Nach der Verhängung von US-Strafzöllen gegen Flugzeuge des kanadischen Herstellers Bombardier hat Großbritannien eine scharfe Warnung an den US-Konzern Boeing gerichtet. "Dies ist nicht das Verhalten, das wir von Boeing erwarten und könnte in der Tat unsere künftigen Beziehungen mit Boeing gefährden", sagte der britische Verteidigungsminister Michael Fallon am Mittwoch bei einem Besuch im nordirischen Belfast.
Bombardier beschäftigt in Nordirland 4200 Mitarbeiter, die Rumpf und Flügel der C-Serie bauen. Tausende weitere Menschen arbeiten in Zulieferbetrieben. Das Wirtschaftsministerium in London erklärte vor diesem Hintergrund, es werde weiterhin die britischen Interessen verteidigen und Bombardier bestmöglich unterstützen.
Fallon sagte, Boeing sei ein bedeutender Partner und erhalte einen hohen Anteil der britischen Verteidigungsausgaben. Es gebe Verträge mit dem US-Konzern über neue Patrouillenflugzeuge sowie Kampfhubschrauber vom Typ Apache. Boeing werde auch für andere Rüstungsgüter bieten. "Und dieses Verhalten könnte eindeutig unsere künftige Beziehung mit Boeing beeinträchtigen."
Das US-Handelsministerium hatte am Dienstag angekündigt, kanadische Bombardier-Flugzeuge der C-Serie mit Strafzöllen von 220 Prozent zu belegen. Zur Begründung gab es an, Bombardier habe von unfairen staatlichen Subventionen profitiert. Betroffen sind zwei neue Mittelstreckenmaschinen von Bombardier, die CS100 mit 100 Plätzen und die CS300 mit 150 Plätzen – sie sind direkte Konkurrenz für die B737 von Boeing.
Boeing hatte Ende April Beschwerde gegen Bombardier eingelegt. Der US-Konzern warf dem kanadischen Flugzeugbauer vor, die Maschinen unter Herstellungskosten zu verkaufen und dabei von staatlichen Subventionen von mehr als drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) zu profitieren.
Die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland erklärte, das von den USA eingeleitete Wettbewerbsverfahren befinde sich noch im Anfangsstadium; Strafzölle könnten aber erst erhoben werden, wenn dieses abgeschlossen sei. Wahres Ziel des Verfahrens sei es, Bombardier aus dem US-Markt zu drängen, sagte Freeland weiter.