Inmitten der diplomatischen Krise am Golf schickt Katar nach eineinhalb Jahren wieder einen Botschafter in den Iran, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Es werde angestrebt, die bilateralen Beziehungen zu Teheran „in allen Bereichen“ zu stärken, erklärte das Golfemirat am Donnerstag. „Katar drückt damit seine Hoffnung auf eine Stärkung der bilateralen Beziehungen zur Islamischen Republik Iran aus“, teilte das Außenministerium in Doha in einer kurzen Mitteilung mit.
Katar hatte seinen Botschafter Anfang 2016 aus Teheran abgezogen. Hintergrund waren damals gewaltsame Protest im Iran gegen die Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien. Aufgebrachte Menschen griffen damals die saudi-arabische Botschaft in Teheran an und setzten das Gebäude in Brand.
Katar ist derzeit in einen diplomatischen Konflikt mit Saudi-Arabien und weiteren Nachbarstaaten verwickelt. Riad und seine Verbündeten Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten Anfang Juni ihre diplomatischen Beziehungen zu Doha abgebrochen und eine Blockade verhängt. Sie werfen dem gasreichen Golfemirat vor, Terrororganisationen zu unterstützen und zu enge Beziehungen zu Riads Rivalen Iran zu unterhalten. Katar wies die Vorwürfe zurück und hat in der Folge seine Beziehungen zum Iran und der Türkei ausgebaut. Vergangenen Monat hatte Saudi-Arabien Katar gewarnt, dass noch engere Beziehungen zum Iran „noch mehr Ärger für Katar bedeuten“.
Derweil zeichnet sich auch zwischen den regionalen Rivalen Iran und Saudi-Arabien ein Ende der diplomatischen Eiszeit ab. Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif kündigte erstmals seit den Vorfällen im Januar 2016 gegenseitige diplomatische Besuche an. Nach der Pilgerfahrt nach Mekka im September würden Diplomaten beider Länder die Botschaften im jeweiligen Gastland inspizieren, sagte Sarif der Nachrichtenagentur Isna.
Bereits in den vergangenen Wochen hatte es Anzeichen für eine Entspannung im Verhältnis der Regionalmächte gegeben. Anders als im Vorjahr dürfen Iraner wieder nach Mekka und Medina pilgern. Saudi-Arabien will dem Iran außerdem erlauben, während der Hadsch vorübergehend Konsulate im Königreich zu eröffnen.
Erst am Mittwoch hatte der zentralafrikanische Staat Tschad seine diplomatischen Beziehungen zu Katar gekappt. Der Tschad hält Katar im Speziellen die Unterstützung von Terroristen im Nachbarstaat Libyen vor. In einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung forderte das Außenministerium des Tschad das katarische Botschaftspersonal auf, das Land innerhalb von zehn Tagen zu verlassen. Im Gegenzug, so Außenminister Hissein Brahim Taha, solle auch das Botschaftspersonal des Tschad in Katar abgezogen werden.