"Wenn wir die Weltmärkte sichern wollen, brauchen wir Europa, unseren wichtigsten Kernmarkt", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Daher müsse alles getan werden, die EU zusammenzuhalten. "Europa zu verlieren, verkraften wir nicht", warnte der Handelspräsident. Deutschland ist die weltweit drittgrößte Handelsnation. Knapp 60 Prozent seiner Exporte gehen in Länder der Europäischen Union.
Wachsende Widerstände gegen Globalisierung und Freihandel in Deutschland seien eine Gefahr für Wachstum und Wohlstand, sagte Börner. "Freihandel heißt schließlich nicht regelungebundener Handel", widersprach er der Kritik, beim Freihandel gehe es vor allem um einen schrankenlosen Warenaustausch. Es sei offenbar nur unzureichend vermittelt worden welche Bedeutung der Globalisierung beim weltweiten Abbau von Armut zukommt. "Sollte Deutschland sich tatsächlich dazu entscheiden, sich von der Weltwirtschaft abzuschotten, dann hätte die deutsche Bevölkerung ein Riesenproblem." Schließlich hingen mittlerweile rund die Hälfte der hiesigen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Außenhandel ab und damit auch Renten oder soziale Sicherungssysteme.
Viele Herausforderungen ließen sich national nicht mehr lösen, sagte Börner. Als Beispiel nannte er Terrorismus, "der nicht aufhören, sondern zunehmen wird" sowie Migration. Alle diese Themen ließen sich nur supranational lösen, sagte der Handelspräsident. Er hoffe, dass die Tendenzen zur Renationalisierung bald wieder zurückgedrängt werden könnten.
Börner rechnet mit einem weiteren Wachstum des Welthandels. Dass dieser in diesem Jahr so schwach gewachsen ist wie seit Jahren nicht mehr, sei keine grundlegende Entwicklung. "Angesichts des Tempos der Bevölkerungsentwicklung und der wirtschaftlichen Entwicklung in den Entwicklungs- und Schwellenländern ist davon auszugehen, dass mittel- und langfristig der Welthandel weiter stark wachsen wird - wenn man ihn lässt", sagte er. Wichtiger sei die Frage, inwiefern Deutschland daran teilhaben werde und sich dafür aufstelle.
Die deutschen Exporte und Importe beliefen sich 2015 der Welthandelsorganisation (WTO) zufolge auf rund 2,4 Billionen Dollar. Zuletzt litten die deutschen Geschäfte unter der schwachen Weltkonjunktur. Im Oktober 2016 fielen sie um mehr als vier Prozent niedriger aus als im Vorjahr.