Finanzen

Katalonien: Referendum belastet Euro und spanische Staatsanleihen

Lesezeit: 2 min
02.10.2017 11:27
Das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien hat den Kurs des Euro belastet.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Das Unabhängigkeitsreferendum in der spanischen Region Katalonien hat an den europäischen Finanzmärkten Spuren hinterlassen. Der Kurs des Euro ist am Montagmorgen unter Druck geraten. Besonders deutlich zeigte sich die Reaktion bei spanischen Staatsanleihen, deren Renditen spürbar zulegten. Auch an der spanischen Aktienbörse kam es im frühen Handel zu Einbußen.

Am Morgen blickten die Anleger weiterhin gespannt auf die Lage in Katalonien. Nach dem von Polizeigewalt überschatteten Referendum vom Wochenende über die Abspaltung der Region von Spanien ist die Ausrufung eines unabhängigen Staates deutlich näher gerückt. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy sprach dem vom Verfassungsgericht in Madrid untersagten Referendum der Katalanen am Sonntagabend jede Gültigkeit ab.

Der Euro musste zu nahezu allen wichtigen Währungen der Welt Verluste einstecken. Im Vormittagshandel rutschte der Kurs auf ein Tagestief bei 1,1735 US-Dollar, nachdem er in der vergangenen Nacht noch über 1,18 Dollar lag. „Am Morgen ist das Unabhängigkeitsreferendum ein klarer Belastungsfaktor, da die Separatisten eine deutliche Mehrheit erlangten und möglicherweise den Austritt aus Spanien und der EU, mithin der Eurozone erklären“, kommentierte Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Am deutschen Aktienmarkt kamen die Verluste des Euro dagegen gut an, denn die Waren der Unternehmen werden dadurch günstiger und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigt. Der Dax legte um ein halbes Prozent zu und übersprang sogar zeitweise die Marke von 12.900 Punkten. Damit war er nur noch rund 50 Zähler von seinem im Juni erreichten Rekordhoch entfernt. „Die Nähe zum Allzeithoch lässt die Anleger mutiger werden“, sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Der EuroStoxx50 verlor dagegen vor allem wegen Kursabschlägen spanischer Banken um 0,1 Prozent auf 3590 Punkte. Der Leitindex der Madrider Börse sackte um 1,2 Prozent ab. Die Aktien der spanischen Geldhäuser Banco Santander und BBVA büßten jeweils rund zwei Prozent ein.

Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank rechnet im weiteren Handelsverlauf aber nicht mit stärkeren Kursverlusten bei der Gemeinschaftswährung. „Solange der Konflikt in Spanien keinen Bruch mit anderen Eurozonen-Ländern auslöst, dürften die Auswirkungen auf den Euro daher begrenzt bleiben“, sagte sie.

Eine deutliche Marktreaktion zeigte sich auch im Handel mit spanischen Staatsanleihen. In einer ersten Reaktion gerieten die Kurse deutlich unter Druck und die Rendite für zehnjährige Papiere stieg zeitweise um etwa zwei Prozent auf 1,675 Prozent. Im Vormittagshandel beruhigte sich die Lage aber wieder etwas und die Rendite ging auf 1,653 Prozent zurück. Die Lage in Spanien sorgte auch allgemein für Verkaufsdruck am Markt für europäische Staatsanleihen.

Eine ganz ähnliche Entwicklung zeigte sich auch am spanischen Aktienmarkt. Der reagierte am Morgen nur kurz mit deutlichen Verlusten auf das Referendum über die Unabhängigkeit. Der Leitindex Ibex 35 sackte im frühen Handel um bis zu 1,38 Prozent ab, bevor er sich wieder berappelte und zuletzt nur noch 0,68 Prozent auf 10 311,20 Punkte einbüßte. Schlusslicht waren die Aktien des Finanzinstituts Banco de Sabadell mit einem Minus von mehr als 3 Prozent.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...