Finanzen

Bericht: Mehrere Länder verkaufen EU-Pässe an reiche Investoren

Einem Bericht zufolge verkaufen mehrere europäische Länder EU-Pässe an reiche Investoren.
19.09.2017 17:11
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Inselrepublik Zypern soll einem Zeitungsbericht zufolge mit dem Verkauf von EU-Pässen an reiche Investoren unter anderem aus Russland und der Ukraine Milliarden verdient haben, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Seit 2013 habe die Regierung in Nikosia mit dem Verkauf der „Goldenen Visa“ an Superreiche mehr als vier Milliarden Euro eingenommen, berichtete der britische Guardian. Das Blatt beruft sich auf vertrauliche Unterlagen, die es nach eigenen Angaben einsehen konnte. Darin seien Hunderte Namen aufgelistet, unter ihnen ein ehemaliges Mitglied des russischen Parlaments und die Gründer einer bedeutenden ukrainischen Bank. Einige der Superreichen stünden unter Korruptionsverdacht.

Zypern war wegen Problemen in seinem überdimensionierten Bankensektor im Jahr 2013 nur durch Kredite der Europartner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor der Pleite bewahrt worden. Dabei flossen etwa sieben Milliarden Euro. Anleger mussten zudem mit einer Zwangsabgabe zur Rettung beitragen, außerdem wurden dem Land strikte Spar- und Reformmaßnahmen auferlegt. Im Jahr 2016 endete das Kreditprogramm.

Die zyprische Regierung bestätigte, dass der EU-Staat die Staatsbürgerschaft an Bürger aus Drittländern vergibt, die größere Summen auf der Insel investieren. Die Vorwürfe, dass auch unter Korruptionsverdacht stehende Investoren aus der Ukraine oder Russland darunter sind, wurden nicht kommentiert.

„Wir wollen diese Veröffentlichungen nicht kommentieren“, sagte der zyprische Regierungssprecher Nikos Christodoulides der Deutschen Presse-Agentur am Montag. „Verurteilte Personen sind von diesem Programm von vornherein ausgeschlossen“, sagte ein hoher Vertreter des Innenministeriums.

Wie es aus Regierungskreisen weiter hieß, verlaufe das Staatsbürgerschaftsprogramm für Investitionen sehr gut, „wie auch in zahlreichen anderen Staaten der EU. Es ist nichts Neues.“ Auch in Portugal, Irland, Griechenland, Ungarn, Malta und Bulgarien bekämen Investoren EU-Pässe.

Die „Goldenen Visa“ sind seit Jahren umstritten, da sie unter anderem eine Eintrittskarte für alle EU-Länder sind – mit dem Recht, sich dort frei zu bewegen.

Die EU-Kommission mahnte an, dass es zum Erwerb von Staatsbürgerschaften eine echte Verbindung zwischen dem Antragsteller und dem Zielstaat geben müsse. „Nationale Staatsbürgerschaften sind Voraussetzung für die EU-Staatsbürgerschaft und die Eingangstür für EU-Vertragsrechte“, sagte ein Sprecher. EU-Staaten sollten daher ihr Vorrecht zur Gewährung von Staatsbürgerschaften im „Geiste der Kooperation“ mit anderen EU-Staaten ausüben. Die Brüsseler Behörde stehe in der Sache mit der zyprischen Regierung im Kontakt.

Die zyprische Staatsbürgerschaft kann erhalten, wer mindestens zwei Millionen Euro für die Gründung eines Unternehmens eingezahlt hat. Dieses muss mindestens fünf EU-Bürger beschäftigen und vor dem Antrag fünf Jahre lang existiert haben. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Antragsteller eine Immobilie für mindestens 500.000 Euro gekauft hat. In Zypern sind laut Guardian allein im vergangenen Jahr 400 dieser Pässe vergeben worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...