Politik

Facebook & Co. gegen Trump, weil er Lohndumping stoppen will

Lesezeit: 1 min
30.01.2017 23:11
Viele Technologie-Unternehmen haben gegen den US-Einreisestopp protestiert. Doch ihnen dürfte es weniger um die Moral gehen. Sie könnten mit neuen Gesetzen ein massiv genutztes Mittel zum Lohndumping verlieren.

Mehr zum Thema:  
USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  

Der lautstarke Widerstand mehrerer US-amerikanischer Technologiefirmen gegen die neuen Einwanderungsbestimmungen von US-Präsident Donald Trump könnte eigennützig motiviert sein, analysiert die Tech-Website axios.com. So hat beispielsweise Google einen „Krisenfonds“ im Umfang von 2 Millionen Dollar aufgesetzt, der Spenden an Organisationen wie die „American Civil Liberties Union“, das „Immigrant Legal Resource Center“, das „International Rescue Committee“ sowie an die UNHCR verteilen soll.

Offiziell geht es den Firmen, zu denen auch die Taxi-Unternehmen Uber und Lyft gehören, darum, dass die USA ein „offenes und tolerantes Land“ bleiben, wie der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers sagte.

Tatsächlich dürften die Unternehmen ihre moralische Entrüstung gezielt einsetzen, weil ihnen die Trump-Regierung bei einem beliebten Vehikel für Lohndumping in die Parade fahren will. Die Regelung betrift viele Konzerne: Goldman Sachs, die Citi Bank und Ford protestierten lautstark gegen Trump. Auch diese Unternehmen profitieren vom Lohndumping durch ausländische Arbeitskräfte und fürchten um ihre Profite.

Es geht um weitrechende Änderungen der geltenden Vergaberegeln für Arbeits-Visa. Im Zentrum der Kritik steht das Programm „H1-B“, mit dem hochqualifizierte Arbeitskräfte erleichterten Zugang in die USA bekommen. „Der Grund für den schwelenden Kalten Krieg zwischen den Technologiefirmen und Trump kann in drei Buchstaben summiert werden: H1-B. Letztendlich geht es darum, dass die Unternehmen fürchten, dass Trump gegen sie vorgehen wird, weil sie Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, oder dass Trump das H1-B-Programm schließen wird, mit dem sie hochqualifizierte Fachkräfte ins Land holen können“, schreibt axios.com. In diesem Fall könnten die Unternehmen gezwungen sein, sich zuerst in den USA nach geeigneten Angestellten umzusehen.

Der Kongress könnte die Konzerne zwingen, den Einwanderern höhere Löhne zu bezahlen. Denn derzeit ist das Programm im Grunde eine Art Lohndumping: H1-B-Arbeiter erhalten heute in Minimum von 60.000 Dollar, was deutlich unter dem Minimum für hochqualifizierte US-Arbeiter liegt. Das Programm war daher ein Anreiz, die amerikanischen Arbeiter durch billige Ausländer zu ersetzen. Die Aufsicht könnte sich daher entschließen, das Minimum für die Ausländer auf 100.000 Dollar anzuheben.

Bloomberg berichtet, dass die Trump-Administration derzeit eine Anweisung zur Reform der Visumsvergabe ausarbeitet. „Die Einwanderungsbestimmungen unseres Landes sollten so angelegt sein, dass sie den Interessen der Amerikaner dienen“, soll in einem Entwurf stehen, der Bloomberg vorliegt. „Visa-Programme für ausländische Arbeitskräfte sollten so beschaffen sein, dass sie die Bürgerrechte amerikanischer Arbeiter schützen und die Arbeiter an sich sowie ihre Arbeitsplätze schützen.“


Mehr zum Thema:  
USA >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft: Deutsche Bürokratie und EU-Vorgaben kosten 146 Milliarden und mehr als ein Fünftel der Arbeitszeit
04.12.2024

Deutsche Bürokratie und neue EU-Verordnungen bremsen Arbeits- und Wirtschaftsleistung aus: Angestellte von Unternehmen in Deutschland...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Chef verteidigt Sparkurs - 'Buh'-Rufe bei Betriebsversammlung
04.12.2024

Auf der VW-Betriebsversammlung machten Mitarbeiter ihrem Unmut Luft. Konzernchef Blume verteidigte den Sparkurs - und wurde dafür...

DWN
Politik
Politik Regierungsbefragung: Scholz warnt vor Stillstand bis zur Wahl
04.12.2024

Zwei Wochen vor der Abstimmung über seine Vertrauensfrage im Bundestag stellt der Kanzler sich den Fragen der Abgeordneten. Dabei richtet...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa-Aktie: Baywa-Konzern beschließt Stellenabbau - 1.300 Stellen fallen weg
04.12.2024

40 Prozent der Stellen in der Verwaltung fallen weg. Bei Baywa gibt es jetzt Klarheit, wie das Unternehmen saniert werden soll. So werden...

DWN
Panorama
Panorama Russische Schiffsbesatzung schießt bei Bundeswehr-Einsatz
04.12.2024

In der Ostsee ist es zu einem Zwischenfall zwischen einem Hubschrauber der Bundeswehr und einem russischen Schiff gekommen. Die Besatzung...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OECD sieht Deutschland 2025 als Schlusslicht bei Wachstum unter Industrieländern, mehr positive Prognosen für 2026
04.12.2024

Die Weltwirtschaft zeigt sich trotz Kriegen und Krisen robust. Deutschland hinkt im neuen Konjunkturausblick der...

DWN
Immobilien
Immobilien Energetisch sanieren: Kosten und Förderprogramme in Deutschland
04.12.2024

Die hohen Kosten für Energiesanierungen führen derzeit dazu, dass zahlreiche unsanierte Immobilien auf den Markt drängen. Dabei wäre...

DWN
Panorama
Panorama IGeL-Leistungen: Fragwürdige Untersuchungen beim Arzt kosten Deutschland 2,4 Milliarden Euro
04.12.2024

Eine neue Studie stellt die Sinnhaftigkeit von IGeL-Leistungen beim Arzt infrage. Laut einer Umfrage des Medizinischen Dienstes (MD) geben...