Finanzen

Japans Zentralbank kann expansive Geldpolitik nicht mehr beenden

Die japanische Zentralbank kann angesichts der extremen Schulden des Landes keine Normalisierung der Geldpolitik mehr einleiten.
01.08.2018 15:21
Lesezeit: 1 min

Die japanische Notenbank hat ihre extrem lockere Geldpolitik am Dienstag erneut bestätigt und diese zugleich flexibler gestaltet. Wie die Bank of Japan nach ihrer Zinssitzung in Tokio mitteilte, liegt der kurzfristige Einlagensatz weiter bei minus 0,1 Prozent. Das Zinsziel für zehnjährige Staatsanleihen, mit dem die Langfristzinsen gesteuert werden sollen, beträgt ebenfalls unverändert null Prozent.

Eine Neuerung der Notenbank ist ein Zinsversprechen. So sagt die Bank of Japan jetzt zu, die extrem niedrigen Kurz- und Langfristzinsen noch längere Zeit fortführen zu wollen. Ähnliche Zinsversprechen sind in der Vergangenheit auch von anderen großen Notenbanken vorgenommen worden. Sie haben das Ziel, die Zinserwartungen und damit auch das aktuelle Zinsniveau zu steuern und an der Nulllinie zu halten.

Darüber hinaus verringerte die japanische Notenbank den Umfang an Bankeinlagen bei der Notenbank, auf die die Geldhäuser einen Strafzins an die Notenbank zahlen müssen. Dieser Negativzins hat eigentlich das Ziel, die Kreditvergabe anzuschieben. Er stellt aber zugleich eine Belastung für die Geschäftsbanken dar. Zudem nahm die Zentralbank Änderungen in ihrem Ankaufprogramm für sogenannte ETF vor. Das sind börsengehandelte Fondsanteile, die sich meist an einem Börsenindex orientieren.

Japan ist das Land mit den verglichen zur Wirtschaftsleistung höchsten Schuldenständen weltweit. Schon lange vor Ausbruch der Finanzkrise war die Zentralbank gezwungen, Nullzinsen einzuführen, da schon kleinste Anhebungen des Zinsniveaus zu einem Kollaps führen könnten. Wie aus Daten von Trading Economics hervorgeht, liegt der kurzfristige Einlagenzinssatz seit etwa 1998 bei Null Prozent.

Um einen Schuldenkollaps zu vermeiden, hat die Zentralbank bereits rund die Hälfte der Staatsanleihen des Landes sowie viele Aktien großer Konzerne aufgekauft. Wallstreet Online schreibt dazu: „Die Bank of Japan hält knapp 50 Prozent der japanischen Staatsverschuldung, Tendenz steigend. Im Jahr 2011 lag der Anteil bei 9 Prozent. Man muss kein Prophet sein, um bei einem unverminderten Tempo der Aufkäufe davon ausgehen zu können, dass die Staatsverschuldung Japans eingefroren wird. Forderungen von Gläubigern wird es bald nicht mehr geben. Schulden sind dann de facto keine Schulden mehr. Denn es gäbe niemanden mehr, der sie einfordern könnte. Schulden werden lediglich eine Bilanzposition der Bank of Japan sein.“

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