Deutschland

EZB kündigt neue Notkredite für Europas Banken an

Lesezeit: 2 min
07.03.2019 13:54
Die Europäische Zentralbank rührt die ultralockere Geldpolitik nicht an. Im Gegenteil, sie legt nun eine neue Runde an Notkrediten für europäische Banken auf.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine neue Runde von Stützungskrediten für Europas Banken angekündigt. Dies geht aus der am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Stellungnahme hervor.

Darin heißt es:

A new series of quarterly targeted longer-term refinancing operations (TLTRO-III) will be launched, starting in September 2019 and ending in March 2021, each with a maturity of two years. These new operations will help to preserve favourable bank lending conditions and the smooth transmission of monetary policy. Under TLTRO-III, counterparties will be entitled to borrow up to 30% of the stock of eligible loans as at 28 February 2019 at a rate indexed to the interest rate on the main refinancing operations over the life of each operation. Like the outstanding TLTRO programme, TLTRO-III will feature built-in incentives for credit conditions to remain favourable. Further details on the precise terms of TLTRO-III will be communicated in due course.

Bei den TLTRO-Krediten handelt es sich um Kredite der EZB mit sehr niedrigen Zinsen, welche von Banken abgerufen werden können. Die Vergabe der Mittel ist an die (angekündigte) Kreditvergabe der Banken gekoppelt. Dadurch zielen die Kredite praktisch auf eine Stimulierung der Realwirtschaft ab.

In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Anzeichen für ein Wiederaufnehmen des TLTRO-Programms gegeben.

Eine erste Serie großer Geldspritzen hatte die Notenbank im Juni 2014 beschlossen, eine zweite im März 2016. Banken in Italien, Spanien und Frankreich griffen verstärkt zu: Auf italienische Geldhäuser entfielen zuletzt noch ausstehende Langfristkredite in Höhe von annähernd 240 Milliarden Euro.

Die neue TLRTO-Runde ist ein Eingeständnis, dass ohne die permanente Manipulation der Märkte durch die Zentralbank schwere Verwerfungen an den Märkten für Staatsanleihen und in den Staatshaushalten einiger Euroländer drohen. So ist bekannt, dass Staaten wie Italien und Frankreich ohne das Anleihenkaufprogramm der EZB viel höhere Zinsen zahlen müssten.

Mit den neuen aus dem Nichts geschaffenen Krediten dürften Banken auch eine regulatorische Hürde besser bewältigen. Denn wenn die Restlaufzeit bestehender Darlehen Mitte 2019 unter ein Jahr fällt, können Institute diese Gelder bereits nicht mehr zur Berechnung bestimmter Finanzpolster heranziehen. Bei Italiens Banken klafft Experten-Schätzungen zufolge deshalb ab Juni eine besonders große Lücke, da dann rund geschätzte 140 Milliarden Euro aus der Berechnung herausfallen. Günstige Anschlussfinanzierungen durch die EZB könnten daher von großem Interesse sein. EZB-Chefvolkswirt Praet hatte allerdings unlängst ausgeschlossen, dass eine Neuauflage der Geldspritzen gezielt auf einzelne Länder ausgerichtet werde.

Erwartungsgemäß wurde auch nicht an den Leitzinsen gerüttelt. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bleibe bei 0,0 Prozent, teilten die Währungshüter am Donnerstag in Frankfurt mit. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit März 2016. Die EZB behielt auch den Einlagensatz auf dem bisherigen Niveau von minus 0,4 Prozent. Banken müssen damit weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...