Bei Protestaktionen gegen gestiegene Preise im Iran werden laut Reuters zunehmend politische Forderungen laut. Am Freitag löste die Polizei nach Berichten der Nachrichtenagentur Fars in der Stadt Kermanschah eine Demonstration auf bei der es zu Sprechchören gegen die Regierung gekommen war. Rund 300 Menschen hätten demnach gerufen: "Lasst die politischen Gefangenen frei" und "Freiheit oder Tod". Außerdem sei öffentliches Eigentum zerstört worden, meldete Fars.
Am Donnerstag hatten in Maschhad, der zweitgrößten Stadt Irans, Hunderte Menschen gegen hohe Preise demonstriert und dabei auch politische Slogans skandiert. Der oberste Geistliche in der Stadt, Ajatollah Ahmed Alamolhoda, forderte die Polizei zum Durchgreifen auf. Wenn dies nicht geschehe, würden Feinde Irans Filme und Fotos veröffentlichen und behaupten, das System der Islamischen Republik habe in Marschhad seine revolutionäre Basis verloren, sagte Alamolhoda laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Irna.
Auch in mindestens zwei weiteren iranischen Städten kam es zu Protestaktionen.
Politische Proteste sind im Iran selten. Meist entzündet sich die Kritik an ungezahlten Löhnen oder an Entlassungen von Arbeitern. Vizepräsident Eschak Dschahangiri äußerte die Vermutung, dass Regierungsgegner die sozialen Proteste für sich instrumentalisierten. Sie würden sich jedoch "ihre eigenen Finger daran verbrennen".
Die US-Regierung hat die Festnahme von Demonstranten bei den jüngsten Protesten im Iran kritisiert. "Die USA verurteilen die Verhaftung von friedlichen Demonstranten scharf", erklärte das Außenministerium in Washington am Freitag. "Wir fordern alle Staaten dazu auf, das iranische Volk und seine Forderungen nach Grundrechten und ein Ende der Korruption zu unterstützen."
Nach den Protesten sind am Samstag zahlreiche regierungstreue Iraner auf die Straße gegangen, um dem Ende der Unruhen 2009 zu gedenken. Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder von Demonstranten in der Hauptstadt Teheran und der zweitgrößten Stadt des Landes, Maschhad.