Politik

Handelskrieg: USA und China setzen Strafzölle in Kraft

Die USA und China haben ihren Handelskrieg durch wechselseitige Strafzölle verschärft.
06.07.2018 11:45
Lesezeit: 2 min

Im Handelsstreit mit den USA hat Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua Vergeltungszölle der Volksrepublik bestätigt. Nach anfänglicher Verwirrung über den Zeitpunkt der Gegenmaßnahmen stellte die Agentur Xinhua am Freitag klar, dass diese um 12.01 Uhr Pekinger Ortszeit (06.01 MESZ) in Kraft gesetzt worden seien. Sie haben demnach denselben Umfang wie die von den USA verhängten Schutzzölle. Die USA haben Importzölle auf chinesische Wareneinfuhren im Volumen von 34 Milliarden Dollar erhoben.

Die europäischen Märkte reagierten nicht sonderlich auf die Verschärfung. Dax und EuroStoxx50 notierten kaum verändert bei 12.467 beziehungsweise 3446 Punkten. "Übergeordnet bleibt die Richtung im Dax weiter abwärts gerichtet", prognostizierte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets laut Reuters.

Die Volksrepublik warf den USA vor, den "größten Handelskrieg der Wirtschaftsgeschichte" angestoßen zu haben. Die USA verletzten mit ihrem Handeln weltweite Regeln, erklärte das Handelsministerium. China habe keine andere Wahl als Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt treiben damit die Vergeltungsspirale weiter hoch. US-Präsident Donald Trump drohte am Donnerstag damit, schlussendlich Zölle auf chinesische Güter im Wert von über 500 Milliarden Dollar erheben zu können. Das entspricht der Summe der gesamten Einfuhren aus China in die USA im vergangenen Jahr.

An den Märkten sorgt der Handelsstreit für Unruhe. Die chinesische Währung Yuan steht seit Wochen unter Druck. Die chinesischen Aktienbörsen gingen am Freitag auf Berg- und Talfahrt. "Wir können wohl sagen, dass der Handelskrieg offiziell begonnen hat", sagte Wirtschaftsprofessor Chen Feixiang von der Shanghai Jiaotong University. "Wenn es bei 34 Milliarden Dollar bleibt, sind die Effekte auf die Wirtschaften beider Länder marginal. Sollte es aber wie von Trump angekündigt auf 500 Milliarden Dollar steigen, werden die Auswirkungen groß sein."

Trump ist das US-Handelsdefizit mit China ein Dorn im Auge. Zudem wirft er dem Land Diebstahl von geistigem Eigentum und hohe Hürden für US-Unternehmen vor. China bemühte sich während des Streits um Mäßigung und erklärte, für den freien Handel kämpfen zu wollen. Zudem will das Land seinen Reformkurs fortsetzen und sich weiter öffnen. Die Kritik an Trump wurde am Freitag angesichts der neuen Zölle jedoch lauter. Die US-Regierung benehme sich wie eine Ganovenbande, hieß es in einem englischsprachigen Kommentar der staatlichen Zeitung China Daily. Tags zuvor warf China den USA vor, die Weltwirtschaft zu gefährden. Die US-Zölle schadeten den globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten ernsthaft.

Wegen der Unsicherheit in dem Handelskonflikt hat der chinesische Zoll an wichtigen Häfen Insidern zufolge bereits US-Güter zurückgehalten. Es gebe zwar keine direkte Anweisung, aber einige Zollstellen agierten vorsichtig, sagten vier mit den Vorgängen vertraute Personen. Die Auswirkungen der geplanten US-Schutzzölle auf die chinesische Wirtschaft sind nach Einschätzung eines Beraters der Zentralbank (PBOC) begrenzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volksrepublik werde dadurch nur um 0,2 Prozentpunkte geschmälert, sagte Ma Jun der Agentur Xinhua am Freitag. Die Regierung in Peking denke darüber nach, die von den Zöllen besonders hart betroffene Branchen zu stützen.

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