Politik

Italien: Notenbank warnt vor hohen Kosten für neue Schulden

Die italienische Notenbank warnt die Regierung in Rom davor, die Kosten für neue Schulden zu unterschätzen.
31.10.2018 16:15
Lesezeit: 1 min

Der Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU-Kommission ruft den Staatschef und die Notenbank in Rom auf den Plan. Präsident Sergio Mattarella mahnte am Mittwoch, ein "ausgeglichener Etat" sei eine der Grundvoraussetzungen für die Souveränität des Landes. Zentralbankchef Ignazio Visco rechnete der Regierung vor, dass das erhöhte Zinsniveau für Staatsanleihen Italien nächstes Jahr Kosten im Volumen von fünf Milliarden Euro aufzubürden droht. Letztlich würden auch Firmen und Familien darunter leiden. Die Schuldenlast sei zwar tragfähig: "Doch es muss mit Entschiedenheit klargemacht werden, dass es dabei bleibt."

Weil die Wirtschaft des Landes im Sommer stagnierte, sieht sich der parteilose Finanzminister Giovanni Tria in seiner Position bestärkt, dass die Konjunktur mit auf Pump finanzierten Maßnahmen angekurbelt werden sollte. Zugleich versicherte er, die dafür in Kauf genommene Defizitzahl von 2,4 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt werde nicht überschritten. Zudem plane die Regierung "in keiner Weise", aus dem Euro oder der EU auszusteigen.

Weder der Außenhandel noch die Binnennachfrage hatten der italienischen Wirtschaft von Juli bis September Impulse geliefert. Das chronisch wachstumsschwache Land hinkt damit dem Euro-Raum erneut hinterher. Der Chef des Industrieverbands Confindustria, Vincenzo Boccia, schreibt der neuen Regierung die bereits Schuld zu, falls sich die Wirtschaft nicht bald berappeln sollte.

Die Koalition aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung hat der EU-Kommission für 2019 eine Neuverschuldung in Aussicht gestellt, die drei Mal so hoch ist wie Brüssel von der Vorgängerregierung zugesagt. Die EU-Kommission fordert Änderungen an den Plänen. Auch EZB-Ratsmitglied Ardo Hansson pocht auf Einhaltung europäischer Regeln. Es sei wichtig, dass das Vereinbarte auch umgesetzt werde, so der Este.

Nach Ansicht seines österreichischen EZB-Ratskollegen Ewald Nowotny könnte der deutliche Rendite-Anstieg bei italienischen Staatspapieren noch zu einem dicken Ende führen: "Das Problem ist natürlich, dass diese Wirkungen von den Kapitalmärkten erst mit einer gewissen Verzögerung sich wirklich auswirken, nämlich vor allem dann, wenn Italien wieder auf den Kapitalmärkten entsprechende Geldmittel aufnehmen muss." Italien werde im kommenden Jahr einen erheblichen Finanzierungsbedarf haben.

Das Gezerre um den Etat sorgt für Nervosität unter Investoren und macht es für Italien teurer, sich frisches Geld am Markt zu besorgen. Anlegern musste der Staat zuletzt für zehnjährige Papiere einen Zins von 3,36 Prozent bieten - soviel wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie HVO100: Studie kritisiert Klimabilanz der Diesel-Alternative
22.08.2025

HVO100 gilt als moderne Diesel-Alternative und soll den Klimaschutz vorantreiben. Doch eine aktuelle Studie der Deutschen Umwelthilfe wirft...

DWN
Finanzen
Finanzen Steigende Lebensmittelpreise: Diese fünf Produkte treiben die Kosten in die Höhe
22.08.2025

Die steigenden Lebensmittelpreise belasten Verbraucher spürbar. Während viele Haushalte auf günstigere Alternativen ausweichen, warnen...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schau mir in die Augen, Kleiner! Wie das Start-up Navel Robotics den Pflegenotstand lösen könnte
22.08.2025

Das Münchener Start-up Navel Robotics entwickelt einen sozialen Roboter für Pflegeheime und Kliniken. Er spricht mit den Bewohnern über...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Deal mit China: Wie es von den Zöllen profitiert
22.08.2025

Donald Trump hat seine Zollpolitik neu geordnet – doch anstatt China hart zu treffen, verschont er Peking weitgehend. Europa hingegen...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Selenskyj kündigt weitere Gegenangriffe an
22.08.2025

Die Ukraine plant nach monatelanger Verteidigung neue Gegenangriffe, um den Ukraine-Krieg zu wenden. Präsident Selenskyj signalisiert...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft rutscht tiefer ins Minus
22.08.2025

Die Deutsche Wirtschaft kämpft mit Einbrüchen und neuen Belastungen. Frische Zahlen zeigen, wie stark sich Rezession, Zölle und schwache...

DWN
Politik
Politik Debatte über Kassenbeiträge: Neue Praxisgebühr und mehr Arzneimittel-Zuzahlungen?
22.08.2025

Die steigenden Kosten im Gesundheitswesen bringen die Krankenkassen unter Druck. Vorschläge wie höhere Arzneimittel-Zuzahlung oder eine...

DWN
Politik
Politik Im Gegenwind: Was den Windkraftausbau wirklich bremst
22.08.2025

Windkraft ist das Rückgrat der deutschen Energiewende. Und gleichzeitig ihr wunder Punkt. Obwohl der Ausbau gesetzlich priorisiert ist,...