Finanzen

Bonds: Zinssätze für Südeuropa steigen, EU will Euro-Bonds

Nach den Wahlen in Italien steigen die Zinsen für die südeuropäischen Länder wieder enorm. Die Rendite für zweijährige Bonds aus Italien stieg um mehr als 18 Prozent. Dies beflügelt die Pläne zu einer Vergemeinschaftung der Schulden.
26.02.2013 11:01
Lesezeit: 1 min

Die ersten Reaktionen der Finanzmärkte auf den unbequemen Ausgang der italienischen Wahlen waren bereits in den ersten Morgenstunden zu spüren. Vor allem am Bondsmarkt machte sich die Unsicherheit über die politische Stabilität in Italien bemerkbar. Immerhin ist Italien die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und die verpasste Mehrheit Bersanis im Senat wird aller Voraussicht nach Neuwahlen notwendig machen und droht das Land politisch zunächst zu lähmen.

Dementsprechend stiegen die Zinskosten für italienische Anleihen massiv an. Die Rendite für zweijährige Bonds machte einen Sprung um mehr als 20 Prozent (auf 2,08%), die Zinskosten für Anleihen mit einer Laufzeit von 5 Jahren stieg um über 8 Prozent und für zehnjährige Papiere um 5,7 Prozent auf mittlerweile wieder 4,79 Prozent. Denkbar schlechte Voraussetzung für die noch am Dienstag anstehende Emission sechsmonatiger, italienischer Anleihen im Wert von 8,75 Milliarden Euro.

Auch in anderen südeuropäischen Ländern manifestierte sich das Ergebnis in Italien in den Refinanzierungskosten. Die Zinskosten für Spaniens zweijährige Anleihen kletterten auf 2,69 Prozent und die Rendite für fünfjährige (3,96%) sowie zehnjährige Bonds (5,28%) legte ebenfalls zu. Ein ähnliches Bild zeigte sich darüber hinaus auch in Portugal, dort stiegen die Zinskosten für zweijährige zwischenzeitlich beispielsweise um fast 10 Prozent.

Die steigenden Zinskosten für italienische Bonds sind nicht ohne Folgen. Bereits im vergangenen Jahr erreichten diese eine Höhe, die es der damaligen Regierung kaum mehr ermöglichte, die Schulden zu refinanzieren. Damals griff die EZB massiv in den Staatsanleihenmarkt ein, doch unter dem neuen Anleihekaufprogramm kann die EZB erst durch Bondskäufe die Zinskosten reduzieren, wenn Italien einen Bailout beantragen würde (und das kann sich die EU nicht leisten – hier).

Die Problematik der Refinanzierungskosten für immer mehr europäische Länder rückt auch wieder ins Zentrum der Planung der EU, gemeinsame Eurobonds einzuführen. Mittelfristig, in 18 Monaten bzw. in den kommenden fünf Jahren, „beabsichtigen wir eine tiefere Integration, die mit einer Änderung der Verträge einhergeht“, sagte Währungskommissar Olli Rehn auf einer Konferenz der Vorsitzenden des Finanzausschusses des EU-Parlaments in Dublin. Der Leitsatz der EU sei es, „dass alle Schritte in Richtung mehr Solidarität und gegenseitige Risikoübernahme mit mehr Verantwortung kombiniert werden müssen“, zitiert ihn der Irish Examiner. Dies bedeute, eine weiteres Teilen der haushaltspolitischen Souveränität und eine tiefere Integration bei der Entscheidungsfindung, fügte Rehn hinzu.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Nato-Staaten? Deutsche Sicherheitsexperten warnen vor Panikmache
11.04.2025

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Sicherheitsexperten kritisieren Alarmismus und Aufrüstung wegen eines möglichen russischen Angriffskrieges auf...

DWN
Politik
Politik Sondertribunal Den Haag wegen Ukraine Krieg: Putin nicht vor Gericht - Keine Aburteilung in Abwesenheit
11.04.2025

Ein geplantes Sondertribunal zur Untersuchung mutmaßlicher Aggressionsverbrechen Russlands gegen die Ukraine wird den russischen...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm: Vom ostdeutschen Sanierungsfall zum Marktführer
11.04.2025

Rotkäppchen-Mumm entwickelt sich wertmäßig bei Schaumwein und Wein deutlich über dem Marktniveau. Der Marktanteil ist mit 38 Prozent so...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Rückgang des Dollars setzt sich fort – ein Grund zur Sorge
11.04.2025

Der US-Dollar, jahrzehntelang Symbol wirtschaftlicher Stabilität und globaler Dominanz, verliert zunehmend an Strahlkraft – und das...

DWN
Panorama
Panorama Neue Pandemie der Kurzsichtigen: Augenärzte sprechen von einer Pandemie der Myopie
11.04.2025

Warum Augenoptik ein Handwerk mit großer Zukunft ist: Um 2050 wird Prognosen zufolge die halbe Menschheit kurzsichtig sein. Epidemiologen...

DWN
Politik
Politik Rebellion im Inneren – Republikaner stellen sich gegen Trumps Handelskrieg
11.04.2025

In der Republikanischen Partei gärt es: Immer mehr Abgeordnete und Senatoren wenden sich gegen Donald Trumps kompromisslose...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steuerentlastung 2025: Was geplant ist und wie Firmen sich vorbereiten können
11.04.2025

Mit der Bundestagswahl im Februar 2025 richteten sich viele Hoffnungen auf die neue Regierung unter Führung von Friedrich Merz (CDU/CSU)....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle haben sich trotz Rückzug versechsfacht: Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman warnt
11.04.2025

Die vermeintliche Entspannung auf dem globalen Handelsparkett nach der Ankündigung von Donald Trump, seine Zollerhöhungen temporär...