Finanzen

Südkoreas Wirtschaft schrumpft überraschend zu Jahresbeginn

Die Wirtschaftsleistung Südkoreas ist zu Jahresbeginn überraschend zurückgegangen.
25.04.2019 11:55
Lesezeit: 1 min

Südkoreas Wirtschaft ist im ersten Quartal wegen der schwächeren Nachfrage aus China und sinkenden Investitionen so stark geschrumpft wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt sank von Januar bis März um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie die Notenbank am Donnerstag in Seoul mitteilte. Das kommt überraschend: Von Reuters befragte Ökonomen waren von einem Wachstum von 0,3 Prozent ausgegangen – was einmal mehr zeigt, wie irrelevant solche Prognosen sind.

"Die Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Lage", sagte Finanzminister Hong Nam Ki. "Aber das zweite Quartal wird besser ausfallen als das erste, und die zweite Jahreshälfte besser laufen als die erste“, behauptete Hong.

Die viertgrößte Volkswirtschaft Asiens leidet unter der schwächeren Nachfrage nach ihren Produkten aus dem Ausland. Die Exporte fielen im ersten Quartal um 2,6 Prozent, nicht zuletzt wegen der schlechter laufenden Geschäfte mit Asiens Nummer Eins China. Auch bekommt Südkorea den Abschwung in der wichtigen Speicherchip-Branche zu spüren. Dies ist auch für die Weltwirtschaft signifikant, weil Südkorea zu den führenden Herstellern von Halbleiterprodukten gehört.

Unternehmen wandern zudem in billigere Länder ab. LG Electronics kündigte an, seine Smartphone-Produktion in Südkorea aufzugeben und diese stattdessen von Vietnam aus zu betreiben. Die Investitionen der Unternehmen brachen in den ersten drei Monaten um fast elf Prozent ein.

An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die Zentralbank mit einer Lockerung der Geldpolitik auf die Konjunkturschwäche reagieren wird. Billigeres Geld kann Investitionen und Konsum anregen. Die Landeswährung Won wertete auf den schwächsten Wert seit gut zwei Jahren ab. Der Aktienmarkt beendete den Handel mit einem Kursverlust von rund 0,5 Prozent.

Südkoreas Präsident Moon Jae In steht seit Monaten aufgrund seiner umstrittenen Wirtschaftspolitik in der Kritik. Dieses Jahr hat Moons Regierung den Mindestlohn um elf Prozent erhöht, nachdem er bereits 2018 mit 16 Prozent drastisch angehoben worden war. Gleichzeitig befindet sich die Arbeitslosenrate auf dem höchsten Stand seit neun Jahren.

Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Realmeter von Anfang April sind die Beliebtheitswerte des linksgerichteten Präsidenten auf 47,5 Prozent gesunken. Vor einem Jahr erhielt hatte er noch über 77 Prozent an Unterstützung innerhalb der Bevölkerung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...