Deutschland

Köln: Kurden rufen zum Widerstand gegen Erdogan auf

Tausende Menschen haben sich am Samstag in Köln versammelt, um gegen die Inhaftierung des kurdischen Parteivorsitzenden Selahattin Demirtas zu protestieren.
06.11.2016 03:29
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Etwa 6500 Kurden sind am Samstag durch die Kölner Innenstadt gezogen und haben erneut gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan demonstriert. Die Teilnehmer riefen Parolen wie „Terrorist Erdogan“ und „Erdogan Faschist“ und zeigten Plakate mit Aufschriften wie „Stoppt die Erdogan-Diktatur!“

Die Kundgebung richtete sich insbesondere gegen die Festnahmen führender kurdischer Politiker in der Nacht zum Freitag. Die türkische Polizei hatte bei Razzien elf Abgeordnete der pro-kurdischen Partei HDP festgenommen, darunter die Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag. Demirtas war Anfang September noch selbst in Köln aufgetreten.

Redner riefen bei der Kölner Demonstration zum Widerstand gegen Erdogan auf und warfen der deutschen Politik vor, in der Türkei ein terroristisches und diktatorisches Regime zu unterstützen. Erst im September und Juli gab es großangelegte Proteste gegen die türkische Regierung.

Viele Demonstranten schwenkten Fahnen mit dem Bild des inhaftierten Führers der PKK, Abdullah Öcalan. Die Polizei fertigte drei Strafanzeigen aus: zwei wegen des Zeigens verbotener PKK-Symbole und eine wegen Beleidigung.

Dersim Dagdeviren, Sprecherin des kurdischen Dachverbands Nav-Dem, forderte eindeutige politische Sanktionen gegen die Türkei. „Dass mit Erdogan jetzt ein Diktator eine der größten Armeen der Nato stellt, halte ich für sehr gefährlich“, sagte sie.

Der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger forderte in einer Rede den Stopp der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Zudem verlangte er die sofortige Freilassung der festgenommenen HDP-Politiker. „Erdogan ist auf dem Weg in eine Diktatur“, sagte Riexinger. Die Bundesregierung sei dafür mitverantwortlich, weil sie sich geweigert habe, mehr Druck auf Erdogan auszuüben.

Auch jetzt könne man noch viel tun, sagte Riexinger der dpa. „Die Türkei ist NATO-Mitglied, in hohem Maße verschuldet, wirtschaftlich abhängig.“ Das Mindeste, was man erwarten könne, sei, dass die Bundesregierung mit dem „diplomatischen Rumgeeiere“ aufhöre und endlich klare Worte finde.

Auch in mehreren anderen deutschen Städten gab es Demonstrationen gegen die Politik Erdogans. So beteiligten sich in Stuttgart rund 2000 Menschen - und damit weit mehr als erwartet. In Bremen gingen 1200 Menschen und in Karlsruhe rund 250 Demonstranten auf die Straße. In Hamburg versammelten sich mehrere Hundert Menschen zu einer Kundgebung gegen Verhaftungen von Oppositionspolitikern und Journalisten in der Türkei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...