Finanzen

Weltweite Banken-Skandale ohne Aufklärung

Lesezeit: 2 min
07.04.2019 11:47
Derzeit jagt ein Bankenskandal den nächsten. Doch die graue Masse ist viel größer als gedacht.
Weltweite Banken-Skandale ohne Aufklärung
Es gibt noch immer ungeklärte Transaktionen im Bankenwesen weltweit. (Foto: pixabay)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die US-Denkfabrik Global Financial Integrity führt in einem Bericht aus, welche Banken wegen illegaler Aktivitäten ins Visier des US-Justizministeriums, aber auch anderer Institutionen geraten sind.

ABLV Bank Lettland

Im Februar 2018 beschuldigte das US-Finanzministerium Lettlands drittgrößte Bank der Geldwäsche, da illegale Transaktionen für sanktionierte Unternehmen in Nordkorea, Aserbaidschan, Russland und der Ukraine ermöglicht wurden. Das Financial Crime Enforcement Network (FinCEN) des Finanzministeriums umschrieb ABLV als „Institution des primären Geldwäschebetriebs“ und berief sich auf Abschnitt 311 des USA PATRIOT ACT. Die Ermittlungen der US-Behörden führte dazu, dass innerhalb nur einer Woche Bankeinlagen in Höhe von 600 Millionen US-Dollar von ausländischen Kontoinhabern abgezogen wurden, was letztendlich zur Schließung der Bank führte.

Pilatus Bank

Im November 2018 zog die Europäische Zentralbank (EZB) die Lizenz der maltesischen Pilatus-Bank zurück, nachdem mutmaßliche Sanktionen, Geldwäsche und andere kriminelle Aktivitäten unterstellt worden waren. Der im Iran geborene Eigentümer der Bank, Seyed Ali Sadr Hasheminejad, organisierte ein Programm zur Umgehung der US-Sanktionen gegen den Iran, indem illegal mehr als 115 Millionen US-Dollar aus Venezuela in von Iran kontrollierte Unternehmen geleitet wurden.

1MDB und Goldman Sachs

Im Dezember 2018 wurde Goldman Sachs das jüngste Opfer des Blockbuster-Geldwäsche-Skandals um die Plünderung des staatlichen Malaysian Development Fund (1MDB), der sich auf 4,5 Milliarden US-Dollar beläuft. Der ehemalige malaysische Premierminister Najib Razak soll 681 Millionen US-Dollar persönlich entnommen und mit dem Geld Yachten und Kunstwerke gekauft haben. Zudem soll er mit dem Geld den Hollywood-Film „The Wolf of Wall Street“ finanziert haben.

Die malaysischen Behörden erhoben Anklagen gegen zwei Mitarbeiter der Bank wegen Beihilfe zur Veruntreuung von 2,7 Milliarden US-Dollar, Bestechung von Beamten und Falschaussagen bei Anleihe-Emissionen, die 1MDB 6,5 Milliarden US-Dollar einbringen sollten. Goldman Sachs hatte 600 Millionen US-Dollar an den Emissionen verdient, da sie die Begebung der Anleihen begleitet hatte.

Andere Banken wie die Falcon Private Bank, die BSI AG, die Credit Suisse, die UBS, Standard Chartered, Coutts & Co. und die DBS-Gruppe waren aufgrund ihrer Beteiligung an 1MDB ebenfalls mit regulatorischen Maßnahmen konfrontiert, für die jeweils eine Geldstrafe zwischen 700.000 und 5,2 Millionen US-Dollar fällig wurde. Im Fall von Goldman Sachs fordert die malaysische Regierung einen Schadensersatz in Höhe von 7,5 Milliarden US-Dollar sowie Haftstrafen für ehemaligen Goldman-Bankiers.

Deutsche Bank

Bloomberg schätzt, dass die Deutsche Bank in den vergangenen zehn Jahren mehr als 18 Milliarden US-Dollar in Bußgelder investiert hat, um Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Finanzstraftaten zu lösen. Doch die Deutsche Bank hängt auch mit dem aktuellen Skandal um die Danske Bank zusammen. Sie soll 235 Milliarden US-Dollar verdächtiges Geld über eine US-amerikanische Tochtergesellschaft gewaschen haben. Dabei handelt es sich offenbar um die Bank of America.

Wie die Financial Times unter Berufung auf ein internes Dokument des größten deutschen Geldhauses berichtete, hat die Deutsche Bank 31 Milliarden Euro mehr an Zahlungen für die Dänen abgewickelt als bislang bekannt. Damit wären vier Fünftel der verdächtigen Gelder über die Deutsche Bank geflossen. Bislang war bekannt, dass das Institut als sogenannte Korrespondenzbank 235 Milliarden US-Dollar an verdächtigen Geldern abgewickelt hat.

Im November 2018 führten 170 deutsche Polizeibeamte, Ermittler und Staatsanwälte eine Razzia in der Frankfurter Niederlassung der Deutschen Bank wegen des Verdachts durch, dass Bankangestellte beim Aufbau von Offshore-Gesellschaften in Steueroasen geholfen hätten.

Danske Bank

Im September 2018 veröffentlichte die Danske Bank einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass zwischen 2007 und 2015 Zahlungen in Höhe von 235 Milliarden US-Dollar durch ihre estnische Filiale flossen – hauptsächlich von verdächtigen Kunden in Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wie der Ukraine, Aserbaidschan und Moldau. Auf einer Liste tauchten dabei auch britische Firmen auf. 2013 hatte die Niederlassung nach Angaben der Bank mehr als 1.000 in Großbritannien registrierte Kunden, gefolgt von Firmen aus Russland, den Virgin Islands und Finnland, so Reuters.

In Dänemark, Estland und in den USA laufen Strafverfahren gegen die Bank. Die Danske Bank ist das größte Geldhaus in Dänemark. Ihre Bilanzsumme ist eineinhalb Mal so groß wie das dänische Bruttoinlandsprodukt.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...