Gemischtes

Chinas Automarkt schrumpft erstmals seit Jahrzehnten

Der Absatz von Automobilen in China ist erstmals seit 20 Jahren zurückgegangen.
10.01.2019 10:39
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten ist der chinesische Automarkt eingebrochen. Der Absatz von Personenwagen sackte 2018 um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab, wie der Branchenverband ChinaPassenger Car Association (PCA) am Mittwoch in Peking mitteilte. Der Verkaufsrückgang trifft auch die großen deutschen Autokonzerne, für die China der größte Markt ist.

Im Dezember beschleunigte sich der Rückgang noch dramatisch. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel der Absatz in dieser Abgrenzung um 19 Prozent. Im ganzen Jahr seien auf dem jahrelang, teilweise auch zweistellig boomenden Automarkt in China nur noch 22,7 Millionen Autos verkauft worden, berichtete der Branchenverband.

Neben dem Handelskrieg zwischen den USA und China gibt es auch hausgemachte Ursachen für die Flaute auf dem größten Automarkt der Welt. "Die Gründe sind vor allem der schwere Druck auf dem Immobilienmarkt, hohe Verschuldung, Abwärtsdruck für die Wirtschaft und fehlende Verbraucherzuversicht", sagte PCA-Generalsekretär Cui Dongshu der Deutschen Presse-Agentur. Er erwartete aber nicht, dass der Rückgang anhält: "So schlimm ist es nicht."

Die Kaufzurückhaltung erklären andere Experten auch mit den vorübergehenden Zollerhöhungen auf Importe von US-Autos, der Verunsicherung über den anhaltenden Handelskonflikt sowie den vielen Fahrbeschränkungen in chinesischen Metropolen. Auch das verstärkte Angebot von bequemen Fahrdiensten dämpft die Nachfrage nach Autos.

Der PCA-Generalsekretär rechnet im neuen Jahr zwar mit einem Wachstum von 1,2 Prozent, doch erwarten andere Experten vielmehr einen weiteren Rückgang. Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs prognostizieren für 2019 sogar ein Minus von sieben Prozent. Bei Bernstein Research wird mit einem Rückgang um vier Prozent gerechnet.

Im Zuge des Handelskrieges hatte China die Zölle auf Importwagen aus den USA zwischenzeitlich um 25 auf 40 Prozent erhöht und erst im Dezember wieder zurückgenommen. Davon waren besonders BMW und Mercedes betroffen, die von ihren US-Werken nach China liefern.

Da die Autobauer in China mit stetigem Wachstum gerechnet und massiv in Produktionsanlagen investiert haben, drohen jetzt Überkapazitäten. Der Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen schätzt die Überkapazitäten bereits in diesem Jahr auf nahezu fünf Millionen Neuwagen. "Fast 19 Prozent der Produktionskapazitäten in China wären danach im Jahr 2019 "ungenutzt"."

Chinas Wirtschaftslenker treten schon auf die Bremse. Am Donnerstag treten neue Vorschriften in Kraft, die die Produktion herkömmlicher Benzinautos begrenzen soll. Autobauer dürfen keine neuen Werke für solche Fahrzeuge bauen oder Produktionsanlagen in andere Provinzen verlagern, wie aus dem Beschluss der mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) hervorgeht.

Trotz des schwachen Marktes ist aber Volkswagen zuversichtlich, weiter Wachstum in China zu erreichen. 2018 habe der VW-Konzern Marktanteile gewonnen, hatte Stephan Wöllenstein, der künftig das operative Geschäft in China leitet, am Montag vor Journalisten gesagt. Die Einführung neuer Modelle werde auch in diesem Jahr zu einem Absatzplus in China führen.

Nach den Plänen von VW-Chef Herbert Diess, der persönlich die strategische Führung des China-Geschäfts übernimmt, wird China künftig auch noch eine viel wichtigere Rolle für den deutschen Autokonzern spielen. "Die Zukunft von Volkswagen wird sich auf dem chinesischen Markt entscheiden", ließ er wissen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft
09.09.2025

Ein Feuer an zwei Strommasten hat in der Nacht zu einem großflächigen Stromausfall im Südosten Berlins geführt. Rund 50.000 Haushalte...

DWN
Finanzen
Finanzen Rechnungshof warnt: Milliardenhilfen für Länder könnten ins Leere laufe
09.09.2025

Der Bundesrechnungshof stellt die Wirksamkeit des geplanten Sondervermögens von 100 Milliarden Euro für zusätzliche...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Dauerbelastung: Können Erwachsene besser damit umgehen?
09.09.2025

Digitale Medien prägen unseren Alltag in allen Altersgruppen – vom Smartphone über Social Media bis hin zu Streamingdiensten. Während...

DWN
Technologie
Technologie Taiwan stärkt Chip-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen
09.09.2025

Taiwan stärkt seine Halbleiter-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen und des wachsenden KI-Wettbewerbs. Präsident Lai...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die größte Gefahr für Unternehmen: Planen nach alten Regeln
09.09.2025

Krisen, Cyberangriffe, Paradigmenwechsel – die alte Ordnung ist vorbei. Wer heute noch an starre Pläne glaubt, riskiert den Untergang.

DWN
Technologie
Technologie Automesse startet trotz Krisenmodus: Zwischen Innovation und Stimmungsmache gegen Verbrennerverbot
09.09.2025

Mitten in herausfordernden Zeiten für die Automobilbranche öffnet die IAA Mobility in München ihre Tore. Bis Freitag können...

DWN
Panorama
Panorama Bildungsmonitor 2025: Sachsen bleibt Spitzenreiter im Bundesländervergleich
09.09.2025

Sachsen behauptet erneut seine Spitzenposition im deutschen Bildungssystem. Laut dem aktuellen „Bildungsmonitor“ der Initiative Neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shell-Biokraftstoffprojekt in Rotterdam endgültig gestoppt
09.09.2025

Shell hat sein milliardenschweres Biokraftstoffprojekt in Rotterdam endgültig gestoppt. Der Rückzug zeigt, wie brüchig die Basis der...