Politik

Wundersame Heilung: Den Skripals geht es plötzlich viel besser

Russland und Scotland Yard berichten von einer wundersamen Heilung der angeblich vergifteten Familie des britisch-russischen Doppelagenten Skripal.
05.04.2018 16:17
Lesezeit: 2 min

Der Ex-Agent Sergej Skripal und seine Tochter Julia sind dem russischen Staatsfernsehen zufolge auf dem Weg der Besserung, wie die britische Nachrichtenagentur Reuters meldet. Julia Skripal rechne damit, die Klinik bald verlassen zu können, berichteten das Fernsehen und die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf ein Telefonat von Julia mit ihrer Cousine Viktoria Skripal. "Es ist alles gut, alles ist heilbar, es geht allen besser, alle sind am Leben", wird Julia Skripal zitiert. Zum Gesundheitszustand ihres Vaters sagte sie demnach, er ruhe sich aus. Es leide keiner unter Problemen, die nicht heilbar seien. "Ich werde mich bald selbst entlassen." Zuvor hatte ihre Cousine Viktoria erklärt, Julia nach Russland zurückbringen zu wollen. Dafür wolle sie nach England reisen.

Auch die britische Polizei liefert neue Erkenntnisse zur überraschend raschen Genesung von Julia: "Ich bin vor über einer Woche aufgewacht und bin glücklich sagen zu können, dass es mir von Tag zu Tag besser geht", sagte die 33-Jährige am Donnerstag in einer von Scotland Yard verbreiteten Mitteilung. Skripal wird in dem Polizeistatement unter anderem mit der Bemerkung zitiert, dass "die ganze Episode für mich irgendwie verwirrend" gewesen sei.

Sie dankte den vielen Menschen, die zu ihrer Genesung beigetragen hatten. Zugleich bat sie um die Achtung ihrer Privatsphäre.

Der frühere Doppelagent Skripal und seine Tochter sollen vor einem Monat angeblich Opfer eines Giftanschlags geworden sein.

Das Gift soll aus der ehemaligen UdSSR stammen, aus der der breiten Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannten "Novitschok"-Gruppe stammen und zu den gefährlichsten Nervengasen unter den chemischen Kampfstoffen zählen. Allgemein herrscht unter Experten Einigkeit, dass es fast unmöglich sei, einen Novitschok-Angriff unversehrt zu überleben. Britische Ärzte hatten wenige Tage nach dem Vorfall erklärt, dass mit schweren Hirnschädigungen bei beiden Patienten zu rechnen sei, wie die israelische Zeitung Yediot Achronot berichtete. Auch der Independent schrieb, unter Berufung auf einen Untersuchungsrichter, dass es möglich sei, dass die Skripals "einen Hirnschaden" davongetragen haben könnten.

Noch am 22. März waren beide Skripals laut Untersuchungsrichter Williams "geistig nicht in der Lage" gewesen, der Entnahme einer Blutprobe zuzustimmen - weshalb der Richter die Entnahme ohne Zustimmung der Patienten anordnete. Der Richter "enthüllte" laut Telegraph vor nicht einmal zwei Wochen zum Gesundheitszustand, die beiden Skripals seien "in kritischem Zustand, litten unter einer schweren Sedierung und könnten sich unter Umständen niemals mehr von der Nervengas-Attacke erholen".

Die Regierung von Großbritannien hatte nach dem angeblichen Anschlag erklärt, es gäbe keine andere "plausible Erklärung" als die Urheberschaft Russlands. Das britische Militär stellte dagegen fest, dass eine Untersuchung im eigenen Chemiewaffenlabor ergeben habe, dass die russische Urheberschaft nicht bewiesen werden könne. 

Die Bundesregierung hat sich dieser Erklärung angeschlossen und mehrfach mit großer Entrüstung angeprangert, dass es sich bei dem bis heute völlig unaufgeklärten Vorfall im englischen Salisbury um den ersten Giftgas-Angriff auf europäischem Boden handle.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung.  Bitte Unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...