Die US-Einzelhändler haben zum Ende des ersten Halbjahres überraschend sinkende Umsätze verbucht, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Ihre Erlöse fielen im Juni um 0,2 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Dies war der zweite Rückgang in Folge. Bereits im Mai gab es nach revidierten Daten ein Minus von 0,1 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für den abgelaufenen Monat mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent gerechnet. Im sogenannten klassischen Einzelhandel, wo Autos, Kraftstoffe, Baumaterialien und Lebensmittel ausgeklammert werden, sank der Umsatz im Juni um 0,1 Prozent. Ökonomen sprechen bei einem Rückgang in zwei oder mehr aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten von einer Rezession.
Die Entwicklung ist bedrohlich, weil das Wohl und Wehe der US-Wirtschaft sehr stark von den Verbrauchern abhängt. Denn der private Konsum macht rund zwei Drittel der gesamten Wirtschaftskraft aus. Der Euro legte nach den Einzelhandelsdaten zum Dollar leicht zu. Seit längerem befindet sich die US-Wirtschaft in einer Schwächephase. Der Rückgang des Konsums dürfte auch mit dem Umstand zu tun haben, dass Millionen von Amerikanern überschuldet sind und praktisch keinerlei Ersparnisse besitzen.
Der Inflationsdruck hat im Juni zudem stärker als erwartet nachgelassen. Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 1,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie das Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Das ist das kleinste Plus seit Oktober 2016. Im Mai lag die Teuerungsrate noch bei 1,9 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 1,7 Prozent gerechnet. Fahrzeuge, Benzin und Bekleidung waren billiger als ein Jahr zuvor, während das Wohnen und verschreibungspflichtige Medikamente teurer wurden.
Der Dollar gab nach Veröffentlichung der Daten leicht nach. Der sinkende Inflationsdruck dämpft Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen in näherer Zukunft. Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins in diesem Jahr bislang zwei Mal angehoben, und zwar auf eine Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent. Höhere Zinsen dämpfen tendenziell den Preisanstieg, weil sie Kredite verteuern und das Sparen attraktiver machen. Viele Experten erwarten für die zweite Jahreshälfte mindestens eine weitere Anhebung.
Die Fed strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Die Währungshüter achten dabei besonders auf Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher (PCE): Dabei werden Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert. Dieser Wert lag zuletzt mit 1,4 Prozent noch weiter unter der Fed-Zielmarke.