Finanzen

BIZ warnt: Facebook könnte bald den globalen Finanzsektor beherrschen

Wegen ihrer massiven Kundendaten sind Facebook, Google und Amazon im Vorteil gegenüber den Banken und könnten diese bald vom Markt verdrängen, warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.
25.06.2019 10:31
Lesezeit: 1 min

Unternehmen wie Amazon, Facebook, Google, Alibaba und Tencent könnten aufgrund ihrer großen Nutzerzahlen "schnell eine marktbeherrschende Stellung" im globalen Finanzsektor aufbauen, so ein aktueller Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Dies sei eine Bedrohung für Wettbewerb, Finanzstabilität und Sozialschutz.

Nach Ansicht der BIZ, der Zentralbank der Zentralbanken, sollten die weltweiten Regulierungsbehörden daher die Regeln überarbeiten, um den strukturellen Veränderungen zu begegnen, die von den neuen Marktteilnehmern herbeigeführt werden, die "wichtige digitale Plattformen" wie E-Commerce-Seiten und soziale Netzwerke kontrollieren.

Die Warnung der BIZ hebt das derzeitige Unbehagen der Regulierungsbehörden hervor, nachdem Facebook in der vergangenen Woche gesagt hat, dass es mit der Einführung seiner Kryptowährung Libra das globale Finanzsystem revolutionieren will. Facebook hat angekündigt, mithilfe von Libra die finanziellen Einbindung der rund 1,7 Milliarden Menschen ohne Zugang zu Bankkonten zu verbessern.

Datenmengen von Facebook und Co. sind Vorteil auch im Finanzsektor

Amazon vergibt bereits Kredite an Unternehmen, die Produkte auf seinem Marktplatz verkaufen. Damit reagiert der Online-Händler auf die Zurückhaltung vieler Banken, die zunehmend nicht bereit sind, Kredite an kleine Unternehmen zu vergeben. Er verfügt über detaillierte Handelsdaten der Millionen unabhängiger Verkäufer auf seiner Website, was ihm dabei hilft, deren Kreditwürdigkeit zu beurteilen.

Der BIZ-Bericht weist darauf hin, dass die umfangreicheren Kundendaten der großen Technologieunternehmen effizientere Entscheidungsprozesse und niedrigere Hindernisse für die Erbringung von Finanzdienstleistungen mit sich bringen könnten. Zugleich könnte der Missbrauch dieser Daten "nachteilige wirtschaftliche und soziale Auswirkungen" haben.

Die Regulierungsbehörden reagierten umgehend auf den von Facebook angekündigten Start der globalen digitalen Währung Libra. So sagte der Gouverneur der britischen Zentralbank, Mark Carney, bei einem Treffen von Zentralbankern in Portugal, dass Facebook, "sofort systemisch werden würde und den höchsten Regulierungsstandards unterliegen müsste", wenn es dem Unternehmen gelingt, Nutzer zu gewinnen.

Die G7-Staaten, die Zentralbanken und der Internationale Währungsfonds (IWF) planen, in einem Forum zusammenzuarbeiten, das die Risiken solcher Währungen untersuchen und versuchen soll herauszufinden, wie man eine ausreichende Kontrolle gegen Geldwäsche sicherstellen kann. In dem BIZ-Bericht heißt es, dass die Koordination zwischen nationalen und internationalen Behörden entscheidend sei.

Mehr Krypto-Themen finden Sie hier.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...