden Geschäftsbereiche verbessern könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...