Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt vor zunehmenden Risiken für die Stabilität des Finanzsystems in der Euro-Zone. Wegen der unsicheren Wirtschaftsperspektiven habe es bereits Schwankungen an den Finanzmärkten gegeben, konstatierte die EZB am Mittwoch in ihrem halbjährlichen Stabilitätsbericht. Sollte sich die Konjunktur stärker als erwartet eintrüben und die Handelskonflikte eskalieren, könnte dies weitere Kursrückgänge an den Börsen auslösen. "Der Ausblick für das Wachstum ist zentral für alle Hauptgefahren für die Finanzstabilität", sagte EZB-Vize Luis de Guindos.
Sorgen bereiteten den Währungshütern auch die hohen Schuldenstände und Haushaltsdefizite in manchen Euro-Ländern. Bei einer Abkühlung der Wirtschaft könnten sich die Finanzierungskosten für manche Länder erhöhen, warnten sie. Dies könne Befürchtungen hinsichtlich der Tragfähigkeit der Schulden auslösen.
Italien droht inzwischen wegen der steigenden Staatsverschuldung ein Strafverfahren der EU. Vize-Regierungschef Matteo Salvini kündigte nach dem Erfolg seiner Lega bei der Europawahl an, mit "aller Kraft" gegen die EU-Haushaltsregeln zu kämpfen.
Auch die anhaltend niedrige Ertragskraft der Banken treibt die Euro-Wächter um. Ein großer Anteil der Geldhäuser werde nicht in der Lage sein, die Renditeanforderungen der Investoren zu erfüllen. Im Blick haben sie zudem die steigenden Wohnimmobilienpreise in manchen Ländern. Hier gebe es Anzeichen einer leichten Überbewertung. Die Notenbank könne nötigenfalls Banken dazu auffordern, mehr Kapital vorzuhalten, zusätzlich zu den nationalen Vorsorgemaßnahmen der einzelnen Länder.