Politik

„In Österreich ist Pferdefleisch eine Delikatesse“

Pferdefleisch ist das magerste Fleisch überhaupt und weist viele Vitamine auf, so die Chefin der österreichischen Fleischerei Gumprecht. Sie kann den derzeitigen Aufruhr nicht nachvollziehen. Zu Österreich gehöre Pferdefleisch genauso wie die Sachertorte.
14.02.2013 13:02
Lesezeit: 1 min

Der um sich greifende Pferdefleisch-Skandal sorgt nach Funden bei Real-Lasagne weiter für heftige Debatten. Hauptgrund ist die schwerwiegende Verbrauchertäuschung, da die betroffenen Produkte als Rindfleisch-Produkte ausgegeben wurden, jedoch teilweise bis zu 100 Prozent Pferdefleisch beinhalteten. Ein kultureller Grund spielt jedoch auch mit hinein. Während Pferdefleisch in Großbritannien beispielsweise verpönt ist, gilt es in Österreich sogar als Delikatesse.

„Pferdefleisch ist das magerste Fleisch überhaupt“, begründet die Chefin der in Wien marktführenden Fleischerei Gumprecht, Margarete Gumprecht, die hohe Qualität und Wertschätzung des Fleisches in Österreich. So sei es beispielsweise zu unrentabel, Pferde nur zur Fleischproduktion zu züchten. Die Pferde werden nicht in Massentierhaltung aufgezogen und können sich frei bewegen. „Es hat nur 2,7 Gramm Fett je 100 Gramm essbarem Anteil. Dadurch hat es weniger Kalorien und weniger Cholesterin“, so Gumprecht.

In Österreich und besonders in Wien hat der Verzehr von Pferdefleisch sogar eine gewisse Tradition. „Das Pferdefleisch gehört zu Wien wie die Sachertorte. Es ist ein echtes Traditionsprodukt“, so Gumprecht. Außerdem habe man in Österreich die strengsten Lebensmittelgesetze überhaupt, „wir sind päpstlicher als der Papst“, ergänzt sie. Und genau das komme ihrem Unternehmen derzeit zugute. „Auch bei uns wird jedes Pferd vor der Schlachtung mehrfach kontrolliert.“

Negative Auswirkungen auf ihr Unternehmen aufgrund des Skandals fürchtet Gumprecht jedoch nicht. „Die Österreicher können die Engländer in Sachen Abneigung von Pferdefleisch nicht verstehen.“ Gumprecht geht sogar davon aus, dass nun über die Vorteile von Pferdefleisch offen gesprochen wird. Immerhin habe es die doppelte Menge an Eiweiß und Vitaminen im Vergleich zu Rindfleisch. Das Fleisch gewinne zudem auch für Diabetiker und es gebe „definitiv keine gesundheitlichen Schäden“, so Gumprecht.

In Deutschland ist Pferdefleisch auch normal käuflich zu erwerben. Es gibt über hundert Pferdefleischhauereien. Die negative Konnotation der Briten, die auch vom Pferdesport herrührt,  ist hier nicht so weit verbreitet. Aber das Pferdefleisch, das in Deutschland als solches verkauft wird, muss eigentlich ganz klar deklariert sein. Die Pferde müssen zur Schlachtung zugelassen sein,  sagte auch Bundesverbraucherministerin Aigner am Mittwoch in Nürnberg.

Das Pferdefleisch in den Tiefkühlprodukten war jedoch nicht deklariert und ob möglicher Weise eine Gefahr für die Gesundheit kann bisher noch nicht ausgeschlossen werden. So kommen bei Pferden oft Schmerzmittel  und Antibiotika zum Einsatz (hier). Das Medikament Phenylbutazon etwa wird bei Pferden gegen Entzündungen und im Pferdesport auch als Doping-Mittel eingesetzt. In Großbritannien laufen bereits seit einer Woche die Untersuchungen auf mögliche Rückstände dieser Art.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Feiertage abschaffen: Wirtschaftlicher Nutzen bleibt fraglich
20.06.2025

Bringt die Abschaffung von Feiertagen wirklich mehr Wirtschaftswachstum? Eine aktuelle Studie analysiert reale Beispiele aus mehreren...

DWN
Politik
Politik Internationales Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Putin spricht zur Weltlage – und Selenskyj stellt seine Legitimität infrage
20.06.2025

Während Russland sich beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg als globaler Akteur inszeniert, stellt die Ukraine Putins...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Börse erholt sich zum Start in den Freitagshandel nach mehreren Verlusttagen
20.06.2025

Der DAX hat eine schwierige Woche hinter sich – doch am Freitag zeigt sich Hoffnung. Die Anleger blicken auf politische Entwicklungen und...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Europäische Initiative zur Lösung des Atomkonflikts
20.06.2025

Der militärische Konflikt zwischen Israel und dem Iran spitzt sich weiter zu – doch parallel bemühen sich europäische Diplomaten um...

DWN
Technologie
Technologie EU-Energielabel für Smartphones kommt
20.06.2025

Ein neues EU-Energielabel soll Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Kauf von Smartphones und Tablets künftig zeigen, wie effizient,...

DWN
Finanzen
Finanzen Analysten warnen: Ein globaler Börsencrash rückt näher
20.06.2025

Ein Börsencrash droht – das ist die Meinung einiger Aktienexperten. Der Grund: Der Nahost-Konflikt könnte die Ölpreise treiben und...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...