Finanzen

Draghi: Einlagen-Sicherung ist Instrument gegen Bank-Run

EZB-Chef Draghi sieht in der gemeinsamen Einlagensicherung ein Mittel gegen Bank-Runs in der Euro-Zone.
10.07.2018 02:00
Lesezeit: 1 min

EZB-Präsident Mario Draghi erneuerte am Montag bei einer Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments sein Plädoyer für die Einführung einer gemeinsamen europäischen Sicherung von Spareinlangen (Edis). Diese würde in Krisen den Druck von den Geldhäusern nehmen. Ein Ansturm auf Bankschalter könne so vermieden werden. In Deutschland wird Edis wegen der hohen Bestände von faulen Krediten in den Bilanzen einiger südeuropäischer Banken aber nach wie vor sehr kritisch gesehen. Beim Abbau von Risiken gebe es aber Fortschritte, sagte Draghi

Der EZB-Chef bekräftige zudem seine Unterstützung für einen Stabilisierungsinstrument für die Euro-Zone. Solch ein Instrument könne im Falle von Rezessionen, die die gesamte Euro-Zone erfassen, für Unterstützung sorgen. "Wir begrüßen daher ausdrücklich den erneuerten Impuls in dieser Diskussion", sagte Draghi. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten im Juni Vorschläge zur Reform der Euro-Zone vorgestellt, zu denen auch ein Stabilisierungsfonds für den Fall schwerer Wirtschaftskrisen gehört.

Draghi warnte vor den Folgen für die Konjunktur durch zunehmende Abschottungstendenzen in der Weltwirtschaft. "Die Risiken für den Ausblick hängen vor allem mit der Gefahr eines steigenden Protektionismus zusammen", sagte Draghi. Die Gefahr eines zunehmenden Protektionismus sei inzwischen "mehr ausgeprägt". Laut EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny könnte es bei einer Zuspitzung des Handelsstreits mit den USA sogar zu einem ungewollten Währungskrieg kommen, wie er auf einer Veranstaltung in Zürich sagte. Dies habe dann womöglich noch gravierendere Auswirkungen, mahnte Österreichs Notenbankchef. Die Situation sei aktuell nicht dramatisch, könne aber eskalieren.

Abseits dieser Gefahr fußt der Aufschwung in der Euro-Zone aus Sicht von Draghi aber auf einem soliden Fundament. Dies gelte trotz einer Abkühlung des Wachstums zu Jahresbeginn. Auch nehme der Preisdruck zu. Insgesamt sieht Draghi die Hüter des Euro immer mehr auf Kurs in Richtung ihres Inflationsziels von knapp zwei Prozent. Die Europäische Zentralbank sei hier inzwischen zuversichtlicher. "Die jüngsten Lohnabschlüsse in mehreren Ländern weisen auf eine auf eine Fortsetzung dieser günstigen Dynamik hin." Die Verbraucherpreise waren im Juni um 2,0 Prozent geklettert.

Die EZB hat ihr Inflationsziel in den vergangenen Jahren meist verfehlt und verfolgt deswegen eine extrem lockere Geldpolitik, um für mehr Teuerung zu sorgen. Die Marke von knapp zwei Prozent sieht sie als ideal für die Wirtschaft an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...