Das Gründen von Unternehmen in Deutschland muss aus Sicht der FDP radikal vereinfacht und beschleunigt werden. Über ein zu schaffendes Online-Portal müssten Unternehmensgründungen innerhalb von 24 Stunden möglich werden, verlangte der Partei- und Fraktionsvorsitzende Christian Lindner am Mittwoch in Berlin. "Neue Unternehmen, Start-ups sind so etwas wie die Hefe im Teig einer Volkswirtschaft." Gründungen seien die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum.
Lindner teilt über Twitter mit: “Das Gründen von Unternehmen in Deutschland muss aus Sicht der FDP radikal vereinfacht werden. Während man in Estland in nur 18 Minuten online gründen kann, kostet die Rennerei von Amt zu Amt in Deutschland Tage und Nerven. Wir wollen Gründer davon befreien und Gründen in 24h ermöglichen. Wie das gehen soll? Probiert es selbst aus ;)”
In anderen Ländern können Unternehmensgründungen weitaus schneller vollzogen werden. Das Portal Unternehmer.de führt aus: "Die estnische Private Company Limited ist vergleichsweise schnell gegründet. Die Gründung kann von überall in der Welt aus erfolgen. Eine Reise nach Estland oder ein Notartermin sind nicht erforderlich. Mit nur 18 Minuten hält Estland den offiziellen Weltrekord für die schnellste Gründung. Alle Auslagen für die Gründung kann sich der Inhaber nach der erfolgreichen Gründung als Ausgaben erstatten lassen. Dazu gehört neben der staatlichen Gebühr in Höhe von 190 Euro auch eine Gebühr in Höhe von 25 Euro für die Eintragung ins Handelsregister. Es fallen keine weiteren Kosten an. Das Mindeststammkapital von 2.500 Euro kann, muss aber nicht sofort eingezahlt werden."
Rückgang bei Unternehmensgründungen
Die Zahl der Gründungen ist in Deutschland seit 2011 kontinuierlich zurückgegangen. 2018 sind 547.000 neue Unternehmen entstanden, 2015 sind es noch 763.000 gewesen. Als einen wesentlichen Grund für diese Entwicklung und "größte Baustelle" nannte Lindner die bürokratischen Verfahren, berichtet die dpa. "Gründern steht ein Marathonlauf an Behördengängen bevor." Deshalb sollten alle wesentlichen Schritte auf einer Online-Plattform zusammengefasst werden, um eine Gründung binnen 24 Stunden zu ermöglichen. "Ein Tag muss reichen." In anderen Ländern sei dies längst Realität. "Das System muss vollständig digitalisiert, aber auch simplifiziert und zentralisiert werden", sagte die FDP-Digitalexpertin Donata Hopfen. Man dürfe nicht nur die analogen Prozesse ins Digitale überführen.
Vize-Fraktionschef Michael Theurer wies auf mehrere Initiativen der FDP im Bundestag hin. Unter anderem fordern die Liberalen, beim Umsetzen der EU-Urheberrechtslinie in nationales Recht die Spielräume für Ausnahmen für Start-ups und den Mittelstand maximal auszuschöpfen. Für neue Unternehmen sollte ein "bürokratiefreies erstes Jahr" gelten, bei dem Gründer zum Beispiel von der monatlichen Pflicht zur Umsatzsteuervoranmeldung entbunden werden.