Deutschland

Studie: Junge müssen immer größere Lücken bei gesetzlicher Rente füllen

Einer Studie zufolge müssen die jüngeren Generationen immer mehr Geld zusätzlich einsparen, um die immer größer werdenden Löcher in der gesetzlichen Altersvorsorge zu stopfen.
22.05.2019 17:27
Lesezeit: 1 min

Wer im Jahr 1990 geboren ist, muss einer aktuellen Studie zufolge drastisch mehr Geld zur Erreichung eines Rentenniveaus von 55 Prozent des letzten Lohns in der gesetzlichen Rentenversicherung zurücklegen als ältere Generationen, berichtet die dpa.

Während der Jahrgang 1960 rund 2,1 Prozent seines Erwerbseinkommens sparen muss, um die absehbare Versorgungslücke zwischen zu erwartender Rente und dem Rentenniveau von 55 Prozent im Alter zu schließen, sind es bei den 1990 Geborenen rund 4,4 Prozent. Das zeigen Berechnungen des Forschungsinstitus Prognos im Auftrag der Versicherungswirtschaft, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurden.

Prognos schreibt in der Studie:

Im Basisszenario muss der Jahrgang 1960 rund 2,1 Prozent seines Bruttoeinkommens für das Alter zurücklegen, zahlt im Schnitt die geringsten Beiträge zur GRV (19,1 Prozent) und profitiert vom höchsten Rentenniveau (49,4 Prozent). Der Jahrgang 1990 zahlt dagegen im Erwerbsleben erheblich höhere Beiträge an die GRV (22,8 Prozent), erhält nur 43,7 Prozent des Durchschnittseinkommens als Rente und muss rund 3,9 Prozent seines Bruttoeinkommens für die Zusatzvorsorge aufbringen. Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters wirkt sich hierbei positiv auf das Rentenniveau aus, dass ansonsten zwischen 1,1 und 1,9 Prozentpunkte niedriger läge.

Die Versorgungslücke entsteht durch die Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus in Folge der rapiden Alterung der deutschen Gesellschaft. Der höhere Sparbedarf resultiert aus dem sinkenden Rentenniveau und der steigenden Lebenserwartung. Darüber hinaus litten die jüngeren Jahrgänge auch unter den dramatisch gesunkenen Zinsen, welche die Europäische Zentralbank zu verantworten hat.

Prognos schreibt:

Bei einer anhaltenden Niedrigzinsphase erhöht sich der Sparbedarf vor allem für die jüngere Generation deutlich. Auch die Unterschiede zwischen den Generationen verstärken sich. Die geringsten Auswirkungen hätte die Niedrigzinsphase auf den Jahrgang 1960, der sich bereits am Ende der Sparphase befindet. Diese Versicherten müssten im Vergleich zum Basisszenario statt 26.000 Euro (ca. 2,1 Prozent des Bruttoeinkommens) nun 30.000 Euro (2,4 Prozent des Bruttoeinkommens) sparen. Der Jahrgang 1975 sollte im Basisszenario mit 81.000 Euro bzw. 4,4 Prozent seines Bruttoeinkommens, in einer anhaltenden Niedrigzinsphase mit 123.000 Euro bzw. 6,7 Prozent des Bruttoeinkommens zusätzlich vorsorgen. Der Jahrgang 1990 wäre von den niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt am stärksten betroffen. Diese Versicherten müssten statt 111.000 Euro (3,9 Prozent) fast 233.000 Euro bzw. 8,3 Prozent ihres Bruttoerwerbseinkommens zurücklegen.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) fordert deshalb eine stärkere staatliche Förderung für die private Absicherung. GDV-Präsident Wolfgang Weiler bemängelte, der förderfähige Höchstbetrag bei der Riester-Rente sei seit 2002 unverändert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...