Finanzen

Oppenheim-Esch: Kölner Finanzskandal vor Gericht

Dem ehemaligen Führungsteam des traditionsreichen Bankhauses Sal. Oppenheim und ihrem früheren Geschäftspartner wird Untreue in besonders schweren Fällen vorgeworfen. Im Zentrum stehen drei fragwürdige Immobiliendeals und ein Schaden im dreistelligen Millionenbereich.
27.02.2013 11:33
Lesezeit: 1 min

Am Mittwoch startet vor dem Kölner Landgericht einer der größten Wirtschaftsstrafprozesse der Nachkriegsgeschichte. Angeklagt wegen Untreue in besonders schweren Fällen sind die ehemaligen Führungskräfte der Sal Oppenheim Bank, Christopher Freiherr von Oppenheim, Matthias Graf von Krockow, Friedrich Carl Janssen, Dieter Pfundt und der frühere Geschäftspartner der Bank, Josef Esch. Josef Esch war die graue Emminenz bei Oppenheim, auf ihn gehen die meisten seltsamen Deals zurück. Esch ist eine der Schlüsselfiguren des Kölner Klüngels. Er verwaltete Millionen von reichen Kölnern und verhalf ihnen zu bemerkenswerten Profiten.

Im Zentrum des aktuellen Verfahrens stehen vorerst drei Immobiliengeschäfte. Insgesamt geht es um einen Schaden im dreistelligen Millionenbereich.

Bei den drei Immobiliendeals handelt es sich in einem Fall um eine von der Bank Sal. Oppenheim gekaufte und zu kostspielig renovierte Kölner Villa, die zu billig vermietet wurde – an die Mutter von Christopher Freiherr von Oppenheim. So lag beispielsweise die Miete, die die Bank erhielt, bei jährlich 350.000 und damit deutlich unter Marktniveau. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass fast das Doppelte der gezahlten Miete möglich gewesen wäre. Die von ihm selbst zugesagte Teilübernahme der Baukosten in Höhe von drei Millionen Euro, hat Christopher von Oppenheim zudem nie an die Bank gezahlt.

Ein weiteres Beispiel ist ein Verwaltungsgebäude in Köln, das die Bank 2007 von einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts mietete –diese Gesellschaft ging jedoch ausgerechnet unter anderem auf die Bankleiter Matthias Graf von Krockow und Christopher von Oppenheim, den Aufsichtsratschef Georg Baron von Ullmann und ihren Partner Josef Esch zurück. Die später am Gebäude durchgeführten Umbauarbeiten führten zu einer Erhöhung der Miete um fast 100 Prozent, die damit deutlich über dem Marktwert lag, schätzt die Staatsanwaltschaft an. Das Problem: Der Mietvertrag läuft 30 Jahre und ist nicht vorher kündbar – der Schaden für das Bankhaus liegt hier in etwa bei 59 Millionen Euro.

Die Bank Sal. Oppenheimer blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück und war seit jeher eng mit gut betuchten Geschäftspartnern verbunden. Neben dem immensen Schaden durch die Immobiliengeschäfte der Angeklagten, brach vor allem die hohe Beteiligung an Arcandor (Karstadt/Quelle) der Bank das Rückgrat. Im Oktober 2009 entging die Bank nur knapp der Pleite und wurde von der Deutschen Bank aufgekauft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftliche Eskalation durch Trump-Zölle: Kommt jetzt die Wende für Europa?
22.04.2025

Zwei der einflussreichsten Ökonomen der Welt – Lawrence Summers und Olivier Blanchard – schlagen Alarm: Donald Trumps aggressiver...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft: IWF warnt vor Folgen von Trumps Zollpolitik
22.04.2025

Trumps neue Zolloffensive sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Der IWF sieht die globale Konjunktur in der Krise und senkt seine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Preis der Führungsdiplomatie: Zwischen Beziehung und Ergebnis
22.04.2025

Harmonie und Klarheit: Warum effektive Führung mehr verlangt als nur gutes Zuhören – und wie man den Spagat meistert.

DWN
Panorama
Panorama Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?
22.04.2025

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung –...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen
22.04.2025

Die Weltordnung bröckelt – auch auf den Währungsmärkten. Der Dollar, lange Zeit unangefochtener „König“ unter den...

DWN
Panorama
Panorama Einbruchschutz: So sichern Sie Ihr Zuhause wirksam
22.04.2025

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt wieder, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die meisten Täter geben nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold erreicht erstmals 3.500 Dollar
22.04.2025

Ein turbulenter Präsident, ein unter Druck stehender Notenbankchef – und Anleger, die das Vertrauen verlieren. Während Donald Trump...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Attacke auf Fed: Wenn Trump Powell unter Druck setzt, drohen wirtschaftliche Turbulenzen
22.04.2025

Am Gründonnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen – ein Schritt, der unter normalen Umständen das...