Die seit dem Austritts-Referendum im Juni 2016 anhaltende Schwäche des britischen Pfund hat der Wirtschaft Großbritanniens bislang nicht geholfen, berichtet The Times. Manche Beobachter hatten erwartet, dass ein schwächeres Pfund britische Produkte im Ausland günstiger machen und dadurch den Export stimulieren würde.
Daten verschiedener Behörden zeigen nun, dass sich diese Hoffnungen bisher nicht bewahrheitet haben. Im Gegenteil, das Handelsdefizit der britischen Volkswirtschaft mit dem Rest der Welt hat sich in den vergangenen Monaten sogar ausgeweitet.
Dem Office for National Statistics (ONS) zufolge hat sich das Defizit zwischen Mai und Juni auf 4,6 Milliarden Pfund (rund 5 Milliarden Euro) ausgeweitet. Dies stellt die größte Lücke in der Bilanz seit 9 Monaten dar, schreibt The Times. Während die Importe deutlich zulegten, habe die Produktion auf der Insel stagniert. Dem ONS zufolge seien seit einem Jahr zwar gewisse Wettbewerbsvorteile der britischen Industrie durch das schwache Pfund zu beobachten, diese würden jedoch durch eine deutliche Ausweitung der Importe – vor allem aus Kontinentaleuropa – mehr als wettgemacht.
Vom Verfall des Pfund – welches zwischen Sommer 2016 von etwa 0,75 Pfund für den Euro auf aktuell 0,90 Pfund gefallen ist – haben wahrscheinlich nur jene britischen Währungsspekulanten profitiert, die auf die Schwäche gewettet hatten. In diesem Zusammenhang erscheinen Äußerungen des Austritts-Organisators Nigel Farage von der Ukip-Partei besonders bemerkenswert. Farage hatte am frühen Morgen des Folgetages des Referendums öffentlich gesagt, dass er einen Sieg der Befürworter eines Verbleibes in der EU erwarte. Nach diesen Aussagen dürften sich die Renditemargen für Wetten auf einen Austritt deutlich ausgeweitet haben. Wenige Stunden später wurde dann der Sieg der Austrittsbefürworter verkündet. Farage selbst zog sich kurz nach dem Referendum ins Privatleben zurück.