Politik

Tschechien: Neuer Präsident Zeman ist ein Freund der lockeren Geldpolitik

Der tschechische Staats-Präsident hat in der Tagespolitik wenig mitzureden. Allerdings bestellt er den Chef der Zentralbank. Der neue Mann am Hradschin will die Geldpolitik lockern – und passt so ganz gut in den Zeitgeist.
26.01.2013 16:51
Lesezeit: 1 min

Milos Zeman hat die Wahl zum Präsidenten von Tschechien gewonnen. Der Sozialist und ehemalige Bürgerrechtler setzte sich gegen Fürst Kari Schwarzenberg durch. Zeman erreichte in der Stichwahl 55 Prozent, Schwarzenberg kam auf 45 Prozent.

Die Rolle des ersten Manns im Staat ist in Tschechien eher symbolischer Art. Er hat jedoch einige wichtige Kompetenzen. So ernennt er den Präsidenten der Prager Notenbank. Zeman hat bereits angekündigt, dass er einen Mann aus dem Dunstkreis der Gewerkschaft auf den Posten hieven möchte.

Ilona Švihlíková, Professor am Prager College für Internationale und Öffentliche Beziehungen erwartet, dass die Geldpolitik unter der neuen Zentralbank-Führung gelockert werden wird. Frau Švihlíková sagte dem Sender Radio Prag: „Ich erwarte, dass Zeman das alleinige Ziel der Inflations-Bekämpfung aufgeben wird. Er wird versuchen dafür zu sorgen, dass die Zentralbank einen breiteren Blick auf die Wirtschaft wirkt.“

Damit liegt Zeman im Trend: Auch die US-Notenbank hat ihren Kurs geändert und will die Arbeitslosigkeit bekämpfen (hier). In Ungarn (hier) und Japan (hier) versuchen die Zentralbanken bereits offen und im großen Stil, Geld in den Markt zu pumpen, um die Wirtschaft zu beleben und die einbrechenden Exporte zu stützen.

Zeman ist ein Freund der EU, daher wird er auch die EU-Flagge wieder auf der Prager Burg aufziehen. Sein Vorgänger, der Bürgerrechtler Václav Klaus, hatte sich geweigert, dies zu tun.

Zeman hat aber auch gute Beziehungen nach Russland: Er wurde in seinem Wahlkampf vom Ölkonzern Lukoil unterstützt – eine Tatsache, die Zeman heftige Kritik eintrug.

Mit einer lockeren Geldpolitik könnte der EU-Freund Zeman in Brüssel Verärgerung auslösen. Denn wenn auch die Tschechen durch Abwertung einen Beitrag zu den Währungskriegen leisten, könnte dies die sich abzeichnenden Spaltungstendenzen in Europa weiter verschärfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...