Politik

Syrien: Kurden prüfen Zusammenarbeit mit Assad gegen die Türkei

Vertreter der Kurden in Nordsyrien fordern die Einsetzung einer internationalen Beobachtermission. Komme diese nicht, würde eine Zusammenarbeit mit der syrischen Armee gegen die Türkei erwogen.
18.02.2019 17:34
Lesezeit: 2 min
Syrien: Kurden prüfen Zusammenarbeit mit Assad gegen die Türkei
Die Lage in Syrien. (Grafik: Stratfor)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die syrischen Kurden haben die Europäer aufgerufen, sie nach dem absehbaren Ende des Kampfs gegen die Dschihadistenmiliz IS gegen die Türkei zu beschützen. "Diese Länder haben eine politische und moralische Verpflichtung", sagte der einflussreiche Kurdenvertreter Aldar Chalil in Paris im Gespräch mit der französischen Nachrichtenagentur AFP. "Wenn sie zu dieser nicht stehen, lassen sie uns im Stich."

Chalil rief insbesondere das UN-Sicherheitsratsmitglied Frankreich auf, sich nach dem angekündigten Abzug der US-Truppen aus Syrien für die Entsendung einer internationalen Schutztruppe einzusetzen. "Frankreich kann im Sicherheitsrat einen Vorschlag für unseren Schutz machen: Es kann eine internationale Truppe zwischen uns und den Türken vorschlagen, an der es sich beteiligen würde, oder um unseren Luftraum zu schützen", sagte Chalil.

Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) werden im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bisher von der internationalen Anti-IS-Koalition mit Waffen und Luftangriffen unterstützt. Die USA und Frankreich haben zudem eigene Spezialkräfte entsandt, doch hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, nach dem Sieg über die Dschihadisten alle 2000 US-Soldaten abzuziehen.

Die syrischen Kurden befürchten, dann schutzlos einem Angriff der Türkei ausgesetzt zu sein. Die Türkei betrachtet die Kurdenmiliz YPG als Bedrohung, da sie eng mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden ist, die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft. Ankara ist bereits wiederholt in Nordsyrien gegen die YPG vorgegangen und droht seit Monaten mit einer erneuten Militärintervention östlich des Euphrat.

Chalil schlug vor, in Nordsyrien in einer 30 Kilometer breiten Zone entlang der türkischen Grenze eine internationale Schutztruppe zu stationieren. Der Vertreter der kurdischen Verwaltung in Nordsyrien verwies als Vorbild auf die UN-Blauhelmtruppe, die im Südlibanon an der Grenze zu Israel stationiert ist. Die Europäer haben jedoch Vorschläge der USA zur Entsendung einer "Beobachtermission" für Nordsyrien bereits abgelehnt.

Die Idee einer Pufferzone entlang der syrisch-türkischen Grenze ist nicht neu. Sie wird von der Türkei ebenso erwogen wie von den USA, jedoch den eigenen Zielen entsprechend ausgelegt. Zuletzt hatte der russische Präsident Putin einer türkisch dominierten Zone eine klare Absage erteilt.

Laut Chalil wäre auch eine Flugverbotszone in Nordsyrien denkbar, um die Kurden vor der Türkei zu schützen. "Wenn der Luftraum geschützt ist, könnte die Türkei uns nicht vernichten, selbst wenn sie uns angreift", sagte Chalil. Sollten die Europäer ihnen nicht zu Hilfe kommen, warnte er, wären die Kurden gezwungen, sich an Machthaber Baschar al-Assad zu wenden, "damit er Streitkräfte an die Grenze schickt und sie beschützt".

Der Kurdenvertreter betonte aber, die Truppen sollten aus der Region stammen. "Sie wären Teil der Hierarchie der syrischen Armee, doch wären es unsere Einheiten", sagte Chalil. Das Ziel der Kurden sei die Wahrung ihrer Autonomie, auch wenn sie akzeptieren würden, dass die syrische Flagge wieder in ihrer Region gehisst werde und sie einen Teil der Zolleinnahmen und der Einkünfte aus den Ölfeldern an Damaskus abgeben.

Die Assad-Regierung hat aber in Verhandlungen nennenswerte Zugeständnisse an die Kurden abgelehnt. Assad betonte in einer Ansprache am Sonntag erneut, dass er ganz Syrien wieder unter seine alleinige Kontrolle bringen wolle. Nur die syrische Armee könne Schutz vor einer Militäroffensive der Türkei bieten, sagte er. Wenn die Kurden nicht den Schutz der Armee suchten, würden sie als "Sklave der Ottomanen" enden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt am 11. März - und verbietet ausländische Spenden an Politik
05.02.2025

Aus Angst vor Wahlmanipulation und angesichts geopolitischer Begehrlichkeiten greift Grönland durch: Ausländische und anonyme Spenden an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Strafzölle: Wie die deutsche Wirtschaftsleistung massiv bedroht wird
05.02.2025

US-Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China könnten gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Experten des...

DWN
Panorama
Panorama Russischer Geheimdienst hinter Auto-Sabotagen vermutet
05.02.2025

Eine Serie von Sabotageakten gegen Autos sorgt für Unruhe in Deutschland. Die Polizei vermutet dahinter einen russischen Geheimdienst, der...

DWN
Technologie
Technologie Shein und Temu im Visier der EU-Kommission
05.02.2025

Die EU-Kommission will gegen den massenhaften Import billiger Produkte von Plattformen wie Shein und Temu vorgehen. Im Fokus stehen...

DWN
Politik
Politik Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem
05.02.2025

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungskonzern KNDS übernimmt Alstom-Werk in Görlitz und sichert Arbeitsplätze
05.02.2025

Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk in Görlitz. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Unternehmen eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Investments 2025: „Gold ist der beste Maßstab für den Wert von Bitcoin, den wir haben“
05.02.2025

Bitcoin-ETFs, politische Entscheidungen und die Goldkorrelation bestimmen die Spielregeln für Bitcoin 2025. Was das für Anleger bedeutet,...