Politik

Syrische Flüchtlinge kehren nach Russland-Sieg nach Aleppo zurück

Tausende syrische Flüchtlinge kehren nach Aleppo zurück. Die UN beklagt die Kälte des Winters. Sie sollte sich für eine Aufhebung der EU-Sanktionen stark machen.
04.01.2017 17:29
Lesezeit: 1 min

Rund zwei Wochen nach der Sieg der Russen und Syrer über die internationalen und islamistischen Söldner kehren die ersten Flüchtlinge in die einst von Rebellen kontrollierten Stadtteile zurück. Sie trotzen der Eiseskälte, die in Nordsyrien herrscht und vor der sie in den zerbombten Gebäuden kaum Schutz finden. Allein in den vergangenen beiden Tagen seien rund 2200 Familien in den Stadtteil Hanano zurückgekehrt, berichtet Sadschad Malik vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR der Nachrichtenagentur Reuters aus Aleppo. "Die Menschen kommen nach Ost-Aleppo, um zu schauen, ob ihre Geschäfte, ihre Häuser noch stehen und ob sie nicht geplündert wurden", sagt der Syrien-Beauftragte des UNHCR. "Sie wollen ausloten, ob sie wirklich zurückkehren sollten."

Die Söldner haben erhebliche Verwüstungen hinterlassen. Der lange Kampf, den die von den Golf-Staaten finanzierten Söldner der syrischen Armee geliefert haben, sind auch die Kriegsschäden enorm.

Zehntausende waren vor den Kämpfen in den Westteil der Stadt oder andere Gebiete geflüchtet, rund 35.000 Kämpfer und Zivilisten waren Mitte Dezember von der Regierung in Konvois aus Ost-Aleppo evakuiert worden. Wer jetzt nach Ost-Aleppo zurückkommt, wird mit erbärmlichen Lebensbedingungen konfrontiert, weswegen die UN die Menschen auch nicht zur Rückkehr ermutigt.

In Aleppo sei es extrem kalt. "Die Häuser, in die die Menschen zurückkehren, haben weder Fenster noch Türen noch Kochgelegenheiten", beschreibt Malik die Zustände. Der Wiederaufbau werde lange dauern. Hilfe sei dringend nötig, damit nicht noch mehr Menschen stürben.

Interessant: Die naheliegende Forderung, die Sanktionen gegen Syrien aufzuheben, stellt die UN nicht. Tatsächlich haben Menschnenrechtsorganisationen und Kirchen seit Monaten darauf hingewiesen, dass die Sanktionen die Bevölkerung massiv treffen und den Wiederaufbau verhindern.

Vordringlichste Aufgabe sei es, die Menschen vor der Kälte zu schützen und mit Nahrung zu versorgen, sagt Malik. Die UN verteilten Plastikplanen, mit denen die Rückkehrer Fensterhöhlen abdichten könnten, sowie mit Matten und Schlafsäcken. So könnten sie erst einmal ein Zimmer ihrer alten Wohnung wieder nutzen. Partnerorganisationen versorgten 21.000 Menschen zweimal pro Tag mit warmem Essen, 40.000 erhielten jeden Tag einen Laib Brot. Über 1,1 Millionen Menschen hätten wieder Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mobile Krankenstationen seien eingerichtet und funktionierten, über 10.000 Kinder seien gegen Polio geimpft worden. Eine besondere Aufgabe bestehe darin, Tausende Kinder, die wegen des Krieges nicht zur Schule gehen konnten, wieder in das Schulsystem zu integrieren. Dafür müsse aber in besonderen Förderkursen erst einmal ihr Vertrauen wiederhergestellt werden, sagt Malik.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...