Politik

Theresa May will Unternehmenssteuern senken

Premierministerin May will mit niedrigeren Unternehmenssteuern den negativen Folgen des Brexit-Votums gegensteuern - Finanzminister Schäuble findet das gar nicht gut.
22.11.2016 10:12
Lesezeit: 1 min

Theresa May will angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit nach dem Brexit-Votum die Unternehmen auf der Insel deutlich entlasten. Die Unternehmenssteuern sollten auf den niedrigsten Stand der führenden 20 Industrieländer (G20) gesenkt werden. Zugleich räumte die britische Premierministerin am Montag in einer Rede bei der Jahrestagung des Britischen Industrieverbandes (CBI) offen ein, dass der Ausstieg aus der EU eine Herausforderung für die Wirtschaft sei. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht die angekündigten Steuersenkungen sehr kritisch.

Bereits jetzt hat London ins Auge gefasst, den Steuersatz für die Unternehmen bis zum Jahr 2020 von derzeit 20 auf 17 Prozent zu senken. so die dpa. Das wäre nach Angaben der «Financial Times» der niedrigste Satz in den G20-Staaten. Laut der Zeitung wird allerdings im Umkreis von May auch eine Senkung auf 15 Prozent ins Auge gefasst - falls der künftige US-Präsident Donald Trump die Unternehmenssteuern wie versprochen auf diesen Stand drücken sollte.

Schäuble betrachtet einen möglichen Wettlauf Großbritanniens mit anderen Top-Wirtschaftsmächten um die niedrigsten Unternehmenssteuern skeptisch. Noch sei Großbritannien Mitglied der EU und damit an entsprechendes europäisches Recht gebunden, meinte er in Berlin. Sollte Großbritannien eines Tages nicht mehr der EU angehören, sei es an die Vereinbarungen der G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer gebunden - «jedenfalls, wenn sie anständige Leute sind».

May kündigte zugleich staatliche Hilfen in Höhe von jährlich zwei Milliarden Pfund (2,3 Mrd Euro) für Forschung und Entwicklung an. Geringe Produktivität sei eines der Hauptprobleme der britischen Wirtschaft. Um dies zu überwinden, forderte sie eine «neue industrielle Strategie».

Zum Ausstieg aus der EU meinte May: «Da wird es sicherlich Herausforderungen geben.» Der Prozess sowie die Austrittsverhandlungen mit Brüssel bräuchten Zeit.

Auch andere Negativ-Folgen des Brexit werden zunehmend deutlich: Am Mittwoch will Finanzminister Philip Hammond den ersten Staatshaushalt seit dem EU-Votum im Juni vorlegen. Laut «Financial Times» steuert die Regierung auf ein Haushaltsloch von 100 Milliarden Pfund in den kommenden fünf Jahren zu. Grund dafür seien geringere Steuereinnahmen und ein geschwächtes Wirtschaftswachstum infolge des Brexit-Votums, berichtete die Zeitung kürzlich unter Berufung auf Schätzungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...