Finanzen

EZB verweigert Krisenbank Monte Paschi mehr Zeit für Rettungsplan

Die Europäische Zentralbank hat es abgelehnt, der Bank Monte Paschi mehr Zeit für die Suche nach Kapital einzuräumen. Die Ratingagentur Moody’s senkte ihre Bewertung für italienische Banken.
14.12.2016 11:11
Lesezeit: 2 min

Die US-amerikanische Ratingagentur Moody's blickt pessimistisch auf den italienischen Bankensektor. Die Bonitätswächter senkten ihren Ausblick für die gesamte Branche auf „negativ“ von zuvor „stabil“. Grund sei der steigende Kapitalbedarf der italienischen Finanzinstitute, teilte die Agentur am Dienstag mit. Zudem sei das Vertrauen in die Banken gesunken.

Die italienischen Banken sitzen auf faulen Krediten von rund 360 Milliarden Euro. Die älteste Bank der Welt, Monte dei Paschi, kämpft ums Überleben: Das drittgrößte Institut des Landes muss bis zum Jahresende fünf Milliarden Euro Kapital auftreiben, berichtet Reuters.

Die Situation hat sich zugespitzt, weil Monte Paschi keinen Aufschub von der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Erfüllung ihres Rettungsplans bekommt. Die EZB lehnte den Antrag der drittgrößten Bank des Landes ab, ihr drei Wochen mehr Zeit für die Suche nach frischem Geld zu geben, wie das Institut bestätigte. Nun muss Monte dei Paschi doch bis Silvester fünf Milliarden Euro auftreiben - sonst dürfte der italienische Staat erneut einspringen. Die älteste Bank der Welt hatte wegen der Regierungskrise in Rom um Aufschub bis zum 20. Januar gebeten. Doch die EZB fürchtet, dass das Geldhaus bis dahin nicht überleben würde. Eine Verzögerung könne dazu führen, dass die Liquidität weiter austrockne und die Kapitalbasis schrumpfe.

Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung in die Bresche springen und die Banca Monte dei Paschi di Siena mit Staatsgeld selbst retten muss. Das sei notfalls binnen weniger Tage machbar, war aus Kreisen der Finanzbranche und der Regierung zu hören. Monte dei Paschi ächzt unter einem Berg fauler Kredite und muss die Verluste mit frischem Kapital abfedern.

Die Bank setzt eigentlich auf eine privatwirtschaftliche Lösung und will am Markt die nötigen Milliarden einsammeln - über eine Kapitalerhöhung und einen Anleihentausch. Sie hofft, dass allein der Staatsfonds von Katar eine Milliarde Euro dazu beisteuert. Doch der Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi nach der klaren Niederlage beim Verfassungsreferendum hatte die Anleger verunsichert. Und viele große Investoren haben ihre Bücher Mitte Dezember für dieses Jahr schon geschlossen.

Der Verwaltungsrat von Monte dei Paschi entscheidet erst am Donnerstag, ob er eine private Lösung in letzter Minute - also noch vor Weihnachten - für erfolgversprechend hält. Das Treffen des Gremiums am Mittwoch sei vertagt worden, sagte ein Insider zu Reuters. Das Institut wartet noch auf grünes Licht der Wertpapieraufsicht Consob, ob es das eigentlich abgelaufene Angebot zum Tausch von Schulden in Aktien neu auflegen und auf Privatanleger ausdehnen darf. Schafft die Bank es nicht, könnte die Übergangsregierung von Paolo Gentiloni schon am Freitag oder am Wochenende Staatshilfen beschließen. Doch dann müssten nach den EU-Vorschriften zur Bankenrettung auch die Kleinanleger zur Kasse gebeten werden - ein Politikum.

Auch die italienische Großbank Unicredit will bei Investoren 13 Milliarden Euro einsammeln und damit ihre dünne Kapitaldecke aufpolstern. Die Kapitalerhöhung ist die größte in der italienischen Wirtschafts-Geschichte. Sie soll bis Juni 2017 umgesetzt sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...